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Georg Biron beendet mit seinem neuen Roman ‚Vogelkopf‘ die Biron-Trilogie

Das sind Filme für das Kopfkino! Der Wiener Schriftsteller, Reporter und Drehbuchautor Georg Biron (65) erzählt sein spannendes Leben in drei autobiografischen Romanen, die im Wieser-Verlag erschienen sind. Nach ‚Eisenschädel‚ und ‚Frischfleisch‚ gibt es nun den dritten Band: ‚Vogelkopf‘.

Ohne langes Vorspiel oder Drumherum-Reden geht Georg Biron in seinem neuen Buch ‚Vogelkopf‘ an den Start. Der Schriftsteller, Reporter und Drehbuchautor erinnert sich: „April 1994. Formel 1-Wochenende. Großer Preis von San Marino in Imola. Für den Playboy wollte ich eine atmosphärische Reportage über das Rennen schreiben. In Bologna wohnte ich bei der Piazza Tribunale. Im Hotel Touring, das seit den 1950ern zu den besten Adressen der Emilia-Romagna zählte. Klimatisiertes Zimmer, italienisches Okay-Restaurant, Dachterrasse mit Blick über die Dächer der Stadt, kleine schicke Bar und Privatparkplätze vor dem Hotel. Ganz in der Nähe des Hotels: Museo della Santa, Palazzo Bevilacqua und Palazzo di Giustizia. Und gaaaanz in meiner Nähe: die schwarzhaarige italienische Studentin Mirabella, die mich in den nächsten drei Tagen begleiten wird und eine zarte Aura von Laura Biagiotti an sich haften hatte. Fruchtig-blumig. Melone mit Johannisbeere. Pfirsich, Marille und Sandelholz. Das passte seeeeehr gut zu einer sooooo schönen Frau. Die sich vor ein paar Monaten auf sechs Seiten im italienischen Playboy – nackt, aber geruchlos – geräkelt hatte. Das war mein erster Eindruck von ihr. Doch es war ein sehr mangelhaftes Augenfutter. Eine Frau ohne Duft kann gar nix. Ich muss Menschen riechen können.“

Georg Biron ist ein echter Wiener, Jahrgang 1958, und erzählt mit einer Roman-Trilogie seine österreichische Lebensgeschichte. Einzelkind. Aufgewachsen bei seinen Eltern Otto und Gertrude in einem Gemeindebau in Wien-Penzing.

Schon als Zehnjähriger interessierte er sich für Literatur und Filme. Ab 1973 verfasste er lyrische Prosa und Kurzgeschichten, 1975 wurde erstmals ein Text von ihm publiziert – in der heimischen Literaturzeitschrift Neue Wege. 1976 trat er dem Literaturkollektiv Frischfleisch bei und veröffentlichte seine Texte im gleichnamigen Literaturmagazin und in den Wochenendbeilagen bekannter Tageszeitungen. 1979 erhielt er den Theodor-Körner-Preis für Literatur.

Die Grazerin Marisa Mell war eine der schönsten Schauspielerinnen der Welt. Sie liebte das Überschreiten von Grenzen. Konsumierte jede Menge Alkohol, Drogen und Männer. Georg Biron besuchte sie in Rom.

Von 1977-1992 war er Wien-Korrespondent für die deutsche Ausgabe des Playboy und verfasste u. a. Texte für Der Spiegel, Die Zeit, konkret und die Frankfurter Rundschau. Außerdem begegnete er immer wieder herausragenden VIPs wie Oskar Werner, Richard Burton, Udo Proksch, Helmut Qualtinger oder auch Jack Unterweger. Die Zeit rezensierte: „Gegen den Strich, nicht auf dem Strich … Man muss sich erinnern, wie vieles von dem, was wir heute unser Bildungsgut nennen, was zum akzeptierten Kanon gehört, einmal so ähnlich begann: Pound und Joyce, Genet und Miller.“

