Eine Tuba, ein E-Bass, eine Posaune, ein Schlagzeug und eine Trompete – die Besetzung von LaBrassBanda entspricht der einer klassischen Bläsercombo und ist musikalisch doch meilenweit davon entfernt.
Stefan Dettl, Andreas Hofmeir, Oliver Wrage, Manuel Winbeck und Manuel da Coll heizen dem Publikum mit Klängen von Techno über Reggae, Funk und Ska kräftig ein. Wenn bayerische Manpower auf Reggae und Ska trifft, dann ist das Ergebnis: LaBrassBanda. Ihre Blasinstrumente spielen sie in zum Teil atemberaubender Geschwindigkeit – ein Rhythmus, der zum Tanzen auffordert. Den Text versteht man abseits Bayerns nur schwerlich, aber auf den kommt es auch nicht an. Ansonsten erinnern nur die Lederhosen an die Herkunft der fünf stets barfuß auftretenden Jungs aus dem Chiemgau.
Bläser-Trend aus New York
Im frühen 19. Jahrhundert waren die Brassbands die Antwort der Afroamerikaner auf die Marching Bands der weißen Kreolen. Zunächst haben sie die Instrumentalisierung und das Repertoire übernommen, später spielte man auch den eigenen Blues. Anfang der 80er-Jahre schienen die Bläserensembles fast ausgestorben. Seit ein paar Jahren tauchen vor allem junge Brassbands auf, die einen ganz neuen Stil spielen. Stefan Dettl wurde in New York mit diesem Trend „infiziert“. Dort sah er die Youngblood Brass Band und wusste: Das kann auch in der alten Welt funktionieren. Der Trompeter, der am Richard-Strauss-Konservatorium in München studierte, suchte unter seinen Kommilitonen vier Verbündete und gründete 2007 LaBrassBanda. „Wir haben absichtlich alle Harmonieinstrumente weggelassen. Jazz muss laut und lustig sein“, sagt der Frontmann der Band.
500 Konzerte weltweit
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Vorjahr geht die bayerische Band LaBrassBanda 2013 wieder auf große Tour – und das mit ihrem brandneuen Album „Europa“, das eben erschienen ist. Mit LaBrassBanda hält eine Musik Einzug in die Hallen und Clubs, die nicht einmal die Fachleute einzuordnen imstande sind. In einem sind sich aber alle einig: Wenn die fünf Vollblutmusiker erst mal loslegen, stellen sich keine Fragen mehr. Schlagzeug und Bass fahren unweigerlich in die Beine, und darüber veranstalten die Bläser schlichtweg ein Naturereignis, das in den letzten Jahren eine neue Epoche der Popmusik nicht nur im Süden der Republik los trat.
Vor nicht einmal sechs Jahren haben sie sich zusammengefunden, diese fünf Musiker, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Stefan Dettl, Trompeter und Sänger der Band, studierte Klassik und Jazz in München. Manuel Winbeck, der Posaunist, war vor seinem Jazzstudium in Graz Kirchenmusiker. Andreas Hofmeir, Tubist der Truppe, ist Universitätsprofessor am Mozarteum in Salzburg und Kabarettist. Manuel da Coll ist als studierter Jazz-Schlagzeuger auch in der Band Pollyester zu finden, und Oliver Wrage am Bass entstammt der Berliner Technoszene und ist Gründer der Indie-Pop-Band „Weiter“. Was in einem solchen Schmelztiegel entsteht, ist nicht nur die wohl puristischste Band aller Zeiten, die bei fünf Musikern ohne Harmonieinstrument auskommt. LaBrassBanda ist auch eine geradezu verwegene Verbindung unterschiedlichster Einflüsse zu einem großen Ganzen, das so logisch und wie aus einem Guss wirkt, dass man denken muss, es wäre die Urform der Tanzmusik schlechthin.
Am Anfang bei uns noch gänzlich unbekannt, hatten sie ihre ersten Auftritte und Fans in England, Frankreich, Dänemark, Kroatien, Bosnien und Italien. Größere Bekanntheit erreichten die fünf Musiker, als sie zum Endspiel der Fußball-EM 2008 mit Mopeds und einem Traktor mit Anhänger – auf dem sie Platzkonzerte spielten – vom Chiemgau in Bayern nach Wien reisten. Mittlerweile füllen sie dank der Mundpropaganda ihrer Anhänger mit und ohne Traktor die größten Hallen und spielen rund um den Globus – und das, obwohl die Texte allesamt in bayerischer Mundart gehalten sind.
LaBrassBanda sind so wohl das beste Beispiel, dass Musik alle Barrieren überwinden kann. Trotz ihrer skurrilen Besetzung und ihres ganz eigenen Sounds abseits des Mainstream begeisterten sie bereits die Menschen auf den größten europäischen Festivals wie Roskilde, Southside, Hurricane oder Sziget. Beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest wurden sie knapp Zweite und zum Sieger der Herzen erklärt. Mehr als 10.000 Zuhörer lockten sie in die Münchner Olympiahalle. Besonders dabei: Die Menschen kommen immer wieder zu ihnen ins Konzert. Es muss eine Sucht sein. Aber eine wahnsinnig schöne.
Drei Alben sind mittlerweile erschienen: „Habediehre“, „Übersee“ und ein Live-Album aus der Münchner Olympiahalle – und eben jetzt der neue Longplayer „Europa“.
LaBrassBanda sind
Manuel da Coll – Schlagzeug
Stefan Dettl – Trompete, Gesang
Andreas Hofmeir – Tuba
Manuel Winbeck – Posaune
Oliver Wrage – Bass
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