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Georg Breinschmid schüttet sein Füllhorn an Ideen in ein brandneues Doppel-Album

Wer schafft den Spagat zwischenJazz undWienerlied,Reggae undFolk,Blues undKlassik? Ganz klar – der Ex-Philharmoniker, der virtuose Kontra- und E-Bassist, der geniale Komponist, pfiffige Textschreiber und berührende Sänger Georg Breinschmid. Sein brandaktuelles Doppelalbum gibt es seit gestern.

Weil die Ideen und Lieder nur so aus Georg Breinschmid heraussprudeln, musste es ein Doppel-Album werden – „Double Brein“ (Preiser Records). Dass es zu diesem Album überhaupt kam, verdanken wir einem Refrain, der Breinschmid beim Spaziergang einfiel, und der ihn aus seiner bisher schlimmsten Krisenzeit hievte. Daraus entstand das rundum gelungene Doppelalbum.

Musik – unendliche Weiten

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Georg Breinschmid tanzt Traum © Julia Wesely

Wir schreiben das Jahr 2014 und dringen mit Double Brein in unbekannte musikalische Gegenden vor und ein, die uns neue Erkenntnisse bringen. Erkenntnisse, wie originell und originär zugleich Musik sein kann. Dabei stand zu Beginn Georg Breinschmid, dem Mann mit Hut am Kontrabass, eine scheinbar unüberwindbare Krise im Weg, überhaupt nur daran zu denken Lieder für ein neues Album aufzunehmen. Ein Refrain, bei einem Spaziergang ersonnen, löste schließlich diese Hürde: „Und die Lösung steht direkt vor mir / nur i siach´s ned, nur i siach´s ned…“. Daraus entstand recht schnell ein Lied, ein Studiotermin, ein Füllhorn an Ideen, ein Doppelalbum, mitfinanziert durch Crowdfunding.

Seit viel zu langer Zeit schon wird Musik in E und U eingeteilt, was weder zutreffend noch erhellend, dafür aber allemal praktisch ist, wie im Falle von Double Brein. Auf CD2 gibt Klassik den Ton an, auf CD1 hören wir gesungene Lieder und Instrumentalstücke in einer kolossalen Bandbreite von Jazz bis Wienerlied bis Reggae bis Folk bis Blues und – ach! – eine wahre Wundertüte liefert Georg Breinschmid hier ab. Sein Vermögen, all das auf höchstem Niveau zu vermengen und aufzubereiten ist allerdings nie eine bewusste intellektuelle Überlegung gewesen: „Es klingt fast klischeehaft, wenn man das sagt, aber es gab für mich immer nur eine Musik, egal wie es etikettiert war. Ich bin erst mit den Jahren draufgekommen wie sehr die einzelnen Musikrichtungen soziale Unterschiede bedeuten oder Cliquenbildungen generieren und gesellschaftspolitische Dinge mitspielen, die mit der jeweiligen Musikrichtung verbunden sind. Insofern hoffe ich, mir diesen frischen, unbekümmerten Zugang zur Musik erhalten zu haben.“

Unbekümmertheit auf der Einser-Scheibe

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CD1

Und genau diese Unbekümmertheit hält auf Double Brein mit 15 Eigen- und Co-Kompositionen auf der Einser-Scheibe Einzug, egal ob im personell neu formierten Brein’s Café mit Vladimir Karparov/Gerald Preinfalk (Sopran Sax) und Antoni Donchev (Piano) oder mit seinem kongenialen langjährigen Duo-Partner Thomas Gansch (Trompete, Gesang), und egal ob im Verbund mit Benjamin Schmid (Violine) und Diknu Schneeberger (Gitarre) oder mit Franck Tortiller (Vibraphon) und Michael Hornek (Piano), bzw. im Traditional „Kopanitsa“ – erstmals! – mit Wiener Folk-Musikern. Letzteres ist übrigens ein Produkt einer Jam Session beim Wirten ums Eck, sorgfältig editiert für den aufgeschlossenen CD-Player. Der Einstieg in diese wunderbar tönende Ideenflut von Georg Breinschmid erfolgt mit einem Samba, frei nach dem Motto „die Liebe ging, der Samba blieb“, gefolgt von einem neuen Musette-Walzer mit Happy Ending. Danach geht es ab in den Tour-Bus, gelenkt vom Busfahrer Gabriel.

Um sämtlichen Missverständnissen vorzubeugen

Textinhaltlich handelt es sich definitiv nicht um eine musikalische Reisetruppe auf den Weg nach Wien zum Eurovisions Song Contest 2015 (schließlich, wie bereits eingangs erwähnt, schreiben wir das Jahr 2014). Very groovy indeed! In diesem Sinne zwischen Groove und Wahnsinn angesiedelt befinden sich auf CD1 noch einige weitere diesbezügliche Co-Kompositionen mit Thomas Gansch, z.B. „Reich & Schön / Waltz of the Idiots“ (um Missverständnisse vorzubeugen: Nein…!) oder der triumphale Gassenhauer „Brein in da Koffihaus“ (aus der beliebten Reihe „Das Leben könnte ein Hit sein“) mit schönem Gruß an Herrn Verdi. Ein Novum hoch Zwei, handelt es sich dabei doch um den ersten Reggae des Duos und außerdem spielt Gansch hier Gitarre und lässt die Trompete ruhen. Fuck! – Und eine Pointe gibt es auch. Und am 1. Dezember 2014 musizieren Georg Breinschmid und Thomas Gansch auf der großen Bühne im großen Saal des ehrwürdigen Wiener Konzerthauses. Wenn das kein bester Anlass ist, in die altehrwürdige Bundeshauptstadt zu reisen?

