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Neues aus der Scheibenwelt – von Blues und Rock über Electronic bis Schlager

Eure Ohren werden Augen machen: wieder sind 20 Silberlinge aus dem Universum der Klänge, Rhythmen und Melodien auf der Scheibenwelt gelandet. Wir haben sie bunt gemischt und wünsche euch ie eine oder andere Entdeckung beim Scrollen durch die Neuerscheinungen plus Livetermine.

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Down Town Blues Vienna | Live im Tunnel | Nach zwölf Jahren Pause hat sich die Band um Sänger & Harp-Spieler Jürgen Rottensteiner und Gitarrist Michael Berger wieder zusammen gefunden. Eine kleine Umbesetzung war notwendig, weil der frühere Drummer nach London ausgewandert ist. Der Neue ist Robert ‚Bertl‘ Baumgartner, der auch schon für die EAV, für Ostbahn Kurti und Alkbottle getrommelt hat. Am Bass spielt weiterhin Werner Karall, der daneben auch für Bruji, Route 66, Peter Kern und Willi Resitarits tätig war.

Stilistisch bewegen sich DTBV irgendwo zwischen den frühen Rolling Stones und Stevie Ray Vaughn – Blues-Rock mit einer Prise Soul. Es wird gecovert, aber mit DTBV-typischen Arrangements. Selbst Popsongs wie „Ain´t No Sunshine“ müssen daran glauben und verlieren so ihre Unschuld. Gespielt werden Kompositionen von Mose Allison, B.B. King, Robert Johnson, CCR, Rolling Stones, Led Zeppelin, John Mayall, Bill Withers u.v.m. Im Vordergrund steht die Spielfreude und der Spaß soll auch für das Publikum nicht zu kurz kommen.

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10. August 2017, Local Bar in Wien. Down Town Blues präsentieren ihr Album live. Michael Berger, Robert Bertl Baumgartner, Jürgen Rottensteiner, Werner Karall (v.l.) © Andreas Lepsi

Homepage: http://downtownbluesvienna.jimdo.com/

Facebook:   https://www.facebook.com/Down-Town-Blues-Vienna-1023085037711390/ (die Burschen freuen sich sehr über jedes LIKE)

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Randy Newman | Dark Matter | Dark Matter ist nach neun Jahren der Nachfolger zum viel beachteten Album Harps And Angels von 2008, das der Guardian seinerzeit für seine ‚prächtigen Melodien, sein verheerendes Pathos und seine dornigen und ironiegetränkten Charakterbeschreibungen‘ lobte und es das ‚Werk eines wahren Meisters der volksnahen Songs‘ nannte.

Zu den Ehrungen, die Randy Newman im Laufe der Jahre entegennehmen konnte, gehören sechs Grammys, drei Emmys und zwei Oscars. 2002 wurde er in die Songwriters Hall Of Fame aufgenommen, 2013 folgte die Aufnahme in die Rock’n’Roll Hall Of Fame. Im selben Jahr erhielt er den Ivor Novello PRS for Music Special International. Im Juni 2014 wurde ihm der Song Lyrics of Literary Excellence Award durch die PEN-Sektion New England verliehen.

Dark Matter wurde in Los Angeles aufgenommen und von den langjährigen Newman-Vertrauten Mitchell Froom, Lenny Waronker und David Boucher produziert. Die neun Songs des Albums umfassen unter anderem den Song Putin der bereits 2016 digital erschien, sowie Songs über die Kennedybrüder, über Sonny Boy Williamson, die Auseinandersetzung zwischen Wissenschaft und Religion, über Liebe und Verlust und vieles mehr. Randy Newman, wie man ihn mag eben.

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Coast Modern | Coast Modern | Was lange währt… Coast Modern veröffentlichen endlich ihr Debüt! Mit ihren bisherigen Singles konnten Coleman Trapp und Luke Atlas, aka Coast Modern, bereits über 30 Millionen Streams verbuchen. Nun liegt ihr selbstbetiteltes Debüt vor.

