ist die Frauenfrage. Denn sie betrifft mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung. Sie wurde in meiner bisherigen Lebenszeit (das sind doch schon ein paar Jährchen) nicht gelöst. Die aktiven Frauen, die um ihre Rechte als Menschen (nicht nur als Frauen!) kämpfen, rennen gegen eine Gummiwand.
Die allermeisten Frauen haben sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Damit will ich nicht sagen: „Selber schuld“. Ganz im Gegenteil. Die Resignation ist nur zu verständlich, denn schließlich müssen Frauen neben ihrem Beruf immer
noch den größeren Teil an Kindererziehung und Hausarbeit erledigen. Sprich, die Arbeiten, für die es in unserer Gesellschaft keine Entlohnung und damit auch keine Wertschätzung gibt.
Hat sich also in meiner Lebenszeit nichts geändert? Nein, das stimmt auch nicht. Sexueller Missbrauch ist ein Thema geworden und der übergriffige Onkel (Vater, Bruder) kommt heute nicht mehr so leicht davon. Wo wir einmal gestanden sind, können wir auf Grund der aktuellen Geschichten aus Indien oder Mexiko erahnen. Und damals ist genauso darüber geschwiegen worden, wie es in diesen Ländern bis vor kurzem noch „normal“ war. Und in viel zu vielen Ländern immer noch normal ist.
Doch der sexuelle Missbrauch ist nur die Spitze des Eisberges, der die Welt in Herrenmenschen und (Minder-)Frauen teilt. Schlechter bezahlte Jobs, längere Arbeitszeiten, dumpfe Herrenwitze, sabbernde Schlüpfrigkeiten, sexuelle Übergriffe, Respektlosigkeit, Vorurteile, Abwertungen – die Speisekarte, die der größeren Hälfte unserer Mitmenschen auch in unserem Land tagtäglich serviert wird, ist immer noch Grund genug, angespeist zu sein…