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Awolnation | Megalithic Symphony | EMI

Awolnation ist das Bandprojekt des US-Amerikaners Aaron Bruno, dem für sein Album „Megalithic Symphony“ von seinem Label Red Bull Records alle künstlerischen Freiheiten eingeräumt wurden und der diese optimal genutzt hat. Kürzlich kam das an Soundideen überbordende Wunderwerk, das wie einst David Bowie mit dem Einfluss von außerirdischem Leben kokettiert, nun in unsere Läden. 

Das von der Kritik hoch gelobte Album „Megalithic Symphony“, das nach dem  US-Release vor einem Jahr Anfang Juni 2012 von EMI Music bei uns veröffentlicht wurde, führte in den USA wochenlang die Billboard-Heatseeker-Charts an und brachte mit „Sail“ einen grandiosen Millionenhit hervor, der in den USA mit Platin und in Kanada mit Doppelplatin ausgezeichnet worden ist. Die Single, die es in den USA in die Top 5 der Alternative-Charts geschafft hatte, avancierte durch eine beeindruckende Medienpräsenz zum dauerhaften Publikumshit. Der bekannte Base-Jumper Jeb Corliss nutzte „Sail“ für eines seiner populären Videos. In US-Fernsehserien wie „The Good Wife“ wurde „Sail“ ebenso eingesetzt wie in diversen TV-Commercials. Allein der Videoclip zu „Sail“ kommt mittlerweile auf offizielle sieben Millionen Views. Zu den weiteren Top-Titeln des Albums zählen „Not Your Fault“ (#3 US Alternative Radio Charts) und „Guilty Filthy Soul“.

Das stilistische Kaleidoskop des Albums „Megalithic Symphony“, eine ebenso gewagte wie gelungene Mixtur aus Pop, Rock und Electro, Funk, Soul und HipHop, begeisterte ebenso die Zeit, die hier den Soundtrack zur „retrofuturistischen Indietechno-Rock’n’Roll-Party“ ausrief, wie laut.de, die Mastermind Aaron Bruno bestätigte, dass er in einen Song mehr Ideen steckt „als andere in ein ganzes Album“. „Awolnation sind der Pophymnen gewordene Größenwahn“ konstatierte gar die Aachener Zeitung und n-tv verlieh dem „auf CD gepressten Irrsinn“ glatt die „Schulnote: 1“.

Der Bandname Awolnation bezieht sich übrigens auf den Spitznamen Awol, den Aaron Bruno als Schüler hatte. Awol ist die Abkürzung für „absent without official leave“ (dt.: unerlaubt abwesend, unentschuldigt fehlend). Awolnation ist nach Hometown Hero und Under The Influence Of Giants die dritte und mit Abstand erfolgreichste Band des 32-jährigen Sängers und Songwriters Aaron Bruno. Zur Band Awolnation gehört übrigens auch Christopher Thorn, einst Leadgitarrist bei der EMI-Kultband Blind Melon.

Daniel Koch vom Rolling Stone fällt in Begeisterung: Man stelle sich ein Jugendzimmer vor. Ein blauer Teppich, Comichefte auf dem Boden verteilt. An der Wand hängt das Poster eines NASA-Astronauten, der mit glitzerndem Helm durch die Weiten des Alls gleitet. Das Bett wirkt zerwühlt. Die Kissen liegen im Raum verstreut, als hätte es eine Kissenschlacht gegeben. Neben den Comicheften liegt eine Handvoll Polaroids: Der Sohnemann strahlend mit einer sexy Meerjungfrau im Arm. Lachend im Kissenkampf mit einem Ninja-Krieger. Mit wehendem Haar auf dem Bett, tanzend und springend. Gemeinsam in seine Federmappe singend mit einem blonden Sonnyboy. Neben den Polaroids ein handgeschriebener Zettel in bunten Malfarben: „Don’t worry, Mum. I’ve gone AWOL!“ In diesem Moment springt die Stereoanlage auf Play. Ein Popsong, der klingt, als wäre er 1997 in einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum gefallen, in einem Paralleluniversum zum No. 1-Hit mutiert, und von einem pandimensionalen Wesen, das in seiner Freizeit geniale Remixe anfertigt, wieder in unsere Welt gespuckt worden. Und dazu singt es:  „I say we rob from the rich and blow down the door. / On to the next / to dance with the poor. /Jump on my shoulders.“