Nach ihrer ersten Single Hollow Life hat das Duo in ihrer kurzen Zeit des Bestehens, bereits eine handvoll weiterer grandios-kurioser Tracks veröffentlicht. Das hymnische Animals zum Beispiel oder das sommerliche Guru oder den Ohrwurm The Way It Was (alle Tracks schafften es an die Spitze der Hype Machine Charts).

Das im kalifornischen L.A. beheimatete Duo kommt mit erfrischend unbefangenen Sounds um die Ecke. Inspiriert von der Bewunderung für Außenseiter-Alternativebands und geleitet vom furchtlosen Ethos modernen Hip-Hops, machen Luke Atlas und Coleman Trapp progressiven Alternative-Pop.

Und so entstand das Album: Nur mit einem Rucksack und einem Kassettenrekorder ausgerüstet, floh Coleman aus seiner übersättigten Heimatstadt in die bergige Abgeschiedenheit von Denver, Colorado. Was eigentlich nur ein kurzer Urlaub sein sollte, um dem Kopf freizubekommen, wurde zu einem monatelangen Aufenthalt, in dem Coleman in einem Laden für gebrauchte Instrumente arbeitete und die einfachen Freuden eines Lebens genoss. Ohne den Druck, auf Knopfdruck schreiben zu müssen, begann er, mit einer Akustikgitarre herumzuprobieren und spätabends spontan herausgeschleuderte Liedchen mit seinem alten Kassettenrekorder aufzunehmen. Die pure Freude, nur für sich selbst zu schreiben, brachte Coleman eine Erkenntnis: vielleicht hatte er einen Weg übersehen, der die gesamte Zeit vor ihm gelegen hatte.

Schon bald fand Luke in seinem Posteingang Sendungen mit Songs – oder besser: kratzigen Kassettenaufnahmen – vor. „Ich gab zunächst nicht wirklich viel auf diese Songs, weil sie so anders waren. Dann merkte ich jedoch, dass sie mir nicht mehr aus dem Kopf gingen“, erinnert sich Luke, der wenig später aus einer Laune heraus begann, eine Produktion um einen der akustischen Songs zu stricken und zurück an Coleman zu schicken. Und so ging es hin und her. 

Das gelungene Ergebnis ist das vorliegende Album.

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John Kameel Farah | Time Scetches | Barocker Kontrapunkt, arabische Melodien und Rhythmen, freie Improvisation, ambienter Minimalismus sowie alle Formen von elektronischer Tanzmusik gehören zur Handwerkspalette des Pianisten und Komponisten John Kameel Farah; man könnte seinen Kompositionsstil als “Maximalismus” bezeichnen.

Farah, sowohl virtuoser Pianist als auch einfallsreicher Produzent von elektronischer Musik, schichtet farbenfrohe Sounds und Polyrhythmen auf einander, um entrückte Orchesterlandschaften zu errichten. Das Ganze ist mehr als eine Sammlung von Tracks: Time Sketches ist eher eine Art symphonischer Zyklus in zehn Sätzen, dessen abschließende Fantasia mehrere Jahrhunderte zu überbrücken vermag. Farah setzt dabei das Klavier zusammen mit einer Reihe von Synthesizern und elektronischen Instrumenten ein. Er ist ein Beispiel der neuen Generation von nordamerikanischen Komponisten, dessen höchst expressiver Musikstil ein Zusammenleben von dramatischer Schilderung und abstrakter Vielschichtigkeit erlaubt.

Die Aufnahmen zu Time Sketches stellen ein großes Experiment für John Farah dar. Das Album dreht sich um die ausgedehnte, Zwölf-Minuten-lange Fantasia, die ursprünglich im Auftrag der Western Front Society in Vancouver komponiert wurde. John hat das Werk überarbeitet und zusammen mit neun zusätzlichen Tracks in nur einem Monat in einem Konzertsaal in Hannover für das Label Neue Meister aufgenommen. Normalerweise dauert ein solcher Prozess einige Jahre. Der einmalige Aufnahmeort dieses Projekts spiegelt sich in der einzigartigen Atmosphäre und der Dramaturgie des ganzen Albums. Farah ist zudem ein erfolgreicher bildender Künstler, weshalb zu Time Sketches ein umfangreiches Booklet mit Tuschezeichnungen zu jedem einzelnen Musikstück geliefert wird.

