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Zum Glück in die Zukunft und im März in die Arena

Gold für »Zum Glück in die Zukunft«. Platin für »Lila Wolken«. Der Rostocker Rapper Marten Laciny aka Marteria aka Marsimoto gehört zu den erfolgreichsten Künstlern der deutschsprachigen Musikwelt und zu den entscheidenden Vorreitern und Impulsgebern des aktuellen HipHop-Booms. Das neue Album schillert.

Dreieinhalb Jahre nach dem hochdekorierten Erstling ist der Marteria jetzt mit dem Nachfolger »Zum Glück in die Zukunft II« zurück: Angriffslustig und nachdenklich, humorvoll und melancholisch, provokant und manchmal schmerzhaft direkt. Ein visionäres Album, das von Lebensentwürfen und Lebensbewältigung handelt, von der Revolution und vom Reisen, vom Erwachsenwerden und davon, ein Kind zu bleiben.

 

Evolution wird mit R‘ geschrieben

Wenn man den Rostocker kennt, weiß man, dass er bestimmte Lieblingswörter hat, die er gerne einsetzt. Einer dieser omnipotenten Begriffe ist der »Vibe«. »Zum Glück in die Zukunft II« ist eine Platte, die diese diffuse Qualität in jeder Minute verkörpert. Wo andere Rapper die Stadion-Opulenz für ihr Genre entdecken, lässt Marteria mutig Minimalismus walten. Die Musik besinnt sich auf die Wurzeln und auf ganz viel Atmosphäre: Klagende Vokalfetzen, Maschinengeräusche und warme Rhodes, analoges Geblubber und digitale Analogien, Sirenen, Synthies und 808-Gedonner. Gleichzeitig ist es eine textlastige Platte, ein Album zum bewussten Anhören, zum darin Versinken. Kopfhörermusik.

Neben der melancholischen, beinahe düsteren Seite hat »Zum Glück in die Zukunft II« auch eine aggressive, aufrührerische Ebene. »Bengalische Tiger« klingt, als tanzten Timbaland, M.I.A. und El-P in der Wüste um den »Burning Man«. Diese bedrohliche Energie kommt von den Erfahrungen, die Marteria auf seinen Reisen machte. »Das Thema der Platte ist die Welt«, sagt er. »Seit unserem letzten Album sind wir gereist.« Auf diesen Reisen sind natürlich Songs entstanden, zum Beispiel als Marteria zusammen mit seinem Musikerkollegen Maeckes für die gemeinnützige Organisation Viva Con Agua in Uganda weilte. Oder als er mit den Toten Hosen in Argentinien war, um an deren letzten Album »Ballast der Republik« mitzuarbeiten. Hier hat Marteria auch eigene Songs geschrieben wie »Welt der Wunder«, einer Ode an die ewige Neugier der rastlos Suchenden: »Wir leben auf einem blauen Planet, der sich um einen Feuerball dreht/mit einem Mond, der die Meere bewegt/und du glaubst nicht an Wunder?«

Von Südamerika über Alaska bis in den Himalaya, von Chile über Island nach Ostafrika sind Marteria und sein Fotograf und Seelenverwandter Paul Ripke gereist. Die beiden Freunde sammeln »Länderpunkte«: Für jede Nation, in der man zumindest einmal übernachtet hat, bekommt man einen Punkt. Marteria hat bislang 41 Stück gesammelt. Die Außenperspektive verleiht ihm die Möglichkeit der Draufsicht. In »OMG!« singt Marteria, er sehe Gangster wie Emos auf der Suche nach Sinn — ein offensiver Kommentar zum hiesigen Szene-Geschehen, aber auch eine breitbeinige Feststellung, aus der eine eigene Positionierung folgen muss. »Politik ist wichtig«, findet er. »Die Realität besteht eben nicht nur aus Abfeiern im Club. Auf der Welt passiert so viel Scheiße, und die Leute lassen sich nicht mehr alles gefallen. Irgendwann kommt das auch bei uns an, was man gerade in Griechenland, Spanien oder Brasilien sieht. Wir sind nicht sicher.«

 

Der Rostocker Rapper Marten Laciny aka Marteria aka Marsimoto gehört zu den erfolgreichsten Künstlern der deutschsprachigen Musikwelt

Ich bin Pionier

Als der erste Teil der Sciene-Fiction-Komödie »Zurück in die Zukunft« mit Michael J. Fox erschien, war Marten Laciny gerade einmal drei Jahre alt. Kein Wunder, dass er den Nachfolger aus dem Jahr 1989 immer lieber mochte, immerhin ging er da schon zur Schule. Wir wollen die ewige Geschichte vom Ex-U17-Nationalspieler, Ex-Model und Ex-Schauspielschüler an dieser Stelle nicht noch einmal herunterbeten. Eines impliziert sein sprunghafter Lebensweg jedenfalls eindeutig: Der sichere Weg kam für ihn nie in Frage. Auch musikalisch sucht er auf »Zum Glück in die Zukunft II« einmal mehr den Pfad der Innovation. In einer Tradition mit den großen Erneuerern des Genres von Outkast über Kanye West bis Kendrick Lamar bricht er traditionelle Songstrukturen zugunsten aufwändiger Arrangements auf. Stets passiert irgendwo noch was, manchmal einiges, manchmal alles.

Persönliche Momente und politische Anliegen teilt man nicht mit entfernten Bekannten, sondern mit echten Freunden. Zu Gast sind neben Campino daher auch nur Yasha und Miss Platnum, welche längst zur erweiterten Familie gehören, genau wie The Krauts, die »Zum Glück in die Zukunft II« wie den Vorgänger komplett produziert haben. Natürlich taucht auch Marterias grüner Zwillingsbruder Marsimoto kurz auf, um Anarchie und Chaos zu verbreiten.

Dieses Album ist reifes, progressives Statement eines HipHop-Künstlers mit der Welt im Blick.

 …THERE‘S A RIOT GOIN‘ ON!

Stephan Szillus

 Bei uns gastiert Marteria am 11.03.2014 in der ARENA in Wien

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