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An sich ist es ja so, dass mich musikmäßig die 60er und 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts insofern geprägt haben, als dass ich mit Deep Purple, Led Zeppelin, Black Sabbath, Uriah Heep und wie sie alle hießen aufgewachsen bin. Dank Ö3 einerseits und wunderbar gestalteten LP-Booklets begann ich mich alsbald für die Menschen zu interessieren, die hinter den Bandnamen standen.

Ich wusste also immer sehr genau, wer bei Frank Zappa gerade das Bassruder schwang, wann Robert Plant verkühlt war und dass Ian Paice für sein Schlagzeugsolo in „The mule“ je nach Lust und Laune unterschiedlich lang benötigte. Mangels Videoclips sah ich Musik damals mit völlig anderen Augen, genoss die Live-Konzerte meiner Heroes und sog jedwede Infos über Bonham, Osborne, Crosby, Stills, Nash, Young und Co auf wie heute Plenty das Wasser. Walter Richard Langer habe ich für seine Jazzsendung „Vokal, instrumental, international“ geliebt wie keinen Zweiten, unter anderem auch deswegen, weil er Details über die Musiker verriet, die eventuell nur noch Günther Schifter wusste – wer bei wem im Studio war, wer wen beeinflusste und wer wessen Liedgut aktiv mitgestaltete.

Besonders große Freude kam auf als in den ausgehenden 80ern und dann voll in den 90ern die Musikvideos en vogue wurden und man – abgesehen von Live-Konzerten – Musik auch anschauen konnte. Wobei mir persönlich nach wie vor Konzertmitschnitte am allerbesten gefallen, da kann ein Video noch so toll gestaltet sein. Obzwar – Ausnahmen bestätigen die Regel, siehe zum Beispiel Peter Gabriel oder die Dire Straits.

Wenn wir uns jetzt also langsam aber unsicher musikhistorisch der Neuzeit nähern, muss ich zugeben, dass sich mein Interesse an den aktuellen Musiktiteln schon etwas abgekühlt hat. Das mag daran liegen, dass das heute produzierte Gros schlicht und ergreifend Dreck ist, dass sich die wirklichen Musiker immer schwerer tun Aufmerksamkeit zu erheischen und dass man seitens der Radiosender – und zwar ausnahmslos – überhaupt nichts mehr über die Menschen dahinter erfährt. Ja, es werden nicht einmal mehr die einzelnen Titel angesagt, sodass quasi alles in den Sümpfen der musikalischen Anonymität versinkt, ja geradezu versinken muss. Okay, warum ich nicht mehr erfahre, wer bei welchem Lied jetzt am Schlagzeug sitzt oder das Trompetensolo schmettert, weiß ich mittlerweile, gute Schlagzeuger und Trompetenspieler sind rar geworden in elektronischen Zeiten wie diesen, bekommt man doch GarageBand & Ähnliches beim Kauf eines Computers gratis mitgeliefert, wozu also noch richtige Menschen?

Das daraus resultierende Problem liegt auf der Hand: Ähnlich wie bei Lebensmittel macht sich eine unbändige Sehnsucht nach früher breit, wo alles noch natürlicher, echter und ehrlicher war. Kein Wunder also, wenn Springsteen, Anderson und all die anderen alten Recken auch heute noch für ausverkaufte Häuser sorgen.