Mehr über John Kameel Farah findest du hier http://www.johnfarah.com/

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Dawn Of Disease | Ascension Gate | Dawn Of Disease pflügen sich seit 2003 als Schwergewicht durch die deutsche Death Metal-Szene. Mit unerbittlichen Groove und raspeligen Riffsägen frönen die Osnabrücker der schwedischen Schule: Bloodbath und At The Gates stehen 2017 Pate für Dawn Of Disease’s Trommelfellzermürbung. Zumindest vom Sound her – denn mit der top Produktion auf ihrem brandneuen Album Ascension Gate kapseln sich die Kerle ab von der altbewährten Räudigkeit vergangener Death Metal-Tage. Packende Gitarrenarbeit und betörende Melodieführungen stehen im Fokus. Ein Hurrikan aus Blastbeat-Drums und das gigantische Gurgeln von Tomasz Wisniewski entfachen das Feuer, das ihren Todesstahl schmiedet.

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Nach etwas Wellengang im Line-up sind die Osnabrücker mit ihrer Neugründung 2009 komplett auf Konfrontationskurs gegangen. Handbremse gelöst: Es folgten die monströsen Scheiben Legends Of Brutality und Crypts Of The Unrotten. Schließlich hinterließen sie mit Worship The Grave 2016 einen tiefen Schatten in der immer prächtiger gefüllten Szene. Aber das hier ist kein bloßes Aufkochen halbgarer Vintage-Gefühle, sondern pure Leidenschaft und Leben für Death Metal. Das zeigt allein ihr wahnsinniger Output: Nur ein Jahr nach dem letzten Werk nun Acsension Gate, der vierte Bombenhagel ihrer grantigen Riffgewalten.

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Lal & Mike Waterson | Bright Phoebus | Die Plattensammler unter unseren LeserInnen werden wissen, dass es da draußen eine Menge verlorengegangener Meisterwerke gibt. In geringer Auflage gepresst und heute weitestgehend vom Schallplattenmarkt verschwunden, tragen diese Alben Legendenstatus. So auch das Folk-Album Bright Phoebus der Briten Lal & Mike Waterson. Es erschien 1972, als die Gruppe The Watersons getrennte Wege ging und die Geschwister Lal und Mike sich als Duo zusammentaten. Von den Fesseln der orthodoxen Folk-Schule gelöst, begaben sich Lal und Mike gemeinsam auf neue Wege und schufen einen Meilenstein des Noir-Folk.

Anfang August veröffentlicht Domino nun Bright Phoebus nach 45 Jahren erstmals neu. Auf Basis der Original-Aufnahmen ist diese Neuauflage unter der Aufsicht von Lals Tochter Marry Waterson und dem Folk-Experten David Suff remastered worden. Das Album gibt es auch zusätzlich als Special Edition, die zwölf, zuvor nie zuvor veröffentlichte, Demo-Aufnahmen sowie Liner Notes des renommierten Musik-Journalisten Pete Paphides enthält.

Zu den bekennenden Fans von Lal & Mike Waterson gehören Arcade Fire, Stephen Malkmus, Billy Bragg, Jarvis Cocker und Richard Hawley. Letzterer performte im Jahr 2013 selbst auf der „Bright Phoebus Revisited Tour“. Mit der Neuauflage dieses Klassikers wird sich die Zahl der Bewunderer sicher weiter erhöhen.

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Grizzly Bear | Painted Ruins | In der Vorwoche erschien mit Painted Ruins das neue Album des US-Quartetts Grizzly Bear beim Sony Music-Label RCA Records. Es ist das fünfte Album der Band und enthält elf Stücke, darunter die vorab veröffentlichten und von der Presse gefeierten Songs Three Rings, Mourning Sound, Four Cypresses und Neighbors.

Die Bandmitglieder verbrachten den größten Teil der vergangenen zwei Jahre mit dem Schreiben und der Produktion der Songs.

Und die zwei Jahre waren keine verlorene Zeit, wie man hört.

