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Der Ausnahmedrummer Joris Dudli landete mit ‚Boundaries Expanded‘ eine Überraschung auf der Scheibenwelt

Nach A Rewarding Journey, eingespielt mit Musikern wie Jeremy Pelt, Anthony Wonsey und Spezialgast Benny Golson, landete der famose Schweizer Jazz-Schlagzeuger Joris Dudli kürzlich mit seinem zweiten Album auf der Scheibenwelt. ‚Boundaries Expanded‘ heißt die edle Silberscheibe und vereinigt noch mehr international anerkannten Jazzgrößen, die Dudli in den Jahren seines New York Aufenthalts zwischen 1986 und 1999 kennenlernen konnte, und der gebürtige Schweizer präsentiert sich erstmals auch als Sänger und hat dabei einen ganz besonderen Ansatz und Sound.

Joris Dudli kam im Alter von sieben Jahren nach Wien, wo er Klavierunterricht nahm und sich autodidaktisch mit dem Schlagzeug anfreundete. Ab dem siebzehnten Lebensjahr arbeitete er als Studiomusiker mit heimischen Größen wie Rainhard Fendrich, Wolfgang Ambros und Georg Danzer und war Mitglied des Vienna Art Orchestra. Einst meinte der Erdberger Jazzgroßmeister Joe Zawinul „Holt’s den Dudli…“, diese Aussage kam – erinnert sich seine Managerin – nachdem Dudli beim Zawinul Syndicate im Casino Velden in Kärnten an den Fellen aushalf. Mit diesen Worten sollte sich eigentlich die lange Liste von „spielte mit so und so“ erledigt haben.

Trotzdem wollen wir dir einen kurzen Überblick gewähren: Joris Dudli war von 1979 bis 1985 festes Mitglied des Vienna Art Orchestra und des Art Farmer Quintets. Nachdem er 1986 in die USA gezogen war, begann er mit vielen der größten Jazzmusiker der Welt zusammenzuarbeiten: Benny Golson, Curtis Fuller, Johnny Griffin, Mullgrew Miller, Clifford Jordan, Joe Lovano, Joe Henderson, Harold Mabern, Sonny Fortune und vielen mehr. Von allen war die Zusammenarbeit mit Vincent Herring über fast ein Vierteljahrhundert die fruchtbarste, mit regelmäßigen Touren in ganz Europa, mehreren CD Einspielungen mit den Bands Earth Jazz und Soul Chemistry (2018 gab es für letztere eine 4-Sterne-Auszeichnung im Downbeat).

Bei den Aufnahmen bekam Joris Dudli von seinen Musikerkollegen vollste Unterstützung. Die Verbindung zur New Yorker Jazzelite um Eric Alexander, Mike LeDonne, Peter Washington, Joe Farnsworth und Wallace Roney Jr. besteht zwar noch nicht ganz so lange wie die zu Vincent Herring, Peter Bernstein, Dave Kikoski und Essiet Essiet, doch mit fast allen teilte der Wiener Jazzdrummer aus der Schweiz schon viele Male die Bühne. Das gilt auch für das noch „unbeschriebene Blatt“, den jungen Multiinstrumentalisten Gregor Storf aus dem Österreichischen Ländle, unverzichtbar, weil er sich neben seinem großartigen Saxophonspiel jederzeit auch ans Schlagzeug setzen kann.

Mit ‚Boundaries Expanded‘ zeigt Joris, dass er seine Grenzen als Künstler extrem erweitert hat. Nach über vier Jahrzehnten erfolgreicher Karriere als Jazzdrummer – Joris ist Jahrgang 1957 – auf einmal nach vorne zu gehen und zu singen ist ganz sicher ein Sprung aus der Drummer-Komfortzone ins eiskalte Wasser. Und obwohl im Booklet detailliert beschrieben ist, wie es zu einem Album mit Gesang kam, bringt es wohl das Zitat von Phil Collins auf den Punkt: „Ich bin kein Sänger der ein bisschen Schlagzeug spielt, ich bin ein Schlagzeuger der ein bisschen singt.“

Fotos © JiVE MUSiC

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