Der Groove – oder ist es der Irrsinn?

Ja der greift freilich auch in anderen Besetzungen, z.B. im musikalischen Leckerbissen „Fifteen Schnörtzenbrekkers are better than none“ mit Franck Tortiller und Michael Hornek. Jazz hat schon lange nicht mehr so gut gerochen wie in dieser Breinschmid-Komposition. Eine weitere Seite entfacht Georg Breinschmid in den stillen, melancholischen und musikalisch reduktionistischen Momenten. Die zwei Herzstücke von Silberscheibe1, „Wunder“ (jenes Lied, das Georg Breinschmid aus seiner bisher schlimmsten Krisenzeit hievte) und das Lebenssinn suchende „Danke“, stellen sich als berührende Momentaufnahmen eines Sängers dar, der sich selbst am (Kontra- und E-)Bass begleitet, einige Collagen inklusive. „Wunder und Danke waren die ersten Stücke, die ich bewusst für die CD aufgenommen habe. Wunder ist zudem eines meiner ersten Lieder, das textlich gänzlich von Humor befreit ist.“ Fehlt noch ein Teil-Aspekt von CD1: Der Blues muss ein Wienerlied sein (heißt es ab und an), und manchmal ist er musikalisch sehr leicht zu orten, der Blues, z.B. nächtens in der Küche (die wiederum überall sein kann). Jedenfalls, Antoni Donchev spätabends solo am Piano, das kann was. Die geografische Ortung ist ebenfalls ein Fixpunkt in der Breinschmid’schen Diskografie. Nach „Midnight in Heanois“ (aus: Wien bleibt Krk; 2008) und „Schnucki von Heanois“ (aus: Brein’s World; 2010) gibt es nun die Fortsetzung der Hernalser Trilogie mit „B’soffm in Heanois“, einem Wienerlied-Blues für Geeichte.

„Alles Klassik, oder was?“

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CD2

Unser Zwischentitel könnte fast schon als Untertitel für CD2 herhalten. Der große Repertoire-Fundus von Georg Breinschmid brachte es mit sich, auf Double Brein eine ganze Silberscheibe seinem ganz persönlichen Zugang zur Klassik zu widmen. Zur Erinnerung: Des Kontrabassisten erste Musikerkarriere war eine Fixanstellung als Wiener Philharmoniker, später folgte der abrupte Wechsel zum Jazz, zunächst als Sideman, dann die Jahre beim Vienna Art Orchestra und schließlich die Gegenwart. „In irgendeiner Form ist die Klassik immer ein Teil meines Spiels und Denkens gewesen, aber ich habe sie nicht sehr bewusst gepflegt die letzten Jahre. Im vergangenen Sommer habe ich mein erstes nicht improvisiertes Konzert seit 16 Jahren gespielt. Generell liegt in der Luft, dass man sich von der streng notierten Urtextklassikauffassung entfernen will – und das passiert ja auch gerade.“

Orgasmus in klassischer Musik

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Die Ideen fließen wie Wasser im Regen © Julia Wesely

Am Anfang der Zweier-Scheibe steht der „Mephistowalzer Nr. 1“ von Franz Liszt, aufgenommen mit den Janoska-Brüdern Frantisek (Piano) und Roman (Violine). Liszt baute dieses Faust-Thema zu einem mitreißenden Höhepunkt auf, was auch als erste Darstellung eines Orgasmus in klassischer Musik gilt. Neben zwei weiteren Liszt-Stücken („Romance“, „Consolation“) spielt Breinschmid mit seinen exzellenten Musikerfreunden Tommaso Huber (Akkordeon), Sebastian Gürtler (Violine), Benjamin Schmid (Violine), Emil Spanyi (Piano), Thomas Dobler (Vibraphon), Diknu Schneeberger (Gitarre), sowie mit Brein’s Café und mit seiner neuen Streicherbesetzung Strings & Bass (Florian Willeitner, Johannes Dickbauer, Matthias Bartolomey) Stücke von J.S.Bach, G.Verdi, F.Kreisler, V.Monti. Vom jungen Passauer Geiger Florian Willeitner stammt das grandiose „Irish Wedding in Bucharest“ und Breinschmid selbst beweist sich vierfach ebenfalls als Klassik-Komponist. „Für mich persönlich ist es wahnsinnig wichtig, Musik zu schreiben. Ob das jetzt unter Klassik fungiert oder nicht – darüber habe ich nie nachgedacht. Vom Wesen dieser Stücke und von den Besetzungen her haben einige davon auf die Klassik-Seite gepasst. – Mir macht es einfach Spaß auch klassische Stücke improvisatorisch anzugehen. Ich möchte mich aber nie mit Bach oder Liszt messen.“

Nach zweieinhalb Stunden Spieldauer endet Double Brein, diese Nahrung der Seele, und die Gewissheit reift, dass in 100 Jahren oder so einige Musiker erklären werden, sie wollen sich nie mit Breinschmid messen, anders formuliert:Ist der Breinschmid einmal in Fahrt, wird es einem nicht mehr fad.

Manfred Horak

Mehr findest Du hier: http://www.georgbreinschmid.com/gb/ und https://www.facebook.com/georg.breinschmid

 

Georg Breinschmid live

1. Dezember 2014 – Konzerthaus Wien – Großer Saal mit Thomas Gansch

5. Dezember 2014 – SALZBURG Winterfest mit Thomas Gansch

Alle Breinschmid-Termine findest Du hier: http://www.georgbreinschmid.com/gb/?page_id=2590

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