Melody Prochet alias Melody’s Echo Chamber landete am vergangenen Freitag mit ihrem vierten Album Unclouded auf der Scheibenwelt. Der Titel ist Miyazaki entlehnt: Sehen ‚mit ungetrübten Augen‘. Keine Metapher, sondern Arbeitsprinzip. Unclouded verschiebt den Tonfall. Wo die frühen Platten zwischen Eskapismus und Retro-Psychedelia mäanderten, herrscht hier Konzentration. Unclouded ist der SCHWARZATALER MUSIK-TiPP der WOCHE:
Die Liste der Mitwirkenden liest sich wie ein Kompendium gegenwärtiger Experimentalmusik. Sven Wunder, Stockholmer Produzent mit Hang zu Jazz-Library-Sounds, verantwortet die Ko-Produktion. Josefin Runsteen liefert Streicherparts, die ihre Erfahrung zwischen Avantgarde und Pop hörbar machen. Von Dina Ögon stammen Gitarrist Daniel Ögren und Bassist Love Örsan, deren ‚velvet groove‘ in Schweden längst Referenz ist.
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Dazu kommen prägnante Gäste: Reine Fiske von Dungen, dessen Gitarrenfiguren an Johnny Marr erinnern; Malcolm Catto, Schlagzeuger der Heliocentrics und Partner von Madlib und DJ Shadow; Leon Michels, bekannt von Wu-Tang bis Clairo, der beim finalen Track Daisy mitwirkte. Abgemischt wurde das Album von Grammy-Preisträger Jens Jungkurth (El Michels Affair). Ein Netzwerk aus Szenen, das vom Jazz-Underground bis in die Mainstream-Popproduktion reicht.
Das Ergebnis ist ein vielschichtig-interessantes Album, das weniger Traum als Kalkül ist: präzise gebaut, international vernetzt, klar positioniert. Unclouded klingt nach einem Statement – und nach der nüchternen Frage, wie sich Pop 2025 global erzählen lässt, ohne sich in Nostalgie zu verlieren.
Bild © Domino Recording


