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Die Zeitung, ein Nachruf von Michael Fleischhacker

Das Gerücht, dass die Zeitung gestorben sei, hält sich hartnäckig. „The Economist“ veröffentlichte die Todesnachricht bereits am 24. August 2006: „Who killed the Newspaper?“ fragte das renommierteste Nachrichtenmagazin der Welt auf der Titelseite. Journalist Michael Fleischhacker ging dem Gerücht nach und stieß auf eine krisengebeutelte Branche.


fleischhacker zeitung coverEine Finanz- und Wirtschaftskrise später lebt die Zeitung immer noch. Aber es sind Untote, die den Markt bevölkern. Die großen Flaggschiffe der Gutenberg-Welt machen schon lange keine Gewinne mehr. Entweder verzehren sie das Vermögen ihrer Eigentümer-Stiftungen, oder sie wurden zum Spielzeug russischer Oligarchen.
Das Ende der Gutenberg-Galaxis ist unabwendbar, auch wenn sich die Zeitungsverleger noch mit Mark Twains berühmtem Diktum trösten, wonach die Nachrichten von seinem Tod stark übertrieben seien.
Tageszeitungen verfügen über kein valides Geschäftsmodell mehr. Und sie werden keines finden, so lange ihre Eigentümer den absurden Versuch unternehmen, im Netz so weiterzumachen, wie sie es auf Papier gelernt haben. Das Prinzip Zeitung kann nur weiterleben, wenn die Medienunternehmer aufhören, sich an die gedruckte Tageszeitung zu klammern. Ihr Versuch, sie nach den Regeln des skalenorientierten Industriekapitalismus am Leben zu erhalten, wird ihren Tod nur beschleunigen.
Nach der Zeitung ist vor der Zeitung. Die Rede von der „Gutenberg-Parenthese“ macht das deutlich. Was jetzt kommt, war schon da, bevor der Siegeszug des gedruckten Wortes begann: Das vielstimmige Gespräch von Menschen, die Interessantes zu erzählen haben, auf dem digitalen Marktplatz.

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Der Autor

Michael Fleischhacker © Kurier
Michael Fleischhacker © Kurier

Michael Fleischhacker, geb. 1969, ist Journalist und schreibt unter dem Titel „Über Gott und die Welt“ eine wöchentliche Kolumne in der Kurier-Freizeit, bis Oktober 2012 war er Chefredakteur der Tageszeitung „Die Presse“, zuvor hatte er in den Redaktionen des „Standard“ und der „Kleinen Zeitung“ gearbeitet. Zu seinen Publikationen zählen u.a. ‚Politikerbeschimpfung. Das Ende der 2. Republik‘ (2008).

Michael Fleischhacker, Die Zeitung – Ein Nachruf, Verlag Brandstätter, 208 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-85033-655-0 und 978-3-85033-795-3 (E-Book), € 19,90, sfr 28,50

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