Manchmal hat man das Gefühl, ein Künstler kommt erst richtig an, wenn er einen Umweg gemacht hat. Bei Cass McCombs ist das so. Der Mann, dessen Songs immer schon eine eigene Welt waren, liefert am vergangenen Feiertag sein neues Album „Interior Live Oak“ ab. Ein Titel, der nach Wurzeln klingt, nach Beständigkeit. Im vergangenen Jahr aufgenommen, sechzehn Tracks. Das ist keine schnelle Nummer, das ist Musik, die atmen durfte. Und sie ist genau das, was man von einem Doppelalbum erwarten darf: konzentriert und trotzdem weit.
Das Ergebnis ist schlichtweg gut. Da ist „Peace“, die erste Single, mit diesem Cass McCombs-Twang, der plötzlich nach Tuareg klingt – weit und offen. Und „Juvenile“, das hat diese nervöse Energie, die an die frühen Velvet Underground erinnert, aber eben ohne den New Yorker Lärm. Dann die Balladen. „Missionary Bell“ trifft dich. Und vor allem „Home At Last“. Das ist so eine umwerfend ehrliche und leicht melancholische Ode an die Anonymität.
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Dass er zurück bei Domino ist, seinem alten Label, und die Wiederveröffentlichungen im vergangenen Jahr – das hat ihm wohl gut getan. Es wirkt, als hätte Cass McCombs sich auf das Wesentliche besonnen. „Interior Live Oak“ kehrt zu den direkteren Songstrukturen seiner frühen Tage zurück. Und er hat seine Leute wieder dabei: Jason Quever von Papercuts und Chris Cohen. Das sind die genialen Geister, mit denen er früher die Songs schrieb, als noch alles am Anfang stand. Und das meiste wurde quasi daheim in Nordkalifornien aufgenommen. Da, wo sie ihre ersten Töne anschlugen – wer wissen will, wie das klang, checkt „Seed Cake On Leap Year“.
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Das Doppelalbum ‚Interior Live Oak‘ bietet Einblicke in die prägenden Jahre von Cass McCombs in der Bay Area um San Francisco, in die Geschichten und Freundschaften, die ihn zu diesem Musiker gemacht haben. Da ist kein Gramm zu viel, alles sitzt ☮️
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Bilder ©Silvia Grav, Domino Records