Imola 1994: Georg Biron wollte ein Interview mit dem Rennfahrer Roland Ratzenberger machen. Der winkte ab: „Ich hab jetzt keine Zeit. Sorry! Das Interview machen wir nachher!“ Doch das Universum sagte: „Einspruch!“

„Kaum 20-jährig lieferte Georg Biron schon überzeugende Zeugnisse seines Könnens“, urteilten die Oberösterreichischen Nachrichten, „Das Älterwerden hat ihm nicht geschadet. Im Gegenteil. Ebenso genützt hat ihm seine journalistische Erfahrung: knapp, kraftvoll und obendrein dicht. Das Prädikat ‚literarischer Reporter’ wurde ihm zu Recht verliehen.“

Georg Biron machte mit dem Frauenmörder Jack Unterweger 1990 das erste Interview nach seiner Haftentlassung und zog mit ihm um die Häuser. 1994 stand Unterweger wegen mehrfachen Frauenmordes wieder vor Gericht.

In den 1990er Jahren realisierte er als Drehbuchautor mit Regisseur Peter Patzak mehrere TV-Filme. 1992 wurde der ZDF-Film „Das Glück liegt in Waikiki“ für den Adolf-Grimme-Preis nominiert. Außerdem erschienen die Romane „Frauen bei Vollmond“, „Im Park der Spione“ und „Rot ist die Sünde“. Der Standard empfahl damals die Lektüre: „Das Lebendige der Personen in Birons Literatur liegt in ihrer Sprache … in lakonischer Kurzform erzählt, wodurch zum einen keine Langeweile aufkommt und zum anderen die Flüchtigkeit des Einzelnen gegenüber der Wienerischen Ewigkeit betont wird.“

Mit dem Roman „Vogelkopf“ ist jetzt der letzte Teil der autobiografischen Trilogie erschienen, in dem Georg Biron (fast) nichts auslässt und vor allem aus seinen turbulenten 1990er Jahren berichtet.

Neben den schriftstellerischen Tätigkeiten trat Georg Biron auch als Schauspieler in Erscheinung – nicht nur in TV-Filmen, die er mit Peter Patzak verwirklichte, sondern auch für die Regisseure Kitty Kino („K+M+B“), Stephan Wagner („Nachtbus“ und „Kubanisch rauchen“), Valeska Grisebach („Komm, tanz mit mir!“) und zuletzt Adrian Goiginger („Rickerl“). Für diesen Kinofilm übersetzte er auch das Drehbuch ins Wienerische.

Stoff genug also für autobiografische Erinnerungen. Der SCHWARZATALER berichtete:

„Die Biron-Trilogie ist keine Autobiografie im üblichen Sinn“, erzählt Georg Biron im Exklusiv-Gespräch, „Es ist eine autobiografische literarische Roman-Trilogie, in der ich nicht mein bisheriges Leben von A bis Z ausbreite, sondern eine Zeitreise in die Welt von gestern unternehme. Wie in einem Film erscheinen die unterschiedlichsten Episoden meiner Lebensgeschichte, ohne sich sklavisch an die Chronologie der Ereignisse zu halten. Dem unabhängigen österreichischen Wieser-Verlag gebührt der Dank dafür, diese Bücher einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“

DiE SCHWARZATALER BUCH-TiPPS

„Eisenschädel“. Die Biron-Trilogie – Teil 1: Ein autobiografischer Roman, 200 Seiten, gebunden, ISBN: 978-3-99029-558-8. 21,00 Euro. Wieser Verlag.
„Frischfleisch“. Die Biron-Trilogie – Teil 2: Ein autobiografischer Roman, 200 Seiten, gebunden, ISBN: 978-3-99029-590-8. 21,00 Euro. Wieser Verlag.
„Vogelkopf“. Die Biron-Trilogie – Teil 3: Ein autobiografischer Roman, 200 Seiten, gebunden, ISBN: ISBN 978-3-99029-650-9. 21,00 Euro. Wieser Verlag.

Text: Alice Hefner | Fotos: Georg Biron, Paramount Pictures, Biron-Museum, Corbis, Wieser-Verlag




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