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Tagtræumer | Unendlich Eins | Wie eine total verrückte Geschichte geht? So zum Beispiel: Eine Band aus fünf Freunden, alle um die 20, veröffentlicht ein Album, das ihnen nicht nur eine Top-5-Platzierung in den Charts einbringt, sondern obendrein eine Auszeichnung als „Band des Jahres“ beim wichtigsten Musikpreis Österreichs. Und weil’s so schön ist, erhält natürlich auch gleich ihre erste Single Gold-Status. Fast zu schön, um wahr zu sein – und doch passiert. Tagtræumer nämlich, mit ihrem ersten Album „Alles OK“ (2015). 

Mit Anfang 20 zur Ruhe setzen war dann aber irgendwie doch keine Option, und so entschieden sich die Freunde nach einer Tour und unzähligen Promotionterminen erst einmal für die zweitbeste Variante: Urlaub. „Und dann saßen wir in der ‚Casa Mango‘ zwischen Orangen- und Zitronenbäumen, mit einem Sonnenuntergang, in den man sich einfach verlieben muss – und schrieben neue Songs“, erinnert sich Sänger Tom. Songs, aus denen ein Album geworden ist: Unendlich Eins ist jetzt auf der Scheibenwelt gelandet.

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Trailer Trash Tracys | Althaea | Wer das Londoner Duo Trailer Trash Tracys noch nicht kennt, wird sie wegen ihres Bandnamens womöglich leichtfertig für eine Punk-Rock Combo halten. Doch weit gefehlt. Susanne Aztoria und Jimmy Lee zeichnen sich durch das kunstvolle Vermischen von Stilen wie Synth-, Dream- und Shoegaze-Pop aus. Nun legen die beiden ihr neues Album Althaea vor.

Auf Althaea finden sich eingängige Songs wieder, die den Rahmen des traditionellen Pops sprengen. Intuition geht hier Hand in Hand mit Ausgelassenheit. Undogmatisch, eigenwillig und verführerisch ist der erste Song aus dem Album. Eden Machine ist beeinflusst von philippinischer Karnevals-Musik, lateinamerikanischen Rhythmen und dem japanischem Tropical Pop der 1980er

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Schon mit ihrem Debütalbum Ester machten die Trailer Trash Tracys vor fünf Jahren deutlich, dass sie sich dem Musikmachen lieber auf eine eher unkonventionelle Art nähern. In ihre feine Balance aus Chaos und Regelwerk flossen damals neben der Solfége Tonlehre auch Sufi-Poesie ein. Singles wie Strangling Good Guys oder You Wish You Were Red zeugen von ihren Qualitäten. Auf Althaea bewegt sich die Band mutig weiter auf diesen Pfaden. Um eine spirituelle Note verfeinert laden die zehn neuen Songs ein, immer wieder gehört zu werden. In ihrem Neonlicht treffen sich Futurismus und die ganz besondere Trailer Trash Tracys-Grandezza.

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Cage The Elephant | Unpeeled | Grammy-Preisträger Cage The Elephant veröffentlichten kürzlich ihr neues Album Unpeeled. Das Album wurde bei einer Reihe von intimen Konzerten aufgenommen. Während dieser Konzerte trat die Band mit reduzierten Arrangements unter Begleitung eines Streicherquartetts und zusätzlicher Percussion auf.

Unpeeled enthält 21 Songs: 18 ausgewählte Stücke von ihren letzten vier Alben, sowie drei Neuinterpretationen von bestehenden Songs.

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Luke Christopher | TMRWFRVR | Seine Feelgood-HipHop-Pop-Nummer Lot To Learn zählt international seit Monaten zu den beliebtesten Airplay- und Playlist-Favoriten mit über 206 Millionen Streams weltweit und konnte sich in mehr als einem Dutzend Single-Charts platzieren. In Österreich hat er damit Gold-Status erreicht.

Nun veröffentlichte Luke Christopher sein erstes Album TMRWFRVR. Der Longplayer enthält neben Lot To Learn u.a. die Single Waterfalls.

