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Die deutschen Freunde

An sich ist es ja so, dass wir empirisch gelernt haben, jedem Volk gewisse Tugenden zuzuschreiben. Was dabei herauskommt reihen wir eher global denkenden und fühlenden Bürger unter Vorurteile und sind mitunter bass erstaunt, wie nahe an der Wirklichkeit diese oft sind.

Eine aktuelle Studie unter Singles hat ergeben, dass die als straight denkenden und somit völlig unflexibel geltenden Deutschen wieder einmal den vielzitierten Vogel abgeschossen haben, zumindest was besagte Vorurteile betrifft. Scheinbar mögen die Deutschen nicht einsehen, dass kein Mensch dieser Erde perfekt ist, dass es ausser Schwarz und Weiss auch noch jede Menge Grautöne gibt und zwischen Ja und Nein immer noch ein „Schau ma mal“ oder ein „Mia wurscht“ Platz hat.

Besagte Studie jedenfalls deckte auf, dass deutsche Singles mit großer Wahrscheinlichkeit auch weiterhin Singles bleiben werden, wenn sie ihre Einstellung zum potenziellen Partner nicht ändern. Ein Rechtschreibfehler in der SMS oder in der E-Mail und schon hat der Kandidat/die Kandidatin ausgeflirtet, zu lange Fingernägel oder eine falsche Jeansfarbe – und aus die Maus. Deutsche kennen da kein Pardon. Wenn einer oder eine im Café etwas Falsches bestellt, zum Beispiel einen Toast anstatt eines Croissants – und tschüs, der Nächste bitte.

Es kann aber auch sein, dass der Suchenden die Füße des Interessenten zu groß sind, oder aber auch zu klein, je nachdem. Entspricht die Körbchengröße nicht den Vorstellungen des männlichen Singles, schweifen die gierigen Blicke im vollgerammelten Salettl bereits nach größeren Oberweiten herum, egal ob Single oder nicht und auf der Suche oder nicht.

Es stimmt schon, es gibt keine zweite Chance auf den ersten Eindruck, doch Worte wie Toleranz oder Flexibilität finden die meisten Deutschen nicht einmal in ihren Fremdwörterlexika. Denn selbst wenn ein Blind Date beim ersten Mal so gut funktioniert, dass es zu einem zweiten Treff kommt, ist noch lange nicht garantiert, dass diese Serie fortgesetzt wird. Denn mittlerweile hat man das Handyfoto von der Eroberung den besten Freundinnen gezeigt – und die haben garantiert etwas gefunden, was es zu bemängeln gilt. Und sei es nur die Art in einem Sessel zu sitzen oder mit dem Halsketterl zu spielen.

Wir Österreicher sind da ganz anders. Wir freuen uns, wenn er sich ihren Namen gemerkt hat und ohne Begleitung zum vereinbarten Treffpunkt findet. Ist er dann auch noch halbwegs pünktlich und bringt er eine Schachtel Merci mit, ist die Sache eigentlich schon gelaufen. Was lernen wir daraus? Während also die Deutschen das Auswahlverfahren in Sachen Partnerwahl ganz am Anfang der Beziehung stellen, kommt für uns die Erkenntnis, dass man eigentlich gar nicht zusammen passt, erst viele Jahre später. Oft sogar zu spät. Aber das liest man dann ohnehin in den Chronikseiten der Tageszeitungen.