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Flaschen-Offensive vom Eisenberg

Dass das Südburgenland stark von Nebenerwerbswinzern geprägt wird, war hier schon zu lesen. Für einige von ihnen stellte die genossenschaftlich finanzierte Kellerei Vinum Ferreum den Hauptabnehmer dar. Die „Liter-Ware“ kommt zurück – mit erstaunlichem Inhalt.

Mit neuem Besitzerduo und einer fachlichen Unterstützung des „Nachbarn“ Hans Polczer ging ein radikaler Wechsel des Auftritts einher. Und der gibt sich einerseits retro („Groszer“ mit sz), Etikettenmotiv wie Anno 1900, andrerseits witzig und modern. So wird der Eisenberg als Herkunft nur als Bilderrätsel aufgedruckt, ein klares Statement setzt aber auch der recht(lich zu)lässige Zusatz „Pflichttext“ über der nervigen Angabe „Enthält Sulfite“. Zudem füllen Matthias Krön und Markus Bach ausschließlich in Liter-Flaschen ab. Das „groß“, pardon: „grosz“, steht also nicht für selbstverliebtes Schulterklopfen von Newcomern, sondern das Format, das ebenfall für den Wind sorgen soll, mit dem man wirtschaftlich abheben will.

Dem Aussehen nach wäre das also eine schwere Kaufempfehlung, doch wie im wirklichen Leben fast nie, geht es beim Wein halt wirklich um die „inneren Werte“. Während die Rotweine also noch ein wenig ruhen dürfen (bei Südburgenländern nie von Nachteil), entkorken wir schon einmal den „groszen“ Weißen. Als gemischter Satz kommt eine Mischung mit gut 75% Welschriesling, dazu Burgundersorten und einem Schuss Muskat in die Flasche. Wie oft bei den Weißweinen vom Eisenberg bricht sich die Mineralik in einer eigenen Art die Bahn: Germteig und Baguette, dafür relativ wenig Fruchtaromen im Duft, weichen am Gaumen einer lebendigen Frucht, wobei die saftigen Apfel- und Zitrusnoten des 2012ers immer mit einer zarten kreidigen Art unterlegt sind. Komplexität wird niemand erwarten, aber unterfordert wird der geneigte Trinker auch nicht.

Kurz: Der Wein macht genau die Laune, die man von seinem ironischen Auftritt erwartet, das Ganze endet aber nicht nach dem siebenten Achtel, was die Freunde des „Groszen“ bei jeder Flasche neu freuen dürfte.

Bezugsquelle: Groszer Wein, „Gemischter Satz 2012“, EUR 9,90 ab Hof (Blaufränkisch und „Rote Küvee“ kosten je EUR 12,90), www.groszerwein.at

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