Unter äußerst schwierigen Umständen mussten in der vergangenen Nacht zwei Kletterer von Bergrettung Reichenau und der Alpinpolizei aus einer alpinen Notlage gerettet werden. Gegen 16.30 Uhr wurden die völlig unzureichend ausgerüstete 45-jährige Deutsche und ihr 54-jähriger Kletterpartner aus Ungarn im oberen Drittel des Stadelwandgrates am Schneeberg von einem heftigen Unwetter überrascht. Da keine Wetterberuhigung in Sicht war, setzten sie kurz nach 18 Uhr einen Notruf ab.
Das anhaltende Schlechtwetter machte allerdings nicht nur eine Hubschrauberbergung unmöglich, sondern stellte auch eine beträchtliche Erschwernis für eine terrestrische Bergung durch die Einsatzmannschaft der Bergrettung Reichenau dar. Als problematisch erwies sich vor allem der Umstand, dass das Bergsteigerpaar für ein Biwak völlig unzureichend ausgerüstet waren und berechtigte Sorge bestand, dass sie die Nacht in der Wand nicht ohne gesundheitliche Schäden überstehen würden.
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Aus diesem Grund und da außerdem eine Abnahme der Gewittertätigkeit ab Mitternacht prognostiziert wurde, fiel um 20.30 Uhr die Entscheidung, zur Stadelwandhütte aufzusteigen und gegebenenfalls von oben eine Bergung noch in der Nacht zu versuchen. In der Folge machten sich sieben Bergretter der Ortsstelle Reichenau sowie ein Alpinpolizist auf den Weg zu den Gesuchten.
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Nach knapp zweistündigem Aufstieg traf die Mannschaft bei der Stadelwandhütte ein und begann mit dem gesicherten Abstieg zu den Kletterern. Um halb zwei Uhr in der Früh konnten die beiden Personen unverletzt am Grat aufgefunden werden. Circa eine Stunde später erreichten die Gesuchten schließlich mit der Bergemannschaft den Ausstieg in unmittelbarer Nähe der Stadelwandhütte. Trotz der Strapazen fühlten sie sich nach der Versorgung mit Tee und warmer Kleidung fit genug, noch in der Nacht gemeinsam mit Bergrettung und Alpinpolizei zu ihrem Fahrzeug an der Höllental-Bundesstraße abzusteigen. Mit der Ankunft im Tal und der Rückkehr der Mannschaft in die Einsatzzentrale konnte der Einsatz um 5.30 Uhr beendet werden.
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Für die Bergrettung Reichenau war dies nicht nur der zwölfte Einsatz innerhalb von zehn Tagen, sondern auch der Abschluss eines einsatzreichen Tages mit insgesamt vier Alarmierungen.
Foto © ÖBRD NÖ/W