Die Witterung der vergangenen Tage war geprägt von extremer Hitze – bis zu 34 Grad – und Trockenheit mit hoher Waldbrandgefahr. Diese erste Hitzewelle des Jahres ging, wie von allen Wetterdiensten prognostiziert, mit kräftigen Gewittern und Unwettern einher. Trotz aller Warnungen gingen zwei Anrufe beim Notruf ein. Die Alarmierung betraf Personen, die angaben am Klettersteig Haidsteig festzusitzen und dass eine Person vom Blitz getroffen war. Knapp 20 Minuten später ging ein weiterer Alarmanruf ein, eine Gruppe von Alpinisten meldeten sich ebenfalls vom Haidsteig und dass sie im oberen Bereich aufgrund des Unwetters unverletzt festsitzen. Ungarn wählten
Von der Geosphere (ex ZAMG) als auch privaten Warndiensten wurden bereits am Vortag entsprechende Wetterwarnungen ausgegeben, die ab den späten Vormittagsstunden die höchste bzw. zweithöchste Warnstufe für das Rax-Schneeberg-Wechsel-Gebiet ausriefen. Am frühen Nachmittag verschlechterte sich das Wetter rapide und die erste Gewitterfront erreichte die Rax mit Wolkenbruch, Sturm und Hagel.
Trotz der extrem widrigen Verhältnisse lief ein Rettungseinsatz an und es wurden zwei Rettungsteam in der Zentrale der Bergrettung Reichenau zusammengestellt. Bereits knapp 20 Minuten nach der ersten Alarmierung rückte die erste Crew in Richtung Seilbahn aus, um mit dieser auf die Rax zufahren und von dort – je nach Witterung – in Richtung Ausstieg zuzufahren bzw. zuzusteigen. Parallel wurden die Hubschrauber Christophorus 3, BMI Libelle alarmiert, da das Wetterradar ein kleines Fenster mit Wetterbesserung ankündigte. Dieses Wetterfenster galt es zu nützen, da eine bodengebundene Bergung durch die Bergrettung angesichts der Gewittergefahr für die Bergretterinnen und Bergretter viel zu gefährlich gewesen wäre.
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Um 15.04 Uhr konnte der Rettungshubschrauber Sichtkontakt mit drei Personen herstellen und entschloss sich eine Taubergung durchzuführen. Am Zwischenlandeplatz bei der Seehütte auf der Rax unterstützte die Bergrettung Reichenau, sodass die Bergung effizient und zügig durchgeführt werden konnte. Bis 15.50 Uhr konnten alle drei Personen einschließlich der Person, die angab, vom Blitz getroffen worden zu sein, geborgen und am Zwischenlandeplatz von der Bergrettung übernommen werden. Bei der Versorgung stellte sich heraus, dass die Verletzung des ungarischen Staatsbürgers glücklicherweise nicht gravierend war.
Um 16.00 Uhr startete die BMI Libelle mit dem Sichtungsflug an der Preinerwand nach den Personen des zweiten Notrufs. Das Wetter begann sich zu verschlechtern, sodass Eile geboten war. Nachdem am Haidsteig keine weiteren Personen ausfindig gemacht werden konnten, wurden auch die beiden daneben liegenden Klettersteige Preinerwandsteig und Königschusswandsteig abgeflogen. Jedoch waren aus der Luft keine Personen ausfindig zu machen, sodass man beschloss, ebenfalls bei der Seehütte zwischenzulanden. Dabei stellte sich heraus, dass die drei ungarischen Staatsbürger – ein Vater mit Tochter und Sohn – zwei Mal den Notruf gewählt hatten. Und es dadurch zu der doppelten Alarmierung kam.
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Mittlerweile drohte aus der Steiermark die nächste Gewitterfront überzugreifen, sodass der Christophorus 3 abrückte und die BMI Libelle die drei Ungarn ins Tal flog, wo sie vom zweiten Bergeteam übernommen wurde. Die Bergretter kehrten zur Bergstation zurück und rückten in die Zentrale ein. Nach 17.00 Uhr konnte Einsatzende vermeldet werden und alle Personen – inkl. der Einsatzteams – waren sicher in der Zentrale angekommen. Sabine Buchebner-Ferstl von der Bergrettung Reichenau: „Vielen Dank an alle Einsatzkräfte für das – gerade in diesem Fall – extrem wichtige Teamplay.„
Die drei Personen sind glücklicherweise glimpflich davon gekommen, obwohl eine Tourenplanung unterlassen wurde. Angesichts der Wetterprognose, welche ab dem frühen Nachmittag, eine Schwergewitterlage prognostizierte, war ein Start der Tour vom Parkplatz um 10.00 Uhr viel zu spät. Erst gegen Mittag stiegen die drei ungarischen Klettersteiggeher in den Steig ein, angesichts der zu diesem Zeitpunkt bereits aufziehenden Gewitterwolken hätten sie hier umdrehen müssen.
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Sabine Buchebner-Ferstl von der Bergrettung Reichenau appelliert dringend, sämtliche Touren zu planen – gerade bei der aktuellen Hitze und den damit möglichen Gewittern, ist defensives Verhalten notwendig: „Unsere ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergretter stehen derzeit im Dauerstress. Alleine im Juni wurden diese bislang zu 24 Einsätzen alarmiert. Wir wünschen allen Personen, die wir in den letzten Wochen helfen konnten, gute und rasche Genesung.„
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Bilder © ÖBRD Niederösterreich /Wien – Ortsstelle Reichenau