Möchte euch heute „Great Gypsy Soul“ ans Ohr legen. Das heuer erschienene Album von Tommy Bolin. „Tommy Bolin?“, werden einige mit langjähriger Erinnerung fragen, „Ist der nicht vor 35 Jahren gerade einmal 25-jährig in Florida gestorben?“
Stimmt, Tommy Bolin ist tot, aber seine Stimme und seine Gitarrensoli lebten weiter in den Archiven, bis sie heuer von seinen musikalischen Begleitern und mit dem Okay der Familie geborgen, entstaubt und neu gemischt wurden. Das Ergebnis hab ich mir gerade bei einem Glas Uhudler – Erinnerung ans Picture On vom Wochenende – genehmigt. Und was da zu hören war, ist sehr fein, nicht nur für einen Toten.
Tommy Bolin hat ja bekanntlich seinerzeit nicht nur Ritchie Blackmore bei Deep Purple beerbt, seine Gitarrenriffs waren es auch, die das legendäre Billy Cobham-Album „Spectrum“ prägten, diesen Meilenstein des Fusion Jazz-Rock, der bei mir einen Ehrenplatz in der Schallmauer meines Lebens einnimmt. Der Ausnahmegitarrist aus Sioux City, Iowa, spielte dann noch in der legendären James Gang, mit Alphonse Mouzon – wer weiß welche Bands er bis heute noch beeinflusst oder mitgestaltet hätte, wäre er nicht am 4. Dezember 1976 an einer Mischung aus Alkohol und Heroin gestorben. Jene acht Jahre, die er im Musikbiz mitgemischt hat, klingen bis heute nach. Und auf dem neuen Album klingen sie erfreulich frisch nach. Eine Zeitreise in die wilden 1970er.
Produziert hat „Great Gypsy Soul“ Warren Haynes, der lange Jahre bei den Allman Brothers die Gitarre würgte und Greg Hampton, der seine Fender Stratocaster schon bei Rockröhre Lita Fords Album „Wicked Wonderland“, Schlangenträger Alice Coopers „Along Came A Spider“ und eben Tommy Bolins „Whips And Roses“ gekonnt in die Rillen presste – natürlich mit dem Segen von Bolins Familie.
Das Album kann getrost als „Best Of Bolin Remix“ beschrieben werden, mit Tommy Bolins Stimme und Tommy Bolins Gitarrensound. Es ist ein durchaus neues Album, weil diese Versionen noch nie zuvor veröffentlicht wurden und es ist ein Tribute Album an einen großen Rockgitarristen mit Gästen aus den feinsten musikalischen Familien: Glenn Hughes (Deep Purple, Black Sabbath, Tournee mit Keith Emerson, Gary Moore), Joe Bonamassa (B.B. King, Allman Brothers), Peter Frampton (Humble Pie, David Bowie, George Harrison), Steve Morse (Deep Purple, Kansas), Steve Lukather (einer der weltbesten Gitarristen und Gründungsmitglied von Toto, als Studiomusiker auf über 1.000 Aufnahmen für Leute wie Michael Jackson, Eric Clapton, Paul McCartney, Joe Cocker… auf 500 Millionen verkauften Tonträgern zu hören), Brad Whitford (Aerosmith, Joe Perry Project), John Scofield (Chet Baker, Charles Mingus, Miles Davis, Herbie Hancock, Chick Corea, Pat Metheney), Myles Kennedy (Alter Bridge, Slash), um nur einige zu nennen. Jedenfalls ein Album, das sich lohnt, gehört zu werden.
Hier ist noch der Teaser dazu: http://www.youtube.com/watch?v=nom_hyHFrj8&feature=youtu.be