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AK Neunkirchen half: Lehrling bekam für unbezahlte Überstunden mehr als 2.400 Euro nachbezahlt

Seine berufliche Ausbildung hat sich ein junger Mann aus dem Bezirk Neunkirchen anders vorgestellt. Obwohl der Elektriker-Lehrling sich bereits im dritten Ausbildungsjahr befand, zog er es vor, sein Lehrverhältnis aufzulösen. Grund dafür: Ständig musste er Überstunden machen, die weitgehend unbezahlt blieben. Die Beraterinnen und Berater der AK intervenierten und man einigte man sich auf einen außergerichtlichen Vergleich. Das ausbeuterische Unternehmen musste dem Elektriker-Lehrling 2.416 Euro nachzahlen. Insgesamt erkämpfte die AK Niederösterreich im ersten Halbjahr 2024 nicht weniger als 45,8 Millionen Euro für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

„Unsere Berechnungen ergaben alleine für den Zeitraum zwischen Jahresbeginn und Ende Juni durchschnittlich 5,2 Stunden, die er wöchentlich zusätzlich zur Normalarbeitszeit von 38,5 Stunden ableistete. Ordnungsgemäß abgerechnet wurden diese nicht. Hin und wieder zahlte der Arbeitsgeber mal 50 Euro, mal hundert Euro – und das bar auf die Hand als Dankeschön“, skizzierte der Leiter der Bezirksstelle Neunkirchen, Gerhard Windbichler.

AK Niederösterreich-Vizepräsident Horst Pammer (l.) und der Leiter der Bezirksstelle Neunkirchen, Gerhard Windbichler, präsentierten die Halbjahresbilanz der AK Neunkirchen.

„Insgesamt konnten Ansprüche für mehr als 136 Überstunden geltend gemacht werden, die sich innerhalb dieser sechs Monate, die auch der Verfallsfrist für die Nachforderung entsprechen, angesammelt haben“, präzisierte Windbichler.

Halbjahres-Bilanz 2024 – Neunkirchen für die AK-Mitglieder im Überblick

8.773 Menschen haben sich in der Bezirksstelle Neunkirchen gemeldet –

3.377 wurde konkrete Beratungen in Problemfällen geboten –

752.799 Euro konnten im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht werden, davon 389.886 Euro in der Insolvenzvertretung.

Für die Mitglieder wurden insgesamt 1.288.191 Euro erkämpft

Im ersten Halbjahr erkämpft die AK Niederösterreich 45,8 Millionen Euro für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

81.000 Menschen suchten Hilfe der AK Niederösterreich | Gehäufte Probleme bei Pensionen und unbezahlten Überstunden

Mehr als 81.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben allein im ersten Halbjahr wegen Problemen am Arbeitsplatz die Hilfe der AK Niederösterreich gesucht. Das zeigt eine Auswertung der arbeits- und sozialrechtlichen Beratungen der Kammer. „Wir haben 45,8 Millionen Euro für die Betroffenen erreicht“, zieht der Vizepräsident der AK Niederösterreich, Horst Pammer, Bilanz. Die meisten Probleme gab es wegen Schwerarbeits- und Invaliditätspensionen und wegen unbezahlter Überstunden.

Komplizierte Regelungen bei Schwerarbeits- und Invaliditätspensionen sorgen bei der AK Niederösterreich für ein massives Ansteigen der Beratungen in diesen Bereichen. Obwohl es bei der Schwerarbeitspension eine Berufsliste gibt, muss im Einzelverfahren nachgewiesen werden, dass bestimmte Faktoren zutreffen, wie etwa unregelmäßige Nachtarbeit, Hitze, Kälte und Schichtarbeit. „Das führt immer wieder zu unverständlichen Entscheidungen der PVA und auch zu regionalspezifisch unterschiedlichen Auslegungen der Rechtslage. Damit wird für Betroffene der Weg in die wohlverdiente Schwerarbeitspension nach 45 Jahren erschwert“, erklärt Pammer.

Besonders betroffen von diesem erschwerten Zugang zur Schwerarbeitspension sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Gesundheits-, Pflege- und Betreuungsberufen. Mehrfachbelastungen und psychische Belastungen sowie die spezifische Art der Dienste sind nicht von der Schwerarbeiterregelung umfasst. „Mit der Anhebung des Frauenpensionsalters wird das in den kommenden Jahren in besonderem Ausmaß Frauen betreffen, die den Großteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Bereich ausmachen“, sagt Pammer, „Eine Überarbeitung der bestehenden Regelungen zugunsten der Menschen, die ihr Leben lang hart und schwer gearbeitet haben, ist also dringend notwendig.“

Für erheblichen Beratungsbedarf sorgten im ersten Halbjahr 2024 unbezahlte Überstunden in ausbeuterischen Unternehmen. „Österreichweit wird etwa jede vierte Überstunde nicht bezahlt“, schildert Horst Pammer die Dimension des Ausbeuterproblems. Besonders Beschäftigte im Handel und in der Gastronomie wenden sich wegen unbezahlter Überstunden vermehrt an AK oder Gewerkschaft.

Insgesamt wandten sich zwischen 1. Jänner und 30. Juni 81.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wegen Problemen am Arbeitsplatz an die AK Niederösterreich. In den allermeisten Fällen konnte bereits die Beratung das Problem lösen. In 8.900 Fällen musste die AK zugunsten der Betroffenen intervenieren oder vor Gericht gehen.

Für diese Menschen erreichte die AK Niederösterreich im ersten Halbjahr Nachzahlungen in der Höhe von insgesamt 45,8 Millionen Euro. Der Großteil waren ausstehende Löhne und Gehälter, nicht bezahlte Urlaubs- oder Kündigungsentschädigungen und Abfertigungen, die den Betroffenen zu Unrecht vorenthalten worden waren. „Ohne unsere Beratung und Rechtsvertretung wären die meisten Betroffenen nicht zu ihrem Geld gekommen“, fasst Pammer zusammen.

Foto ©AK NÖ Bezirksstelle Neunkirchen

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