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Arcade Fire | Everything Now | Everything Now erschien Ende Juli auf der Scheibenwelt. Es ist ein Follow-Up zum UK/US-Nummer-Eins Album Reflektor aus dem Jahr 2013 und wurde von der Band (Win Butler, Will Butler, Régine Chassagne, Jeremy Gara, Tim Kingsbury und Richard Reed Parry) in Zusammenarbeit mit Thomas Bangalter (Daft Punk) und Steve Mackey (Pulp) produziert, Co-Produzent war Markus Dravs (Kings Of Leon, Coldplay, Florence + the Machine, Mumford & Sons u.a.).

Das Album wurde in den Boombox Studios in New Orleans, den Sonovox Studios in Montreal und im Gang Recording Studio in Paris aufgenommen. Das Ergebnis kann sich hören lassen.

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Moses Pelham | Herz | Moses Pelham tut auf seinem neuen Album Herz das, was Moses Pelham eben tut: sein Herz ausschütten.

In seinem letzten Album Ultra formulierte der Frankfurter Künstler, der schreibt, komponiert und produziert, es noch so: „Ich öffne mich zugunsten deines Lebens wie ein Fallschirm.“ Die Sprache auf Herz ist die von Geteiltes Leid 3, der Vollendung Pelhams Geteiltes Leid-Trilogie aus dem Jahre 2012. Aber die Musik auf Herz ist eine neue. Reduzierter, ohne Live Drums, dafür mit 909-Bass Drums und teils aufwendiger Bearbeitungstüftelei.  

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The Hirsch Effekt | Eskapist | The Hirsch Effekt sind ein Phänomen. Nach ihrer atemlosen Holon Albumtrilogie hat das Hannoveraner Trio mit Eskapist sein wahrscheinlich extremstes, düsterstes und komplexestes Stück Musik in Form gepresst. Ein hyperrealistisches Stück Sozialkritik, bissig politischer Kommentar, ein musikalisches Lehrstück in progressivem und alles zerlegendem Metal, Prog und Core – ergänzt und erweitert durch elektronisches Songwriting und orchestrale Kulisse. Zu viele Superlative? Das ist erst der Anfang!

Gleich mehrere Songs drehen sich um Seltsamkeiten, zu denen man entweder den Kopf schüttelt oder die Fäuste ballt. Aldebaran verarbeitet das Phänomen der Reichsbürger, Berceuse beleuchtet den erstarkenden Rechtpopulismus, ebenso wie das eindringliche Xenophotopia, dessen Protagonist sich in eine scheinbar heilsbringende Vergangenheit flüchtet. Und ja, auch die tatsächlichen Flüchtlinge gehören in dieses Kompendium, angreifend und hymnisch in Natans verarbeitet. „Stell dir vor, wie das wäre“ fordert Wittrock ganz konkret im Text – wissend, dass der Durchschnittsdeutsche genau dieses Gedankenspiel nicht zu spielen bereit und in der Lage wäre. In diesen Momenten sticht The Hirsch Effekt bei aller Härte und Komplexität ihrer Songs mitten ins Herz. Und dann ist da das 14-minütige Lysios, dessen Abgründe fast körperlich spürbar sind. Das Stück über den abstoßenden Verfall eines Alkoholikers ist die wohl dunkelste in Musik übersetzte Beobachtung, die Wittrock, Schmidt und Lappin jemals beschrieben haben.

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Eskapismus in seinen vielen Formen bildet die Klammer des Albums. Flucht aus der Gesellschaft, den „Umständen“ oder im Privaten. The Hirsch Effekt gehen textlich an Orte, die schmerzen. Das war schon im Holon“-Universum so, wenn es um die Verarbeitung von Beziehungen, um Verlust und das persönliche Zerbrechen ging. Auf Eskapist werden nun weitere Kreise gezogen, rücken Politik und Alltag weiter in den Fokus. Es geht nicht um „Flucht, ja oder nein“, sondern um die Tatsache, dass mitunter Flucht, gedanklich oder physisch als einzige Handlungsoption bleibt, mit all ihren lebensentscheidenden Konsequenzen.  „Warum kommt es mir so vor, als ob die halbe Welt einfach Schafe zählt?“, heißt es im Song Berceuse.

