Das neue Album des Sängers, Songwriters und Multiinstrumentalisten Chris Beer ist am Freitag auf der Scheibenwelt gelandet. ‚Who we are‘ heißt die brandaktuelle Silberscheibe des Grazers, auf dem sozialbewusst Themen eine Stimme gegeben wird, die in den Mainstream-Medien meist unterrepräsentiert sind. Trotz den Erweiterungen der musikalischen Klangkulisse um verführerische Streichersätze und dezent eingesetzte Ambientklänge im Dubstil hält Beer weiterhin an bekannten Charakteristika seiner früheren Lieder fest – und das klingt gut so.
Wenn Chris Beer in ‚Who we are‘ ganz klar Stellung gegen Rassismus und Diskriminierung nimmt: „I will always be someone who takes a knee. I know who I am and who I wanna be“, fühlt man sich an das kompromisslose Songwriting der frühen Lieder von Everlast, Eels oder The National erinnert.
Auf der Ballade ‘Something else’ ist es dann wieder die Melancholie, die mitreißt und daran erinnert, daß im ersten Moment oft genau das Unerwartete als Fehler wahrgenommen wird, obwohl es sich mit der Zeit als unverzichtbarer Grundstein, den man niemals austauschen würde, entpuppt. „A flower in the desert, an ice cube in hell. I can tell. She’s something else“.
‚Who we are‘ ist voll von solchen scheinbaren Reaktionen und internen Dualitäten. Nie zuvor hat Beer eine so in sich geschlossene Gefühlswelt aufgebaut, die im Laufe des Hörerlebnisses einen tiefen Sog entwickelt. Die Videosingle Nothing Like feiert die Magie des Erlebens, das ‚im Moment wahrnehmen‘ und das ‚etwas tun‘ mit wohlklingendem Optimismus und spielt mit einer fein dosierten Prise Zynismus mit dem Popklischee des ‚doing it‘.
Wer sich reinhört, kann tatsächlich viel entdecken, was das Leben so ausmacht. Enttäuschungen, Zurückweisungen, Überforderung, das Bedürfnis nach Entschleunigung und Echtheit in Beziehungen. Aber eben auch Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen. Und darauf kommt es schlussendlich an.
Fotos: Georg Cizek-Graf, Johannes Plenio