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Am 27. Oktober 1964 erschütterte ein heftiges Erdbeben unsere Region

Am 27. Oktober 1964 erschütterte abends um 20:46 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 5,3 weite Teile Österreichs. Das Epizentrum lag am Semmering an der Grenze zwischen der Steiermark und Niederösterreich (47,63°N; 15,81°O). Mit einer Magnitude von 5,3 gehört dieses Beben zu den drei stärksten Beben, die in Österreich seit dem Jahr 1900 gemessen wurden, schreibt die ZAMG. Ein Augen- und Ohrenzeuge erinnert sich, dass Teile des Rauchfangs beim Pfeifferhaus (Mayerhöfen1, Gemeinde Reichenau) nach dem Beben zerbrochen auf der Orthofstraße lagen.

Basierend auf mehr als 1.000 Briefen aus der Bevölkerung über ihre Erdbebenbeobachtungen wurde die Intensität mit 6 bis 7 Grad auf der 12-stufigen Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98) bestimmt. Mindestens 21 Nachbeben wurden von der Bevölkerung gemeldet, die aber deutlich schwächer als das Hauptbeben waren.

Der Semmering war im Lauf der Geschichte immer wieder von Erdbeben betroffen, die aber allesamt schwächer als das Beben von 1964 waren. Die tektonische Ursache für die Erdbebentätigkeit in diesem Gebiet ist die horizontale Verschiebung entlang der Mur-Mürztalstörung, die in weiterer Folge die Aufweitung des östlich anschließenden Wiener Beckens bewirkt.

Instrumentelle Aufzeichnung des Bebens

Aufgrund der Stärke der Bodenbewegung fiel der Wiechert-Seismograph auf der Hohen Warte in Wien nach dem Eintreffen der ersten Welle um 20:46:23.5 Uhr MEZ aus, da die Registriernadel aus der Verankerung geworfen wurde. Mit dem zweiten in Wien stationierten Seismographen, dem Conrad-Pendel, wurde das Erdbeben jedoch einwandfrei aufgezeichnet. Das Erdbeben war so stark, dass es an zahlreichen Stationen weltweit registriert wurde.

Original-Seismogramm des Semmeringbebens vom 27. Oktober 1964 aus dem Archiv der ZAMG. Der Zeitpunkt 20:46 Uhr ist gekennzeichnet, es ist die letzte „Minutenmarke“ vor dem Eintreffen der seismisichen Welle (Foto & Info © ZAMG).

Die Auswirkungen des Bebens

Im Jahrbuch der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik für das Jahr 1964 sind die Auswirkungen des Erdbebens beschrieben: „Das Beben am 27. Oktober war das stärkste in Ostösterreich seit dem Jahre 1939. Das makroseismische Epizentrum befand sich nahe der Passhöhe auf der steirischen Seite des Semmerings. Die stärkste Bebenwirkung berichteten die Orte Spital a. S. und Prein a. d. Rax, aber auch Rettenegg, Payerbach-Reichenau und das obere Pittental meldeten noch Bebenstärke 6,5°… Die 6°-Isoseiste berührt im Norden Wiener Neustadt und schließt im Süden Rohrbach und Vorau mit ein. Im ganzen Areal verursachte das starke Beben zwar an vielen Gebäuden Beschädigungen, doch waren diese nicht ernstlicher Natur und traten vorwiegend an Häusern minder guten Bauzustandes auf.“

Die Erschütterungen des Bebens konnten in fast allen Bundesländern (außer Tirol und Vorarlberg) sowie in der damaligen Tschechoslowakei und in südlichen Teilen der ehemaligen DDR von der Bevölkerung deutlich verspürt werden. Am stärksten waren die Auswirkungen naturgemäß im Bereich des Epizentrums. Wer von der Grünsting ins Edlacher Tal blickte, konnte keinen einzigen Lichtschimmer wahrnehmen, da das Stromnetz komplett zusammengebrochen war. „Das einzige Licht, das ich sah, war ein einsames Moped unten in Edlach auf der Straße beim Finkenhof“, erinnert sich unser damals neunjährige Augenzeuge.

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