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ANDREAS STOEHR | EMiL SiNCLAiRS SONGBOOK | NEWPLAY ENTERTAiNMENT/ VERTRiEB MG-SOUNDS

Der Wiener Pianist, Komponist und Dirgent Andreas Stoehr veröffentlichte am gestrigen Freitag sein sehr ungewöhnliches Album ‚Emil Sinclairs Songbook‘ auf der Scheibenwelt. Die brandneue Silberscheibe ist ein klassisch-polistilistisches Projekt mit Neuvertonungen von Gedichten großartiger KünstlerInnen von Ingeborg Bachmann und Paul Celan über Yvan Goll und Rainer Maria Rilke bis zum unvergleichlichen Hermann Hesse. Die Kompositionen verfasste Andreas Stoehr, der ursprünglich ohne Rücksicht auf stilistische Kategorien und schon gar nicht in der Absicht, die Ergebnisse seiner Arbeit einer Öffentlichkeit zu präsentieren, Lieder und Chansons zu den bekannten Gedichten. Der Mainstream hat bei Stoehr keinen Platz, dafür aber umso mehr das Unfertig-skizzenhafte, das dem Album seine Spannung verleiht. Neue Musik zum Innehalten und Zuhören.

Auf der CD von Andreas Stoehr finden sich Neuvertonungen  berühmter Gedichte von Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Yvan Goll, Hermann Hesse und Rainer Maria Rilke. Der Künstler fungiert dabei als Dirigent, Pianist und Komponist aller Werke. Die CD beinhaltet auch erstmalige Vertonungen der Gedichte ‚Was wahr ist‘ von Ingeborg Bachmann und ‚Liebeslied‘ von Hermann Hesse. Die SängerInnen Sofie Denner, Cornelia Horak, André Bauer und Franz Gürtelschmied sowie Ulrich Reinthaller als Sprecher des Melodrams von Celans ‚Todesfuge‘ verleihen den Stoehr-Kompositionen eine eindrcksvolle Tiefe.

„Kunst käme, so formulierte es Arnold Schönberg, nicht von Können, sondern von Müssen, und so war das heurige Frühjahr ein Geschenk besonderer Art für mich. Im Innehalten des Weltgetümmels von Corona gewann die Gegenwart an neuer Qualität. Die auf zahlreichen Notizblöcken und Notenblättern veruntreute Musik meldete sich aus den unaufgeräumten Winkeln meiner biographischen Sammlungen zurück und forderte ihr Recht ein, in eine endgültige Form gebracht zu werden“, skizziert Andreas Stoehr die Idee und deren Umsetzung in Zeiten der C-19-Depression.

Die CD ‚Emil Sinclairs Songbook‘ umfasst eine große stilistische Bandbreite, von Pop, über Jazz bis zur Zwölf-Ton-Musik und könnte mit dem Genre Crossover bezeichnet werden, aber noch treffender mit dem Begriff Polystilistik.

„Es gibt Künstler, die wählen sich ein alter Ego oder werden selbst zu Kunstfiguren, um ihrer Kunst Glaubwürdigkeit zu verleihen. Ich habe, da ich als Dirigent und Pianist reproduzierend tätig bin, die produzierende Seite des Kreativen bislang hintan gestellt. In diesem Sinne ist das Album eine Wiedergutmachung an mir selbst, denn es hat mit Lebensphasen zu tun, in denen man sich eher zu verlieren droht, als sich selbst zu finden. In Emil Sinclair, der Hauptfigur aus Hermann Hesses Erzählung ‚Demian‘ spiegelt sich nicht nur eine Epoche der Krise, da die Erzählung während des ersten Weltkrieges entstanden ist, sondern auch die essentielle Frage nach dem, was den Menschen ausmacht. In der Zeit des heutigen gesellschaftlichen Stillstands ist es möglich, dass die Frage wieder häufiger gestellt wird. Denn das Leben jedes Menschen sei, so Hesse – ein Versuch eines Weges, die Andeutung eines Pfades – und so ist die stilistische Vielfalt der Lieder des Songbooks weniger Ausdruck einer Verworrenheit, sondern bewusste Auseinandersetzung mit den Themen, die mich seit meiner Jugend bewegen: Liebe, Eros und Tod. Emil Sinclair könnte ein Komponistenname oder Pseudonym sein, aber da ich keine Kunstfigur sein will – das überlasse ich Popstars oder KabarettistInnen – steht sein Name für das, was ich gewesen sein könnte, oder vielleicht noch werde. Das Songbook ist, wenn man so will, seelisches Archiv und Andeutung eines Pfades zugleich“, skizziert Andreas Stoehr.

Zur Umsetzung des Projekts ‚Emil Sinclairs Songbook‘ stand Andreas Stoehr der Produzent Niki Neuspiel zur Seite, der im Haus seines Vaters die Aufnahmemöglichkeiten schaffte und dabei zB. im Badezimmer den Gitarrenverstärker oder im Stiegenhaus, den natürlichen Hall, aufnahm. Die gesamte CD Produktion ist im Juli 2020 im ‚House Recording‘ verwirklicht worden.

Foto: Newplay Entertainment

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