„Wenn die Waffenlobby zahlen würde …“, mit seinen alternativen Denkanstößen und Sichtweisen sorgte Dr. Rainald Tippow für gespannte Aufmerksamkeit im Publikum des heurigen „Compassion-Präsentationsabends“ im G/Rg Sachsenbrunn. Der Flüchtlingsbeauftragte der Erzdiözese Wien kam als Ehrengast des feierlichen Projekt-Abschlusses nach Kirchberg.
In Sachsenbrunn sorgte Dr. Rainald Tippow einerseits mit seinem profunden Fachwissen dafür, dass dieser Abend auch dem aktuellen Thema „Flucht und Migration“ genügend Raum schenkte, und er brachte andererseits mit seiner Anwesenheit die persönliche Wertschätzung für das Sachsenbrunner Sozialprojekt zum Ausdruck.
Im Rahmen von Compassion arbeiten Sachsenbrunner SchülerInnen am Beginn der siebenten Klassen für zwei Wochen in einer Sozial-Institution mit. Die dabei gewonnenen Erfahrungen und Eindrücke sollen dazu beitragen, den eigenen Horizont zu erweitern und den Blick auch auf die Umwelt und die Mitmenschen zu lenken. Am Compassion-Präsentationsabend gilt es dann andere an den eigenen Erkenntnissen teilhaben zu lassen, das Erlebte in persönlichen Statements, Liedern, Texten und Bildern zu resümieren, aber auch den Verantwortlichen der Einrichtungen in ganz besonderer Weise für die gute Zusammenarbeit und engagierte Unterstützung zu danken. Die VertreterInnen aus 25 verschiedenen sozialen Institutionen erhielten neben dem Dank auch Einblicke in die verschiedenen Arbeiten der SachsenbrunnerInnen aus der Sicht der beteiligten Jugendlichen: von Sonderpädagogischen Zentren über Landespflegeheime und Rettungsorganisationen bis hin zu Betreuungseinrichtungen für gehandicapte Menschen. Insgesamt wurden von allen SchülerInnen gemeinsam in 400 Tagen über 3000 Stunden Sozialarbeit geleistet.
Ganz andere Einblicke gewährte dann Ehrengast und Festredner Dr. Rainald Tippow aus seiner Arbeit als Flüchtlingsbeauftragter der Erzdiözese Wien. Er erschloss neue Blickwinkel aus seiner Koordinationsarbeit mit Flüchtlingen. Drei grundlegende Fakten aus dem Vortrag sollen hier exemplarisch angeführt werden:
So kommt in Österreich etwa ein_e AsylbewerberIn auf 1.000 EinwohnerInnen, in anderen Ländern wie dem Libanon sind es 200-300 auf 1.000 EinwohnerInnen.
Würde man das Geld, welches die waffenliefernden Länder am Krieg verdienen, in die Flüchtlingshilfe fließen lassen, müssten Frankreich oder Deutschland 3.000.000 und die USA 20.000.000 Menschen aufnehmen.
Der finanzielle Aufwand für Essen wurde in den großen Flüchtlingslagern im Nahen Osten in den letzten Jahren von 1,20 Euro auf 40 Cent gekürzt und die Schulbildung für Kinder eingestellt, was Menschen in die Flucht treibt. Diese Fakten werden wohl den einen oder anderen zum Grübeln gebracht haben.
Nach der Überreichung der Teilnahmeurkunden klang der Abend traditionsgemäß bei einem kleinen Buffet gemütlich aus, wobei natürlich sowohl die Flüchtlingsproblematik als auch das Compassion-Projekt zentrale Themenbereiche waren. Aber bei den Gesprächen zum Ausklang dieses Abends wurden auch bewährte Praxisplätze bereits wieder für das kommende Projekt im Herbst 2016 gesichert und erfreulicherweise auch neue gefunden. Ein großes Dankeschön an alle Trägerinstitutionen für ihre Mithilfe und ihren Einsatz.
Fotos: Dieter Steindl/ G/Rg Sachsenbrunn
Wer mehr über Compassion und Sachsenbrunn erfahren möchte, ist herzlichst eingeladen, am 4. Dezember 2015 nach Kirchberg zu kommen. Am „Tag der offenen Tür“ kannst Du in der Zeit von 9.00 bis 14.30 Uhr das G/Rg Sachsenbrunn kennen lernen, entdecken und alle Fragen stellen, die Dir am Herzen liegen ☮