Die US-amerikanische Band Algiers hat für ihr viertes Album „Shook“, das am gestrigen Freitag, 24. Februar auf der Scheibenwelt landete, eine Schar gleichgesinnter Künstler um sich versammelt. Der Nachfolger zum vor zwei Jahren erschienenen gefeierten Album „There Is No Year“ ist ein musikalischer wie inhaltlicher Blitzableiter in hysterischen Zeiten und mit seinen 17 bewegenden Songs schon jetzt eines der aufregendsten Alben des heurigen Jahres. Die Liner Notes lesen sich wie ein Who is Who der zeitgenössischen Underground-Musik. Das Ergebnis ist das beste Algiers-Album, das bisher auf der Scheibenwelt gelandet ist.
Das Album entstand als Fisher und sein Bandkollege Ryan Mahan für einige Monate in ihre Heimatstadt Atlanta zurückkehrten, wo sie unter wachsendem Druck litten, was schließlich in einem Burnout gipfelte. Eine extreme Zeit für die Band und für die Freundschaft der beiden Musiker, in der sie schließlich auch persönlich wieder zueinander fanden. Sie hörten viel alten Hiphop und eine Neuauflage von DJ Grand Wizard Theodores 1970er Punk-beeinflusstem New Yorker Rap-Meisterwerk ‚Subway Theme‘ diente als spirituelles und thematisches Moodboard für das Album.
Mit dabei sind Zack de la Rocha, Big Rube (The Dungeon Family), Billy Woods, Samuel T. Herring (Future Islands), Jae Matthews (Boy Harsher), LaToya Kent (Mourning [A] BLKstar), Backxwash, Nadah El Shazly, DeForrest Brown Jr. (Speaker Music), Patrick Shiroishi, Lee Bains III, und Mark Cisneros (The Make-Up, Kid Congo Powers). Dank ihrer Beiträge wird „Shook“ aus verschiedenen Blickwinkeln geformt und kontextualisiert.
Atlanta, USA, ist der Ort, an dem die Platte entstanden ist und der steht im Mittelpunkt. Das Album beginnt mit einer robotergesteuerten Zugdurchsage vom Hartsfield Airport, die vielen Einwohnern von Atlanta ein Begriff ist und Fisher als Kind immer eine Heidenangst gemacht hat. „Wir haben in einer Umgebung gearbeitet, an die wir gewöhnt waren“, sagt Gitarrist Lee Tesche, „Es fühlt sich an wie die beste Algiers-Platte, die wir je gemacht haben.“ Und da hat Lee nicht unrecht, wie das erste Reinhören bestätigt.
Dass diese Platte überhaupt entstanden ist, grenzt an ein kleines Wunder, da die Band immer wieder vor der Auflösung stand. Algiers haben jedoch Reibung in Energie umgewandelt und mit „Shook“ ein außergewöhnliches und kraftvolles Album produziert, das am Ende von seiner starken Gemeinschaft lebt. „Ich glaube, mit dieser Platte haben wir unser Zuhause gefunden“, sagt Mahan, und Fisher fügt hinzu, „Es war eine ganz neue, positive Erfahrung – eine erneuerte Beziehung zu der Stadt, aus der wir kommen, und Stolz dafür zu haben. Mir gefällt der Gedanke, dass diese Platte uns auf eine Reise mitgenommen hat, die aber in Atlanta beginnt und endet.“ Sehr gelungen, energievoll und … ja, außergewöhnlich leiwaund.
Fotos Ebru Yildiz, Matador Records / Beggars Group