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Keine Ausreden mehr für ‚Kindsmorde‘

Zugriff! Wachauer Riesling am Punkt und aus Erstbesitz. Zu den Konstanten der heimischen Trinkgewohnheiten gehört eine Frage wie der Kork in die Flasche: „Gibt’s schon an Neuen?“

Winzer schätzen diese Frage wenig, sie brummen spätestens wenn der Freund des gerade gefüllten Weins um die Ecke geht: „Kindsmord“. Tatsächlich gibt es in Sachen Weinlagerung – weil hier auch immer Fragen kommen – nur zwei Fehler, die ein wenig an den Beischlaf erinnern: zu früh und zu spät.

Tatsächlich passt die horizontale Metapher. Wird die Flasche vor der Zeit getrunken, betrügt man sich um ein Mehr an Vergnügen, das sich eventuell zwei Jahre später eingestellt hätte (okay, hier hinkt der Sex-Vergleich). „Kommt“ die Flasche zu spät, langweilt sich der Partner, in unserem Fall der Trinker. Das Feuerwerk ist abgebrannt.

 

Tatsächlich passt die horizontale Metapher

Umso höher ist zu schätzen, was Roman Horvath und Heinz Frischengruber dieser Tage präsentierten. Zehn Jahre alten Riesling, der die Domäne Wachau nie verlassen hat. Lagerfehler, die gereifte Flaschen, vor allem als Einzelflasche erstanden, oft beeinträchtigen, sind also auszuschließen. Und selbst Wirte sind der letzten Ausrede („wer zahlt mir denn zehn Jahre Lagerung?“) beraubt. Der Achleiten-Smaragd kostet nämlich genau gleich viel wie der aktuelle Jahrgang. So fördert man den Genuss gereifter Weine. Dass 2003 ein heißes Jahr war, merkt man am Duft, reife gelbe Früchte (Quitte), ein wenig gelbe Paprika und, ja, ein Anklang an die dreieckigen Zitruszuckerl von Wick zeigen klar, dass der Wein nicht nur lebt, sondern Frucht und Säure voll da sind. Saftig und leicht rauchig ist der erste Schluck, wieder melden sich gelbe Früchte, die nach wie vor präsente Säure und pikante Frucht suggeriert „Pink Grapefruit“, beachtlich wirkt auch der Ausklang des Riesling Smaragd.

Lüften oder nicht?

Zum Thema Lüften oder nicht: Der 2003er braucht tatsächlich Zeit und Luft, aus der Karaffe und nach zwei Stunden sollte er sein Feuerwerk zünden. Und er kann das lange, um wieder ins Horizontalbild zu gleiten: Kein Hauch von „praecox“, jetzt trinken!

Bezugsquelle:

Domäne Wachau, Riesling Smaragd „Achleiten“ 2003, EUR 20,40 ab Hof,

www.domaene-wachau.at

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