Reinhard P. Grubers wegweisender Roman „Aus dem Leben Hödlmosers“ ist in sechs Tagen endlich – 40 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung – als drei CDs umfassendes Hörbuch in einer kongenialen Lesung von Wolfram Berger erhältlich.
Hödlmoser lebt und leibt, der komische wie tragische Held dieser steirischen Heimatgeschichte. Und immer noch verdient er, der robuste Naturbursch in den Posen des Wilderers, des Säufers und Stammtischpolitikers, Liebhabers, des Familienvaters und Vatermörders, unsere volle Bewunderung.
Was dem Deutschen sein Faust, das ist dem Österreicher sein Hödlmoser.
Der steirische Roman mit Regie erscheint jetzt als 3-CD-Hörbuch und wird von Wolfram Berger gelesen.
3 CDs im Digipack, EUR 19,90 / sFr 26,90, ISBN: 9783701743407
Aus dem Leben Hödlmosers ist ein steirischer Roman von Reinhard P. Gruber, 1973 veröffentlicht im Residenz Verlag Salzburg und 1999 wieder aufgelegt. Das Werk ist ein Höhepunkt der Anti-Heimatliteratur, eine detaillierte und sarkastische Darstellung von Personen auf dem Land und ihren Problemen. Gruber schrieb die Erzählung aus der Sicht seines Helden, aber in der dritten Person. Dies ermöglicht zugleich Distanzierung und besseren Einblick in alle Situationen. Die Quintessenz des Werks findet sich auf Seite 6: „die steiermark zerfällt aus zufälligkeit, österreich aus notwendigkeit. die resistenz der teile ermöglicht die labilität des ganzen. das ganze existiert nur als labiles ganzes. steiermark, das ist resistenz. österreich, das ist labilität.“
Inhalt – Der Roman „ Aus dem Leben Hödlmosers“ beginnt mit einer allgemeinen Einleitung über die Steiermark. Man erfährt, wie mit einem Steirer umgegangen werden muss, welche Vorlieben ein solcher hat, und man erhält auch eine satirische „Gebrauchsanweisung“ zur anthropologischen Einteilung der Steiermark und ihrer Bewohner in Feldsteirer, Waldsteirer, Flußsteirer, Bachsteirer, Bergsteirer, Gebirgssteirer und Alpensteirer. Auch wird eine Beschreibung steirischen Kulturgutes wie z.B. des Steireranzugs und des Jodelns gegeben.
Die Geschichte beginnt mit dem morgendlichen Aufstehen des Bauern Hödlmoser. Hier charakterisiert Reinhard P. Gruber die Hauptfigur mit deren eigenen Aussagen und ihren Gewohnheiten. Hödlmoser ist 38 Jahre alt, wohnt auf der Anhöhe von Kumpitz bei Fohnsdorf, ist Bauer, hat einen Hang zum Alkohol und rauft sehr gerne. Auch verbal legt er sich gerne mit anderen an. Als er eines Tages mit seinen Saufkumpanen am Stammtisch sitzt und diese wieder einmal das Singledasein Hödlmosers beklagen, geht die schöne Fani Hinterleitner mit ihren Kühen vorbei. Nachdem Hödlmoser sie im Wald geschwängert hat, heiraten sie, und Fani gebiert ihren ersten Sohn, genannt Schurl.
Eines Tages geht Hödlmoser wildern. Hödlmoser hat derzeit keinen Jagdschein, weil er seinen Vater umgebracht hat (allerdings, wie es heißt, soll er den Jagdschein bald wieder bekommen, da er seinen Vater schließlich nicht erschossen, sondern „nur“ erstochen hat). Er schießt einen kapitalen Bock, wird dabei aber von einem Revierförster erwischt, der wiederum außerhalb der Schießzeiten einen Hasen in einem fremden Jagdrevier erlegt hat. Die beiden vereinbaren Stillschweigen. Ein anderes Mal trifft Hödlmoser beim Schwammerlsuchen im Wald auf seinen Halbbruder, den jungen Franzbauer. Hödlmoser möchte auch ihn erschießen, besinnt sich dann aber, weil er der Meinung ist, dass man einen Bruder nicht erschießt. Hödlmosers unkonventionelle Ansichten spinnen sich im Buch weiter: Sein Freund Rudolf Esterl erschlägt den eigenen Sohn und das einzige, was Hödlmoser aufregt, ist, dass er diesem Menschen ein Bier gezahlt hat. Er findet es außerdem erschreckender, dass Esterl mehr als hundert Mäusen die Beine ausgerissen hat, als dass er seinen eigenen Sohn erschlagen hat.
Hödlmoser geht im Verlauf der Geschichte mit seinem Sohn Schurl wallfahrten, fährt zu einer Hochzeit nach Weistrach inNiederösterreich, wo Schurl seine ersten Annäherungsversuche an eine Verwandte macht, und besucht mit ihm ein Begräbnis. Schurl ist inzwischen zwölf Jahre alt und Hödlmoser möchte ihm ein neues Fahrrad, genannt Puch spezial, kaufen. Schurl bekommt es zu seinem dreizehnten Geburtstag und fährt sehr schnell den Berg hinunter, auf dem Hödlmosers Anwesen liegt. Der Vater fährt ihm nach und Schurl, der sich nach ihm umblickt, stößt mit dem Kopf an einen Baumstamm. Hödlmoser nimmt das Fahrrad mit seinem toten Sohn und schiebt es nach Kumpitz, dem nächsten Ort. Hödlmoser wird abermals eingesperrt.
Fani ist wieder schwanger und Hödlmoser möchte einen neuen Schurl. Während Fani zuhause bleibt, fährt Hödlmoser nach Wien, genannt „Ausland“. Dort möchte er den Bundeskanzler sprechen, kommt aber nur zum Bürgermeister. Er beschimpft und ohrfeigt diesen und wird wieder eingesperrt. Nach seiner Entlassung geht er wie gewohnt zum Stammtisch. Es scheint alles genau so zu sein wie vorher, doch dann erzählt ihm ein Kumpan, dass seine Frau ein Verhältnis mit einem anderen Mann hat. Er rast, nachdem er im Wirtshaus ein Blutbad angerichtet hat, nach Hause und findet seine Frau mit dem Gufler Pepi im Bett vor. Hödlmoser erkennt in Pepi seinen unehelichen Sohn, zögert, ihn umzubringen, und dieser ersticht ihn. Fani versucht Pepi zu erschießen, dieser aber schneidet ihr vorher den schwangeren Bauch auf und sich selbst die Kehle durch. Nun ist die gesamte Familie Hödlmosers ausgestorben, und Kumpitz bleibt wie es ist.
Stil – Gruber verwendet in diesem Roman eine weitgehend konsequente Kleinschreibung. Der Inhalt ist in zahlreiche, großteils nur wenige Zeilen bis Seiten lange Kapitel gegliedert, die meistens von einer „Regieanweisung“ zur jeweiligen Szene begleitet sind. Die Kapitel tragen Namen wie „steirische aggressionsgeschichte“ und sind in sich geschlossene Teile. Die Kapitel stellen den Handlungsverlauf dar, wobei die Regieanweisungen einzelne in den Kapiteln nicht dargestellte Elemente oder nur Teile der Kapitel näher beleuchten oder Hödlmosers und anderer Personen Gedanken darstellen. Während die Sprache der Kapitel direkt, einfach und authentisch ist, finden sich in den Regieanweisungen viele Fremdwörter (vor allem in der direkten Rede), komplexere Satzstrukturen und intellektueller wirkende Satire.
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