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Gedanken über die Traumwelten des Alltags gesungen

Nach dem klavierseligen The good things (2005) und dem gitarrenlastigen In the Village thought we make up numbers for cities... (2008) stehen jetzt auf Igloo die Vocals im Zentrum. Das dritte Album der Zürcher Band Asleep. ist zurückhaltender instrumentiert und konzentriert sich ganz auf die faszinierende Stimme von Fabio Andres.

Asleep. hatten schon immer einen Hang zum Experiment. Anfangs unterliefen sie die Hörerwartungen gern mit harten Brüchen und Rhythmuswechseln. Ihre zweite CD verkauften sie in einer Plastiktüte nach dem Pay-what-you-want-Prinzip. Mit dem neuen Bassisten Sascha Jösler (Blanket) sind die Experimente jetzt filigraner geworden: Die Songs klingen organischer, wie Zellen unter dem Mikroskop in unvorhersehbare Richtungen wuchernd.

Igloo ist ein Album über das Songschreiben, ein Album über die Schlaflosigkeit, aber auch ein Album über die Traumwelten des Alltags. Man ist 30 geworden mittlerweile, blickt zurück auf die eigene Jugend («knew all types of snow, watched them fall and grow»). Jetzt züchtet man Kristalle im Labor («speak, crystal, speak»), hat Spiele gegen Pflichten getauscht («wars are played, games are fought») und kämpft mit Abgabeterminen («I’ve been awake for several weeks, handing in the first draft»), während man versucht, sich in den Erwartungen seines Umfelds wiederzufinden («I can feel all the mess, that people see»).

Und so nimmt man sich die Zeit, die man nicht hat, und singt der Aufnahmefunktion seines Laptops Schlaflieder vor. Morgens um drei Uhr, betrunken vor Müdigkeit und trotzdem schlaflos, eine Flaschenpost aus der Kapsel der Nacht. Die meisten Songs von Igloo sind auf diese Weise entstanden: Nachts, wenn alles träumt allein vor dem Computer eine Melodie ins Mikrophon summen und gleich an die Band weiterleiten. Hin und wieder schreibt jemand sofort zurück, ebenfalls noch wach.

Denn man muss nicht schlafen, um zu träumen. Manchmal muss man gerade die Nacht durchwachen, um die Wissenschaft des Alltags und die Poesie der Schlaflosigkeit in ein paar verträumte Popsongs zu fassen.

Dominik Schmidt

 

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