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Der Sohn des Knochenzählers

Titus Mutter verschwindet auf mysteriöse Weise. War es Flucht, ein Unfall oder gar Mord? Acht Monate ist es her, dass Titus Mutter spurlos verschwand. Als Italienerin war sie im Dorf eine Fremde geblieben. Der Vater hatte sie von einer Forschungsreise mitgebracht. Nun kursieren Gerüchte, Vermutungen.

Hat der See sie verschluckt, ist sie mit einem Liebhaber durchgebrannt oder wurde sie Opfer eines Verbrechens? Titus ist schon seit Jahren ein Außenseiter. Durch ein Brandmal gezeichnet, meidet er die Menschen. Das Angebot, dem neuen Totengräber zu assistieren und bei ihm zu wohnen, erscheint ihm als Möglichkeit, der Enge des Vaterhauses zu entkommen. Doch der Totengräber ist kein Unbekannter. Evelyn Grill führt ihre Leser in eine düstere Welt voller Geheimnisse. Fesselnd bis zum großen Knall.

Grills Roman bildet ein Gewebe, bei dem das meiste, was dargestellt wird, nicht bloße Handlung, sondern immer wieder auch Bedeutungsträger ist. Dabei enthüllen sich entscheidende Tatsachen. Evelyn Grills Roman ist als eindrucksvoller Spannungsbogen komponiert, der von Anfang bis Ende anhält, ohne zu reißen. Das fasziniert den Leser, er braucht jedoch auch ein Gespür für die Nuancen der Darstellung. In schnörkellos-schlichter und gerade in dieser Schlichtheit poetischer Sprache, in einem melancholisch-düsteren Ton schreibt Evelyn Grill. Sie komprimiert und lässt kulminieren, lässt schwelende Konflikte wie den zwischen Titus und Zanotti in einer einzigen Szene der Gewalt explodieren. (…) Evelyn Grill hat einen eindringlichen, ja einen fesselnden Roman geliefert, der weit über den schmalen Umfang des Buches hinausweist. (Badische Zeitung, Bettina Gröber)

Das Böse liegt Evelyn Grill. Und sie braucht nicht viel Raum, um es zu entfalten. (FALTER, Kirstin Breitenfellner)

Evelyn Grills Der Sohn des Knochenzählers dagegen, das 2013 (also soeben) erschienen ist, kümmert sich um Verbote nicht oder verbietet sie sich eben. Und das Resultat ist ein Roman, der mit einem Narrativ aufwartet, aber in leiser Devianz Seite um Seite beweist, daß Literatur eben nichts exekutieren soll, nichts beweisen muss: sondern Literatur zu sein hat, was nun viel zu einfach klingt…

Der Weg dahin ist klar erzählt, mit Wendungen, die an Bernhard oder Lebert erinnern mögen, doch immer ganz jene Grills sind und das ist Literatur. Zuletzt ist hier nichts beliebig, wohl aber gegen jedes Verbot vielleicht verstoßen worden, und zwar auf wunderbare Weise. Wer schreibt noch Kriminalromane? Was aber ist zu schreiben, wenn nicht solche, worin der Roman das crimen, die Unterscheidung betreibt..? (FIXPOETRY, Martin A. Hainz)

Über die Autorin

Evelyn Grill geboren 1942 in Garsten, Oberösterreich, lebt als freie Schriftstellerin in Freiburg im Breisgau. Im Residenz Verlag erschienen die Romane: „Vanitas oder Hofstätters Begierden“ (2005, nominiert für den Deutschen Buchpreis), „Der Sammler“ (2006, mit dem Otto-Stoessl-Preis ausgezeichnet), „Wilma“ (2007), „Das römische Licht“ (2008) und zuletzt „Das Antwerpener Testament“ (2011).

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