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Das Juwel der Florianis

Am Samstag hatten die Wimpassinger Florianis allen Grund zum Feiern. Der von Josef Handler, Josef Hölbling und ihren Helferleins exzellent restaurierter Oldtimer, der Steyr 480, wurde gesegnet. Das Juwel wird künftig zu Repräsentationszwecken ausfahren.

Auf der Homepage der Wimpassinger Florianis ist die Geschichte der Auferstehung des Juwels aus dem Rost verzeichnet: Dies ist die Geschichte des Oldtimers Steyr 480, der nach fast vierjähriger Restauration der Stolz der Wimpassinger Feuerwehr ist.

 

Die zwei Josefs und die Kleinen vom Wimpassinger Pfarrkindergarten mit dem 480er Steyr Prachtstück beim Fotoshooting für die Tageszeitung "Heute"

Blicken wir doch einige Jahre zurück. Genau genommen in das Jahr 1962, als für das bisherige Tanklöschfahrzeug, ein aus der Kriegszeit stammender Bedford, ein neues Tanklöschfahrzeug angekauft wurde. Dabei handelte es sich um ein Tanklöschfahrzeug Steyr 480 mit 2.000 Liter Wassertank, heute nennt man das TLF 2000.

Dieses Tanklöschfahrzeug wurde schon zwölf Jahre später gegen ein modernes Universallöschfahrzeug ersetzt. Damals bestand kein Interesse mehr an diesem, für die gestiegenen Einsatzansprüche nicht mehr zeitgemäßen, Fahrzeug und so wurde der Steyr 480 an die Freiwillige Feuerwehr Willendorf verkauft.

Vor etwa fünf Jahren wurde bekannt, dass sich die Firma Semperit von ihrem fast fünfzigjährigen Tanklöschfahrzeug, ebenfalls ein Steyr 480 trennen will.

Die Idee war geboren

So kam es zur faszinierenden Idee, Besitzer eines Oldtimers zu werden. Am 22. Dezember 2008 – die meisten Leute waren zu dieser Zeit mit den Weihnachtseinkäufen beschäftigt – begaben sich einige Kameraden, die vom Oldtimerfieber erfasst waren, zum Feuerwehrhaus der Betriebsfeuerwehr Semperit. Der Wagen, schon längere Zeit abgemeldet, rostete schön langsam in der freien Natur vor sich hin. Immerhin hatte er ja schon fast ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Ein Traum vom Feuerwehr-Oldtimer begann Wirklichkeit zu werden.

Rückblende: 1960 erteilte die Leitung der Firma Semperit in Wimpassing der Vorarlberger Firma Haberkorn den Auftrag, ein Tanklöschfahrzeug mit einem 2.000 Liter Wassertank nach den neuesten Richtlinien der damaligen Zeit zu bauen. Das Tanklöschfahrzeug mit zwei Hochdruckhaspeln im Heck, eingebauten Atemschutzgeräten und Schaummittel erregte damals bei den Fachkräften der benachbarten Feuerwehren schon einiges Aufsehen. Nach einjähriger Bauzeit wurde das Fahrzeug  am 9. März 1961 als eines der modernsten Tanklöschfahrzeuge im südlichen Niederösterreich in Dienst gestellt. Damit konnte das Einsatzgeschehen im Betrieb – und damals auch noch überörtlich – noch professioneller und effizienter abgewickelt werden. Dies war zu dieser Zeit auf Grund der hohen Beschäftigungszahl und des noch in den Kinderschuhen steckenden vorbeugenden Brandschutzes bitter notwendig.

Wie man den Einsatzberichten entnehmen kann, wurde das Tanklöschfahrzeug im Laufe von 47 Jahren bei 1.100 Einsätzen, wie zum Beispiel bei Großbränden in Grünbach am Schneeberg und der Firma Schöller Bleckmann, einem Hotelbrand am Strengberg, einem Waldbrand am Schneeberg sowie bei Bränden in den Wimpassinger Betrieben eingesetzt. In diesen Aufzeichnungen sind mehr als die doppelte Anzahl von Kleinbränden und kleineren Einsätzen aber gar nicht berücksichtigt.

