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Austropop ohne peinlich, dafür mit echt leiwaund!

Harald Baumgartner singt im oberösterreichischen Dialekt, seine Texte sind voller Spitzen, sehr aktuell, und voller Humor. Sein brandneues Album „Melancholérisch“ zeigt, was der Oberösterreicher draufhat, nämlich Songwriting auf höchstem Niveau, kreative Arrangements, aktuelle Themen.

Harald Baumgartner ist im August 1984 in Vöcklabruck (Oberösterreich) geboren, lernte Geige, Waldhorn und E-Bass und kam dann erst zum Singen. Baumgartner hat das dann aber auch richtig gelernt, studierte Jazz- und Pop-Gesang. Der freischaffende Liedermacher war Preisträger bei der „Shure Voice Competition“ in Montreux (Schweiz) und des „Jazzfest Wien Voice Awards“. Er war übrigens auch Backgroundsänger beim Eurovision Songcontest 2013 in Malmö und war Finalist bei der TV-Musikshow „Herz von Österreich“. Mit seiner Musik will Harald Baumgartner „kein bestimmtes Genre und noch weniger irgendwelche starren Formate bedienen, sondern einfach die Leute berühren, zum Lachen, zum Weinen oder zum Nachdenken bringen, am besten alles auf einmal.“ Und das ist ihm auf seinem neuen Album „Melancholèrisch“ eindrucksvoll gelungen.

Auch wenn die alten Granden des Austropop von Danzer bis Fendrich stets präsent sind – Andy Baum ist auf der Downtempo-Ballade „Wir“ sogar persönlich mit von der Partie – wird schnell klar, dass hier etwas Neues entstanden ist. Schon der unerhört groovige Opener „Weichei“, der beattechnisch zwischen Justin Timberlake, Pharrell Williams und Stevie Wonder angesiedelt ist, setzt ein eindeutiges Zeichen. Harald Baumgartner ist hier nicht angetreten, um Althergebrachtes zu verwalten, sondern um ein Genre, das scheinbar von einer ganzen Generation verschlafen wurde, doch noch auf die Höhe des neuen Jahrtausends zu bringen. Er selbst erzählt, er hätte auf „melancholèrisch“ einfach nur gemacht, wonach ihm der Sinn steht – in der österreichischen Musikwelt mittlerweile eine wohltuende Ausnahme. Und dass er das alles auch verdammt gut gemacht hat, muss einen kaum wundern. Von Marianne Mendt, der Grande Dame des Wiener Jazz, über Musical-Guru Drew Sarich, mit dem in Berlin das hitverdächtige Duett „Braucht uns ned wundern“ aufgenommen wurde, bis hin zu den Brachialo-Rockern von Krautschädl hat sich Harald Baumgartner in den letzten Jahren mit allen Größen der Szene die Bühne geteilt. Herz von Österreich Jurorin Stefanie Werger hatte zumindest soweit Recht behalten, als sie ihm – offenbar völlig unwissend, wer da vor ihr steht – das Zeug zu jenem großartigen Sideman attestierte, als der er in der restösterreichischen Musiklandschaft ohnehin längst bekannt war. Als sie dann im Finale, in dem Harald Baumgartner schließlich ganz ohne Quetschn, dafür aber mit ordentlich Pfeffer im werten Hintern den grandiosen dritten Platz erreichte, doch noch ihr Urteil revidierte und ihm das Zeug zum neuen Frontmann der Austro-Szene zusprach, mochte das wohl vor allem ihrer eigenen Ehrenrettung gedient haben.

Die letzten Jahre, in denen sich der Sänger, Bassist und Liedermacher als einer der umtriebigsten und vielfältigsten Musiker des Landes entpuppt hat, haben auf seinem Debüt jedenfalls hörbar Spuren hinterlassen. So spannt er darauf ganz selbstverständlich einen unglaublich weiten Bogen, der dank der souligen Stimme und nicht zuletzt der ausgebuchsten Texte jedoch immer schönrund bleibt. Da vereinen sich in feinster Motown-Manier dahingroovende Tracks wie „Weichei“ widerspruchslos mit schön schrummelig-oldschooligen Band-Tracks wie „Weil Kinder wissen“, kantigeren Rockern wie „Braucht uns ned wundan“ und endlich sogar einem superhippen Remix der Single „Immerwieder“ – den übrigens niemand geringeres als die dancefloor-affinen Parov-Stelar-Spezis von La Rochelle gebastelt haben – zu einer feinen Melange. Als ein Album, das bei aller Vielfalt niemals den Fokus aufs Wesentliche verliert und sich so ganz prima dazu eignet, von vorne bis hinten durchgehört zu werden, fällt „melancholèrisch“ erfrischend aus dem Zeitgeist.

Daneben schafft es Harald Baumgartner in seinen Texten, seine Vorgänger nicht zu vergessen, aber dabei doch stets die alte Tradition entscheidend weiterzuspinnen. Die alten Themen und Motive des Austropop kommen da in neuem poetischen Gewand daher und werden noch um zeitgemäßes und durchaus sozialkritisches Material erweitert, das aber nie Gefahr läuft, in die Banalität der Tagespolitik abzurutschen. Bestes Beispiel ist hier die Single „Immerwieder“, die es schafft zum treibenden Reggae-Beat auf die mediale Ausbeutung der dritten Welt zu reflektieren, ohne  aber die in dieser Causa altbekannte, moralinsaure Geste des ausgefahrenen Zeigfingers zu bemühen.

Baumgartners große Stärke liegt aber vor allem in seinem feinen Gespür für lyrische Formulierungen und stimmungsvolle Bilder, die in ihrer ganz eigenen Ästhetik der Banalität des Alltags, der sie sich oftmals widmen, direkt entgegenstehen – so zum Beispiel im wunderschönen „Wir“ oder auf  „I wü woana“.

Auf „melancholèrisch“ feiert mit Harald Baumgartner ein beeindruckender Künstler sein längst überfälliges Solodebüt, mit dem er einen brillanten Beweis dafür vorlegt, dass die heimische Popszene viel mehr kann, als die alten Ragouts wieder aufzukochen oder mit folkloristischem Retortentechno und unbeteiligter Einheitscoolness vor dem Mainstream in die Knie zu gehen.

Am Freitag 2. Mai 2014 gibt Harald Baumgartner ein Releasekonzert in Wohnzimmertrio-Besetzung im Café Schmid Hansl, Schulgasse 31, 1180 Wien –Beginn ist um 20 Uhr.

Mehr findest Du hier: https://www.facebook.com/events/741287965893203/

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