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Bürgernähe schaut anders aus – BH-Chef warf Kritikerin raus

Die Polizei bewachte die Schotterbahnhof-Verhandlung auf der Bezirkshauptmannschaft in Baden. Bezirkshauptmann Heinz Zimper ließ die Sprecherin der Sollenauer ‚Bürgerinitiative gegen das Schotterbahnhof-Projekt‘ rauswerfen. Schotterbaron Wopfinger will in der Nähe des Novomatic-Motels an der B 17 1,6 Millionen Kubikmeter Ausbruchmaterial aus dem umstrittenen Semmering-Basistunnel von Waggons auf Lastwagen verladen.

Initiativensprecherin Elisabeth Gasser © privat
Initiativensprecherin Elisabeth Gasser © privat

Mir als Sprecherin des Bürgerprotests Sollenau wurde der Zutritt zur Verhandlung über die Errichtung eines Schuttverladebahnhofs in Schönau an der Triesting verwehrt, dabei ist der Bahnhof unmittelbar an der Grenze zu Sollenau geplant“, ärgert sich Initiativensprecherin Elisabeth Gasser, Fakt ist, dass andere Personen meines Wissens nach auch ohne Parteienstellung an der Verhandlung teilnehmen durften. Es wurde offenbar nach den Interessen der Firma Wopfinger amtsgehandelt. Das war in Wiener Neustadt ganz anders. Da wurden auch die Kritiker gehört.Eine Beamtin der Bezirkshauptmannschaft Baden ließ Gasser mit der Begründung nicht zur Verhandlung, sie hätte keine Parteienstellung und keinen Bezug zur Verhandlung, die nach Eisenbahnrecht, Wasserrecht und Naturschutz ablaufe. Mit ähnlichen Argumenten hatte die Wopfinger Transport GmbH bereits 2013 versucht, an den Anrainerinteressen vorbei, unmittelbar neben einer Wohnsiedlungin Sollenau (Bezirk Wiener Neustadt) einen etwa 300 Meter langen Schuttverladebahnhof zu errichten. Gemeinsam mit tausenden erbosten BürgerInnen wurde damals gegen die offensichtlichen Belastungen durch Lärm, Staub, Abgase und Verkehr protestiert, das Projekt wurde schließlich beerdigt. Jetzt nimmt der Schotterriese erneut einen Anlauf. Diesmal wenige Kilometer weiter, in Schönau an der Triesting im Nachbarbezirk Baden.

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Bürgernähe ist – was ist das denn?

Bezirkshauptmann Heinz Zimper meinte gegenüber der Schotterbahnhof-Kritikerin, dass es keine öffentliche Verhandlung sei und er nur nach Gesetz handle. Auf Gassers Hinweis, sie habe schon vor Wochen mehrmals um ein Gespräch mit Zimper angefragt, entgegnete der Bezirkshauptmann, davon wüsste er nichts und darüber hinaus sähe er auch keine Veranlassung für ein Gespräch. „Bürgernähe sieht für mich ganz anders aus!“, ist Elisabeth Gasser vom Badener BH-Chef Zimper enttäuscht. Mag. Wolfgang Moser, einer der drei Geschäftsführer der Wopfinger Transport GmbH bot Elisabeth Gasser nach der Verhandlung ein Gespräch an, wollte dazu ihre Kontaktdaten, was Gasser verwundert: „Meine Telefonnummer und E-Mail müsste Wopfinger ja eigentlich bekannt sein – sowohl Dr. Franz Denk als auch Ing. Johann Kutterer (führende Wopfinger Mitarbeiter. Anm. d. Red.) haben bereits mehrfach mit mir telefoniert und gemailt.“

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Kritikerin musste ihre Fotos löschen
Unter Androhung rechtlicher Schritte wurde Elisabeth Gasser gezwungen, ihre Handyfotos vom Eingangsbereich des Verhandlungsraumes zu löschen. „Meine Frage, ob man im Zusammenhang mit der Verhandlung etwas zu verbergen hätte und ob der Polizeischutz als Angst vor betroffenen Bürgern zu verstehen wäre, blieben unbeantwortet“, erinnert sich die Schotterbahnhof-Gegnerin, „Es bleibt jetzt abzuwarten, welche Abscheulichkeiten hinter verschlossenen Türen gegen die Interessen der Bürger beschlossen werden – wohl ein Jahrzehnt voller Belastung durch Staub, Lärm, Abgase und viel mehr Lkw-Verkehr.