Aaron Bruno

Man verzeihe, dass einem die Fantasie durchgeht, wenn man sich mit Aaron Bruno, seiner Band AWOLNATION und seinem Debüt „Megalithic Symphony“ befasst. Aber eine Szene, wie die oben beschriebene wird auf einmal denkbar, wenn man die 14 Songs und Zwischenspiele dieses schillernden Popalbums hört. Wobei es nicht nur Teenagern leichtfallen dürfte, Absent WithOut Leave – also unerlaubt abwesend – zu sein. Auch in Großbankenbüros, in Redaktionsräumen hipper Musikmagazine, in KFZ-Werkstätten, in Bäckereien, in feinen und schäbigen Hotels – überall wird man „I’ve gone AWOL“-Nachrichten finden. Das deckt sich mit Aaron Brunos Verständnis seiner AWOLNATION: „Sie steht für die Flucht aus dem Alltag. Sie ist eine Feier der Liebe und des Glücks. Eine musikalische Droge – so könnte man es auch sehen.  Diese Nation hat keine Verfassung, keine Minister, Präsidenten, Könige, Königinnen. Alle Menschen sind gleich.“

Aaron Bruno rangierte zuvor als blondgelockter Sänger der Band Under The Influence Of Giants eher in der Kategorie Geheimtipp. Mit AWOLNATION hat er nun den Sound für die ganz große Bühne gefunden – und schlägt trotzdem einen Brücke ins Indielager, zu all den Nerds und Topcheckern, die sich an einem popkulturellen Referenzfeuerwerk erfreuen, intelligente Samples schätzen und geradezu einfordern, dass ein Song, auch mal einen Haken schlägt. Man werfe bloß einen Blick auf die Single „Burn It Down“ und das grandiose Video dazu. Darin wird Bruno im Gerichtssaal mit der Anklage konfrontiert, er habe eine „Guilty, Filthy Soul“. Als die biedere Richterin ihm das Wort überlässt, greift sich Bruno das Mikrofon und singt: „If you’re feeling like I feel then run your life like it’s a dance floor / and if you need a little heat in your face, that’s what I’m here for.“ Dann bricht aus ihm ein helltöniges „Uhhhhhh“ hervor zu dem Bruno einen Sicherheitsmann in einen Astronauten verzaubert. Und die Musik dazu? Schwer zu sagen. Wenn man ihm vorschlägt, AWOLNATION klänge wie „bombastischer Pop mit Punkattitüde (in den Lyrics) und verkopftem Indie-Gefrickel“, antwortet Aaron Brunon: „Danke für diese Beschreibung! So nett hat das glaube ich noch keiner getroffen. Ich weiß nicht – ich schätze, die Songs sind ein Amalgam aus allem, was mich musikalisch seit frühester Kindheit bewegt hat. Ich bin besessen von diesen Liedern, ich habe sie ständig im Kopf – also finden sie sich wohl auch in meinen Songs wieder.“

Aber „Burn It Down“ ist nur ein Beispiel für diese außergewöhnliche Mischung. Das anfangs zitierte „Jump On My Shoulder“ ist ein weiteres. Wie Aaron Bruno dort sperrige Gitarrensounds mit „Lalalalala“-Chören, einer an Glamrock gemahnenden Bridge und einem Pop-Refrain zum Weltumarmen zusammenschmeißt – das hat schon Chuzpe. „Sail“ hingegen ist ein geradezu meditatives Segelsetzen zu neuen Ufern, mit Streichern und heiserem Geschrei, die dem poppigen Grundton des Songs wunderschöne Macken schlagen. Woher dieser immer wieder aufscheinende Pop-Appeal kommt? „Ich liebe die wack pop music der 90er“, so Bruno. Aber: „Ich will kein Popstar sein. Ich will einfach nur Songs schreiben, die so gut sind, alle Menschen sie lieben können.“ Schwer mit diesem Selbstverständnis, KEIN Popstar zu werden.

„Megalithic Symphony“, das Debütalbum von AWOLNATION und eine der ersten Veröffentlichungen von Red Bull Records, ist eine gute Eintrittskarte in die Welt des Aaron Bruno. Aber sie ist auch nur eine von vielen, denn die AWOLNATION lebt bereits seit vielen Monaten im Internet. In wunderbaren Kurzfilmen, Fake-Dokumentationen und viralen Clips lädt Aaron Bruno auf awolnationmusic.com dazu ein, ihm, seinen Astronauten, Meerjungfrauen und Ninjas zu folgen. Dem kann man eigentlich nur schwer widerstehen. Aber nicht vergessen, diese Nachricht zu hinterlassen: „Don’t worry. I’ve gone AWOL!“

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