Wegen etlicher technischer Mängel wurde das Tanklöschfahrzeug vor fünf Jahren außer Dienst gestellt. Nach einigen Monaten Dornröschenschlaf in freier Natur, ist es den Wimpassinger Florianis gelungen, das Fahrzeug vor der möglichen Verschrottung zu retten. Mit Unterstützung von Bürgermeister Walter Jeitler, sowie der Geschäftsleitung der Firma Semperit, federführend durch Viktor Zalokar, konnte der alte Steyr zum Schrottpreis erworben werden.

Beginn der Restaurierung im Mai 2009

Nach dem Ankauf war es besonders bitter, dass im damaligen Feuerwehrhaus keinen Stellplatz zur Verfügung stand. Deshalb stand der betagte Tanklöschwagen noch einen weiteren Winter im Freien. Im Frühling 2009 konnte bei der Firma Hochhauser in Neunkirchen einen Stellplatz angemietet werden. Da an diesem Platz keine Montagen durchgeführt werden konnten, stellte die Gemeinde Wimpassing eine Box am Lagerplatz zu Verfügung. So wurde mit den ersten Demontagearbeiten – wie Türen des Aufbaus und verschiedenen Anbauteilen – begonnen. Unter der Leitung des sehr engagierten Willi Jaszecsko wurde die Bremsanlage wieder gängig gemacht.

Je mehr Teile demontiert wurden, desto mehr sanierungsbedürftige Stellen kamen jedoch zum Vorschein. Stark verrostete Karosserieteile, Türen, Löcher am Fahrzeugdach, an den Innenverkleidungen, der Mannschaftskabine, morsche Lederabdeckungen, die gesamten Türdichtungen und viele Kleinteile, die nur mehr teilweise oder gar nicht mehr vorhanden waren, galt es zu reparieren, sanieren, wiederherstellen.

Im März 2010 stellten Rosa und Waltraud Maierhofer eine leere Halle zur Verfügung. Erst dort war es möglich, alle demontierten Teile und Schrauben fachgemäß zu lagern und die Reparaturen sorgfältig durchzuführen. Es wurde der komplette Aufbau vom Fahrzeugrahmen abgehoben, um

an den beschädigten Wassertank zu gelangen und um die vielen Löcher abzudichten. Alle Teile wurden gereinigt, grundiert, lackiert und dort wo Bedarf war auch mit Unterbodenschutz versehen. Danach wurden die restaurierten Teile wieder zusammengebaut, die Fensterscheiben, Türen und Fächer mit neuen Dichtungen versehen und eingebaut. Auch die elektrischen Anlagen, wie die Fachbeleuchtungen, wurden erneuert, die Leitern saniert und neu zusammengebaut.

Ohne die professionelle Unterstützung und Beratung vieler Fachleute wären dennoch die umfangreichen Fräs-, Dreh-, Schweiß-, und Lackierarbeiten nicht so erfolgreich möglich gewesen wären. Allein über die kuriose Beschaffung diverser Ersatzteile könnte man Bücher schreiben.

Die Eigenleistungen für die Restaurierung betrugen nicht weniger als 2.364 Stunden. Diese Stunden wurden fast zur Gänze von den beiden Verantwortlichen des Projektes Josef Handler und Josef Hölbling aufgebracht. Doch nun erstrahlt unser Oldtimer Steyr 480  nach vierjähriger Renovierungsarbeit in neuem Glanz.

Am Samstag hatte die Bevölkerung Gelegenheit, das neue alte Juwel ihrer Florianis ausgiebig in Augenschein zu nehmen. Sogar eine Delegation der Partnerwehr aus Tirol war zur Feier des Tages angereist.

Hier sind die Bilder von der Segnungsfeier von Wilfried Scherzer:


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