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Meteorologen: „Die Eisheiligen sind oft kalt, doch selten frostig“

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (kurz: ZAMG) hat eine der bekanntesten Bauernregeln meteorologisch überprüft – die Eisheiligen. Das Ergebnis: Die Eisheiligen bringen bei uns sehr selten Frost. Aber immer wieder finden markante Kaltlufteinbrüche rund zehn Tage nach den Eisheiligen statt. Heuer kühlt es bereits zu den Eisheiligen um den 12. Mai spürbar ab.

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Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.“ Die Eisheiligen, von 12. bis 15. Mai, gehören zu den Klassikern unter den Bauernregeln. In einigen Regionen zählt auch der Mamertus-Tag am 11. Mai dazu. Eine Untersuchung dieser Bauernregel mit meteorologischen Methoden bringt zwei Überraschungen, sagt Hildegard Kaufmann, Klimatologin an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Erstens: Die Eisheiligen bringen in den meisten bewohnten Regionen Österreichs nahezu nie Frost. Zweitens: Es gibt einen Zeitraum im Mai, in dem wir mit verblüffend hoher Wahrscheinlichkeit Kaltlufteinbrüche erleben, allerdings nicht zur Zeit der Eisheiligen.“

Die Eisheiligen bringen selten Minusgrade

Frost, also Temperaturen unter Null Grad, ist in Österreich in tiefen Lagen im gesamten Mai sehr selten. Egal ob man die Temperatur in zwei Meter Höhe oder direkt am Boden untersucht. „In den letzten zwanzig Jahren gab es in den meisten Landeshauptstädten ganz wenige Tage mit Bodenfrost,“ erklärt ZAMG-Klimatologin Kaufmann, „Linz zum Beispiel hatte in den letzten 20 Jahren im Mai keinen einzigen Frosttag, Graz zwei, Salzburg und Bregenz vier, Eisenstadt sechs, Wien acht. Das ergibt eine durchschnittliche Zahl der Tage mit Bodenfrost im Mai pro Jahr zwischen 0,0 in Linz und 0,4 in Wien. Eine Spur höher sind die Werte in Klagenfurt mit 0,7 Frosttagen im Mai, in St. Pölten mit 1,0 und in Innsbruck mit 1,4.“

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Verspätete Eisheilige: Die Daten der vergangenen 50 Jahre zeigen einen markanten Temperaturrückgang ungefähr zwischen 20. und 25. Mai
Verspätete Eisheilige: Die Daten der vergangenen 50 Jahre zeigen einen markanten Temperaturrückgang ungefähr zwischen 20. und 25. Mai

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Etwas häufiger ist Bodenfrost im Mai im Mühlviertel und im Waldviertel mit durchschnittlich rund drei Tagen pro Jahr sowie allgemein in höher gelegenen Tälern wie beispielsweise in Mürzzuschlag (St, 705 m) und in Sillian (T, 1.081 m) mit rund vier Tagen mit Bodenfrost im Mai pro Jahr. „Man sieht, dass Bodenfrost selbst im gesamten Mai selten ist. Die Zahl der Frosttage genau zu den Eisheiligen ist daher verschwindend klein“, fasst Hildegard Kaufmann zusammen.

Kalenderreform verschob die Eisheiligen

Nimmt man die Eisheiligen aber nicht ganz so streng, kommt man zu einem interessanten Ergebnis. Hildegard Kaufmann: „Betrachtet man den Verlauf der mittleren Tagestemperatur im Mai basierend auf den Daten der letzten 50 Jahre, dann erkennt man einen sehr markanten Temperatureinbruch. Der findet aber nicht zu den Eisheiligen sondern zwischen 20. und 25. Mai statt, also zehn Tage später. Das würde gut damit zusammenpassen, dass im 16. Jahrhundert im Rahmen der Gregorianischen Kalenderreform zehn Tage ausgelassen wurden und sich dadurch die Eisheiligen im Kalender um etwa zehn Tage von ihrem meteorologischen Eintreffen entfernt haben.“

Was erzeugt die Kälte im Mai?

Nicht so einfach zu klären ist die Frage, warum offensichtlich sehr regelmäßig Kaltlufteinbrüche zwischen 20. und 25. Mai stattfinden. Eine Erklärung ist, dass es sich um einen statistischen Zufall handelt, und die Temperaturkurve glatter wird, wenn in den nächsten Jahrzehnten mehr Daten dazukommen. Dagegen spricht, dass die vorhandenen Daten aus 50 Jahren bereits statistisch sehr aussagekräftig sind. „Möglicherweise haben unsere Vorfahren das Wetter sehr gut beobachtet und eine meteorologische Besonderheit entdeckt,“ meint Hildegard Kaufmann von der ZAMG, „denn im Mai heizt sich der europäische Kontinent deutlich schneller auf als das umgebende Meer. An der Grenze der warmen und kalten Luftmassen entstehen Tiefdruckgebiete, die polare Kaltluft bis Mitteleuropa bringen können. Es ist gut möglich, dass auf Grund von konstanten Faktoren wie Sonnenstand und der Land-Meer-Verteilung dieser Mechanismus gehäuft zu Kaltlufteinbrüchen in der zweiten Maihälfte führt.“

Kaltfront erreicht uns am Donnerstag

Heuer sind die Eisheiligen relativ pünktlich, wie auch schon in den letzten beiden Jahren. Bis Mittwoch ist es noch im Großteil Österreichs warm, mit Höchstwerten knapp über 20 Grad. Am Donnerstag bringt dann eine Kaltfront Regen, vereinzelte Gewitter und deutlich kühlere Luft. Die Höchsttemperaturen liegen am Donnerstag und Freitag zwischen 14 und 19 Grad. Im Laufe des Pfingstwochenendes dürfte das Wetter dann langsam wieder freundlicher werden

Die ausführliche Wettervorhersage findest Du auf   www.zamg.at/cms/de/wetter/wetter-oesterreich.

Foto:ZAMG

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