The Hirsch Effekt live in A: 16.9. – Soundnoise Festival, Dornbirn); 2.11. – Viper Room, Wien.

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Alpha Tiger | Alpha Tiger | Eine alte Regel besagt, dass Musiker ihre stärksten Songs immer dann schreiben, wenn sie ohne kommerzielles Kalkül, ohne Marktanalyse oder banges Schielen auf vermeintliche Erwartungen der Öffentlichkeit arbeiten und ausschließlich ihrem innersten künstlerischen Instinkt folgen. Alpha Tiger aus dem sächsischen Freiberg haben genau das gemacht und legen nun ein zugleich überzeugendes wie überraschendes Werk vor: Die neue, selbstbetitelte Scheibe klingt rockig und melodisch, hymnisch und abwechslungsreich, und – dank ihrer komplett analogen Produktionsweise – wunderbar organisch. „Dies ist das Album, das ich immer schon machen wollte“, erklärt Peter Langforth, Gitarrist und Songschreiber der Band, „es ist unverkennbar unsere bislang reifste und erwachsenste Veröffentlichung.“

Sänger Benjamin Jaino stieß im Sommer 2015 zu Alpha Tiger und wurde sofort einem echten Härtetest unterzogen: Ohne lange Vorbereitungszeit stand er schon wenige Wochen nach seiner Verpflichtung mit Langforth, Alexander Backasch (Gitarre), Dirk Frei (Bass) und David Schleif (Schlagzeug) auf der Bühne, um Alpha Tiger wenig später auf eine gemeinsame Europatournee mit Battle Beast zu begleiten. „Dadurch hatte Benjamin mit uns bereits 50 Shows auf dem Buckel, als wir mit den Arbeiten am neuen Album anfingen. Wir wussten also, was zu tun war, um die Songs gezielt auf seine Stimme auszurichten“, beschreibt Langforth die besondere Herausforderung und lobt den neuen Bandkollegen für sein großes Engagement, „Benjamin identifiziert sich total mit Alpha Tiger und hat im Studio eine tolle Performance abgeliefert. Sein Gesang ist voller Emotionalität, er hat sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib geschrien.“

Als Beleg für diese erstklassigen Gesangsleistungen könnte man sämtliche zehn Songs (plus Intro) der neuen Scheibe heranziehen. Sei es das energetische Comatose mit seinem dynamischen Groove, oder If The Sun Refused To Shine, die noch aus der Entstehungsphase des Albums iDENTITY stammt, seinerzeit jedoch nicht fertig geworden war. Mit ihrem dominanten Gitarren-DelayEffekt wird hier ein letztes Mal der ausgeprägte Space-Effekt des Vorgängeralbums aufgegriffen. Demgegenüber steht das atmosphärisch-ruhige Aurora stellvertretend für die neuen stilistischen Direktiven der Band. „In Aurora findet eine Einbindung der Siebziger in unsere Musik statt, ohne dass dadurch ein Retro-Flair aufkommt. Der Song mit seiner eingängigen Gesangslinie und den verfremdeten Gitarren steht stellvertretend für die stilistische Zukunft von Alpha Tiger“, erklärt Langforth.

Es war immer schon mein Traum, ein Album komplett analog und mit einer richtigen Bandmaschine aufzunehmen”, gesteht Langforth, der im Berliner Big Snuff Studio fündig wurde, „Wir haben sämtliche Basictracks quasi live eingespielt. So ist eine im wahrsten Sinne des Wortes ehrliche und handgemachte Scheibe zustande gekommen, über die wir alle total glücklich sind.“ Kein Zweifel: Die Fans der Band werden es auch sein! 

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End Of Green | Void Estate |  Dark. Loud. Stuttgart. End Of Green haben ihren ganz eigenen Standort ausgemacht. Die stärkste Dark Rock-Band Deutschlands hat ihre Wunden für Void Estate aufgerissen: Ihr 25-jähriges Bandjubiläum feiern die Stuttgarter mit Schallwerk Nummer Neun. In einem Labyrinth aus Goth, Doom, Metal, melancholischem Alternative und tiefsitzendem Schmerz suchen sie verzweifelt nach Hoffnung.

