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Höllental ‚zugeschissen!‘ – Wasserschutz, sanfter Tourismus und zu viele Dreckspatzen

Im vollen Veranstaltungssaal des Seminar-Park-Hotels Hirschwang wurde kürzlich über unser wunderschönes Höllental und die Auswirkungen der Tourismuslawine auf dieses Naturjuwel diskutiert. An einem schönen Sommer-Wochenende werden immerhin rund 1.400 geparkte Autos im Höllental gezählt. Zu viele Gäste lassen dann ihren Müll einfach liegen. Das Naturjuwel wäre bereits total verdreckt, würde die MA 49 (Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien) als Grundeigentümerin und engagierte private Initiativen nicht Woche für Woche Müllabfuhr spielen. Doch jetzt ist das Maß voll, Forstdirektor Andreas Januskovecz und zornige Höllental-LiebhaberInnen schlagen Alarm.

Die Hirschwanger Naturfreunde-Organisation lud aus gegebenem Anlass zur Podiumsdiskussion ins Arbeiterkammer-Seminarhotel in Hirschwang. Das Interesse war groß: viele Interessierte kamen und suchten einen Abend lang gemeinsam nach Lösungen.

Das Spannungsfeld zwischen Tourismus und Umweltschutz diskutierten am Podium der Reichenauer Bürgermeister Johann Döller und der Obmann des Tourismusverbandes Semmering-Rax-Schneeberg Christian Blazek mit dem Forstdirektor der Stadt Wien Andreas Januskovecz, mit der Umweltschutzexpertin der Naturfreunde Österreich Regina Hrbek und mit Raxseilbahn-Betreiber Bernd Scharfegger. Geleitet wurde die Diskussion vom Initiator dieses Abends, Hubert Prigl, Vorsitzender der Naturfreunde Hirschwang-Reichenau.

Eröffnet wurde der Abend vom Hausherrn Markus Wieser, Präsident der AK NÖ. Wieser stieg gleich ins Thema ein, indem er auf die Wichtigkeit von sanftem und nachhaltigem Tourismus hinwies. Seit der Hiobsbotschaft über die Stilllegung der Mayr-Melnhof-Kartonfabrik in Hirschwang steigt zudem die Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaft in unserer Region weiter.

Betont wurde, dass die Marktgemeinde Reichenau auf den Parkplätzen zwischen Hirschwang und Kaiserbrunn sechs Müllcontainer mit je einem Fassungsvolumen von 1100 Liter aufgestellt hat und diese auch wöchentlich geleert werden. Außerdem kontrollieren MitarbeiterInnen des Bauhofs der Marktgemeinde jeden Montag die Straßenränder im Gemeindegebiet von Reichenau und beseitigt den Müll, der gedankenlosen AusflüglerInnen aus den Händen fiel. Trotzdem wird das Höllental immer mehr zugemüllt. „Nach schönen Wochenenden ist das Höllental am Montag verdreckt und zugeschissen“, bringt Forstdirektor Januskovecz die Misere auf dem Punkt. Und obwohl das nächste Fast-Food-Lokal doch etliche Kilometer entfernt liegt, findet sich der Fleischlaberl-Verpackungsmüll plus Aludosen massenhaft am Schwarzaufer – der Mensch, auch in der Natur, ist mutmaßlich ein Dreckspatz, der/die alles fallen lässt, weil ja der Entsorgen so anstrengend fürs naturliebende Gemüt ist – und sich ohnehin andere damit beschäftigen.

Verschiedene Lösungsansätze, auch aus dem Publikum, wurden besprochen, darunter: mehr Müllkübel versus weniger Müllkübel; strenge Verkehrsregelung und Parkraumbewirtschaftung sowie verstärkte Aufklärungskampagnen. Nicht uninteressant: Orangenschalen brauchen locker zwei Jahre, bis sie verrotten und Tschikstummel eine gefühlte Ewigkeit länger. Christian Balzek erläuterte seine visionären Ideen einer Raxüberquerung ohne Auto mittels eines Shuttledienstes oder eines Wanderbusses und Umweltschutzexpertin Regina Hrbek verwies auf die Wichtigkeit einer guten und vor allem regelmäßigen öffentlichen Verkehrsanbindung und dass mehr Müllkübel noch mehr Müll verursachen, das zeigten langjährige Erfahrungen aus Nationalparks auf der ganzen Welt.

Was viele AusflüglerInnen freut: Der Wasserleitungsweg endet in Kaiserbrunn nach Jahren des Versorgungsmangels wieder bei einem bewirtschafteten Gasthaus – dem Wasserwerk.

Bernd Scharfegger betonte, dass die Region vom Tourismus lebt und dass dieser Fakt nicht vergessen werden darf. Eine Lenkung des Touristenstromes ist vorstellbar, aber das Höllental sowie das Rax-Schneeberggebiet müssen Erholungsraum bleiben. Forstdirektor Andreas Januskovecz appellierte an alle Anwesenden, dass sich Naturschutz und Tourismus nicht widersprechen müssen, im Gegenteil, sie können voneinander profitieren. Einig waren sich alle, dass etwas getan werden muss und dass dabei alle zusammenarbeiten müssen.

Übrigens, seit 2012 existiert der ‚Masterplan Höllental‘, doch bisher wurde von den schönen und zielführenden Ideen fast nichts umgesetzt. Das soll sich jetzt ändern, versprach Bürgermeister Hannes Döller, an einer raschen Umsetzung muss gearbeitet werden. Dieser Aussage stimmten alle überein.

Interessantes Detail am Rande: Hinter den Dreckspatzen vermuten die meisten übrigens Gäste von Auswärts. Doch eine offizielle Messung zeigte, dass rund 60 Prozent der Höllental-BesucherInnen aus unserem Bezirk Neunkirchen stammen… Einfach zum Nachdenken beim nächsten Ausflug ins schönste Erholungsgebiet weit und breit.

Foto: Naturfreunde Hirschwang

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