Nachdem Dave McKendry die Musik hinter sich gelassen hatte, nur um viele Monate und Länder später doch wieder von ihr eingeholt zu werden, dauerte es noch etliche Jahre, bis er sich zutraute, ein Album aufzunehmen. Sein Album Human Being Kind landete jetzt auf der Scheibenwelt. Der Singer-Songwriter aus Nordirland schrieb Songs, weil da etwas tief in ihm war, das ihm keine andere Wahl ließ. Er spielt seine Songs vermutlich aus dem gleichen Grund. „Mein Schlafzimmer, die Wohnzimmer anderer und die Straßen Europas gaben mir jahrelang reichlich Gelegenheit, beides zu tun. Von dort startend ein Musiker zu werden, der über Jahre, Tag für Tag, in einem Tonstudio arbeitet und sogar darin lebt, war ein langer, mühsamer Prozess, bei dem Unglauben langsam zu Glauben wurde“, skizziert Dave McKendry, der jetzt in Wien seine Mitte fand. Die Livetermine findest Du unten.
Dave McKendry skizziert: „Es war ein Lernprozess. Zu lernen, mich zu öffnen, jede Ecke meiner Songs zu erforschen und – mir selbst gegenüber gnadenlos – zu verbessern; zu lernen, Leuten zu vertrauen, die Dinge besser wussten als ich, zu lernen was es bedeutet, tatsächlich eine Platte zu machen, sich teilweise in einer kleinen Gesangskabine, allein vor einem Mikrofon, ohne Netz und doppelten Boden der eigenen Musik zu stellen. Als wir die Songs dann fertig arrangiert und produziert hatten, musste ich noch so viel über meine Stimme lernen. Zu Anfang hatte ich gedacht, ich wüsste alles über Dave McKendry und seine Musik. Hätte ich gewusst, wie lange das alles dauern würde, wie schwierig es sein würde und wie viel ich würde lernen müssen, ich hätte wohl niemals begonnen. Aber ich wusste es nicht, weil ich gar nichts wusste.“
In den Songs verarbeitete Dave McKendry seine Erfahrungen. Er hatte alles zurückgelassen, was er kannte, um durch Europa zu reisen. Schier endlose Tage auf dem Fahrrad über die Weiten der Länder und das Wandern auf dem Jakobsweg gaben ihm reichlich Raum, um über das Leben zu reflektieren, das er bis zu diesem Zeitpunkt geführt hatte. Umso mehr, als dass der Weg ihm einen scharfen Kontrast zu seinem bisherig Gewohnten bot. All die Dinge, die Dave früher für selbstverständlich erachtet hatte, wurden ihm plötzlich als die kleinen Wunder präsentiert, die sie tatsächlich waren.
„Ich hatte gelebt und geliebt, hatte Dinge und Menschen verloren und alles hinter mir gelassen, habe gelitten und durfte wachsen; ich verstand, was es für ein Glück war, ebendort zu sein, wo ich gerade war und nichts zu tun als in den Tag hineinzuleben; die Dinge überwältigten mich in ihrer Einfachheit und ihrer Schönheit. Und dann war da noch diese schreckliche Liebesbeziehung, die in Spanien begann und in Frankreich endete. Sie spornte mich an, über all die Liebesbeziehungen, die ich zuvor erlebt hatte, nachzudenken und die Lektionen, die darin versteckt waren, zu finden und zu lernen. Ich tauchte tief in meine Vergangenheit ein und ließ schmerzhafte Erfahrungen durch die Katharsis des Songwritings los. Ich wuchs als Person, größtenteils langsam, aber ab und zu, besonders gegen Ende des Albums, durchaus in einzelnen größeren Sprüngen“, schildert Dave seinen beschwerlichen Weg zum Singer-Songwriter.
Über 900 Kilometer Jakobsweg konfrontierten Dave auch mit den Dämonen, die
die katholische Kirche Nordirlands ihm in seiner Kindheit in eingebläut hatte. Während er für die Religion, nach deren Grundsätzen er erzogen worden war, geschlagen wurde und mit seiner Familie fliehen musste, kämpfte er innerlich mit dem, was das alles für ihn zu bedeuten haben würde. Und da war viel Wut. Doch er hatte das Glück, großartigen Menschen zu begegnen, auf seinen Reisen und lebt, liebt und arbeit jetzt mit weiteren großartigen Menschen in Wien. Und er hat viel von ihnen gelernt: wie man selbst ein besserer Mensch wird, ein besserer Songwriter, Musiker, Künstler …
So persönlich Human Being Kind auch sein mag, es ist eine Feier. Human Being Kind feiert Menschen, die zusammenkommen und etwas Größeres schaffen, als es einzelne als Individuen vermögen.
Dave McKendry LiVE in A
19.10. Wien – Arena (kleine Halle)
20.10. Graz – Orpheum Extra
21.10. St. Pölten – Freiraum
22.10. Linz – Posthof
Foto: Elija Kulmer, echopilot music