End Of Green kommen von der dunklen Seite der Sonne. Kaum eine andere Band versinnbildlicht die Isolation inmitten eines Blumenmeeres menschlicher Faszinationen und Frevel so durchdringend. Berührend intim singt Michelle Darkness übers Altern, Verlust und Einsamkeit. Jeder Ton ist von Wehmut gepackt und doch tropft da aus all den getragenen Melodien ein Funken Zuversicht. Ein Lichtblick, der zusammensacken lässt. Schunkeln zum Untergang der eigenen Seele.

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Alles löst sich auf und fügt sich neu zusammen: Selbsterkenntnis und Ehrfurcht in so epischen Gebilden wie Worn And Torn. Es eröffnen sich Zufluchten, wenn Mr. Darkness in The Unseen engelsgleich das Wörtchen „away“ langzieht wie einen fruchtigen Kaugummi. Hooklines für eine Ewigkeit. Wie singt er? „Zusammen sind wir alle ein bisschen weniger allein.“

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nulldB | Geboren in Ketten | Die Gewinner des Deutschen Rock & Pop-Preises nulldB haben ihr künstlerisches Zuhause bei Sony Music gefunden. Die neue Zusammenarbeit startet mit dem brandneuen Album Geboren in Ketten, das von Mat Sinner produziert wurde.

Mat Sinner ist einem großen Publikum als musikalischer Leiter der Kulttournee „Rock Meets Classic“ bekannt. Man spürt, dass diese Band, fernab von allen Casting Shows, in den letzten Jahren zusammengewachsen ist. Echte Musik mit tollem Handwerk und großer Leidenschaft.

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Tom Grennan | Found What I’ve Been Looking For | Tom Grennan legt mit seiner neuen EP zur gleichnamigen Single nach. Found What I’ve Been Looking For genießt dabei auch schon starken BBC-Support (tune of the week, hottest record in the world, introducing sessions).

Kurzum: ein sympathischer Singer-Songwriter aus Bedford, dem man mit seiner markanten Stimme bald öfter begegnen wird. 

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Falco – JNG RMR 3 | Die mittlerweile dritte EP der JNG RMR-Serie steht ganz im dem Zeichen des Underground House. Die Remixes kommen diesmal von Tuff City Kids, Janefondas sowie Oliver Bernstein & Roman Rauch.

Dass das Tüfteln an Falcos Werken auch richtig Spaß gemacht hat fassen die Janefondas auf ihrer Facebook-Page zusammen: „Falco remixen zu dürfen war für uns wie Ostern und Weihnachten gleichzeitig zu feiern. Wir freuen uns Teil der Falco Remix Serie JNG RMR zu sein – und das im Paket den phänomenalen Remixen von Tuff City Kids sowie von Oliver Bernstein & Roman Rauch.“

Der musikalische Output kann sich auf jeden Fall hören lassen und versüßt sicherlich einige sommerliche Abendstunden.

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Vanessa Mai | Regenbogen | Regenbogen heißt das neue Album von Vanessa Mai, das in der Vorwoche auf der Scheibenwelt landete. Es ist das dritte Soloalbum der jungen Sängerin, eigentlich ihr viertes, wenn man das Albim mit Wolkenfrei dazunimmt, auf dem sie für die erkrankte Sängerin Heike Wanner eingesprungen ist.

Regenbogen ist ein neuer Abschnitt in der Karriere der 25-Jährigen. Ein Paradigmenwechsel der musikalischen Arbeit. „Mit keinem anderen Album war ich so sehr ich selbst, wie diesmal. Mit keinem anderen Album“, sagt sie, „konnte ich mich so sehr identifizieren.“

Flockig lockere Popsongs mit starken Beats, gerade richtig für diese Jahreszeit, gerade richtig für gute Laune, gerade richtig für ihre Fans.

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Alle vorgestellten Alben gibt’s im Plattenladen ums Eck, aber auch in der Downloaderie deines Vertrauens und bei deinem Internet-Dealer.

Peace bis zur nächsten Reise auf die Scheibenwelt

wünscht dir das Schwarzataler Online Kollektiv

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Coverfotos © Record Companies, Promotion

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