Der Standort der umstrittenen Schuttdeponie und das Novomatic-Motel (roter Kreis) an der B17 (roter Kreis) © Wopfinger
Der Standort der umstrittenen Schuttdeponie (rote Linien zeigen die Bahntrasse) und das Novomatic-Motel (roter Kreis) an der B17  © Wopfinger

Geplant ist, dass auf dem Verladebahnhof in der Nähe des Novomatic-Motels an der B17 in Schönau in einem Zeitraum von zehn Jahren rund 1,6 Millionen Kubikmeter Schutt und Schotter aus dem umstrittenen Semmering-Basistunnel von Lastwaggons auf Lkws verladen und dann in eine vier Kilometer entfernte Wopfinger-Deponie in Eggendorf (Bezirk Wiener Neustadt) gekarrt werden sollen. Während Wopfinger von zwei Zügen und etwa 80 Lkw-Fahrten täglich spricht, bezweifeln Kritiker diese Zahlen. „Es werden sicher weitaus mehr Fahrten sein, als Wopfinger heute zugibt. Zumindest müssen ja die Lastwagen auch leer wieder zum Verladebahnhof zurückfahren“, rechnet der Sollenauer Bürgerforum-Gemeinderat Maximillian Neukirchner vor und weist darauf hin, dass der Bahnhof ein von der EU geschütztes Vogelbrutgebiet zerstören würde. Darüber hinaus befürchten die Bewohner der Siedlung Sonnenhain in Sollenau, wo die Züge nur wenige Meter an den Gartenzäunen vorbeirattern, viel Staub, heftigen Lärm und permanente Erschütterungen durch die schweren Schottertransporte, die von der Tunnelbaustelle in Gloggnitz anrollen sollen. Die Siedlung wurde in den 1970ern gebaut, zugleich die Trasse der Aspangbahn verlegt. Damals fuhren nur wenige Personenzüge. Es gab außer einem kleinen Sägewerk auch keine Industrie östlich der B17. Jetzt aber sollen 1.200 Tonnen schwere Schotterzüge und an die 20 Waggons an der Siedlung vorbeifahren. Im Frühjahr soll das Gleis provisorisch saniert werden. Derzeit dürfen Züge nur mit zehn Stundenkilometer fahren. Danach werden 40 Stundenkilometer schnelle Schottertransporte dauerhaft für Lärm, Staub und Ärger in der Sonnenhain-Siedlung sorgen.

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Schuttgebirge im Vogelschutzgebiet

Bürgerforum-Gemeinderat Maximillian Neukirchner © privat
Bürgerforum-Gemeinderat Maximillian Neukirchner © privat

Bürgerforum-Gemeinderat Maximillian Neukirchner weist darauf hin, dass das Areal des geplanten Schotterbahnhofes ein Vogelschutzgebiet ist, das nach niederösterreichischen Gesetzen und EU-Richtlinien zu bewahren sei. Wie der Spagat zwischen Vogelschutz und den Interessen der Schotterbarone gelingen soll, ist eine unbeantwortete Frage – oder wurde der Tierschutz bei den Verhandlungen als unwichtig einfach ausgeklammert?

Beim Verursacherprojekt, dem Semmering-Basistunnel zwischen Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) und Mürzzuschlag (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag, Steiermark), ist man bekanntlich auch nicht sehr verantwortungsvoll, was den Umweltschutz angeht. Obwohl das neue Loch im Berg weitaus mehr Wasser verschwendet, als das seinerzeit aus Umweltgründen nicht genehmigte Tunnelprojekt aus den 1990er Jahren, ist hier der enorme Wasserverlust plötzlich kein Hindernis mehr. Und das wundert nicht nur Tunnelkritiker.

Übrigens: Schwarzataler Online versuchte bereits im vergangenen Oktober einen Gesprächstermin mit einem der offensichtlich unheimlich beschäftigten Wopfinger-Geschäftsführer zu bekommen. Doch es meldete sich bis heute trotz mehrmaliger Erinnerungsanrufe unsererseits niemand von Wopfinger jemals zurück. Ach ja, von Bürgernähe war auch die Rede

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