Seit über 30 Jahren beobachtet Erik Srodik die Welt des Theaters. Eine besondere Verbindung dazu stellt der Künstler, der auf 45 Jahre nationale und internationale Ausstellungstätigkeit zurückblickt, heuer während der Sommermonate in Reichenau an der Rax durch eine Werkretrospektive her. Dabei richtet sich der Fokus auf den Zyklus Theater des Lebens – Spiegelbilder, an dem er zweieinhalb Jahre gearbeitet hat. Seine Meeres- und Aubilder sowie die musikalische Dichtung komplettieren die Werkschau. Vernissage wird am Samstag, 15. Juni im Kulturschloss Reichenau gefeiert. Beginn: 18 Uhr.
Dem Theater-Welt-Beobachter Erik Srodik aus der ‚Ferne‘ des Ateliers in Kleinau an der Rax erscheinen Schauspieler und deren Publikumsakteure im wahren Leben als eine Art Wanderzirkus. Durch seine tiefe Verbindung zu Schauspiel, Oper und Tanz begibt er sich von der Gegenüberstellung unterschiedlicher Szenen bis hin zur Verschmelzung und Verwandlung auf eine höhere Ebene der Fiktion, die zu einem Teil des eigenen Lebens wird. Auf Wanderschaft in sich, mit sich, zum Theater und reflektierend wieder zurück verarbeitet Srodik Kunst-Szenen, stellt sie in Beziehung zu Szenen des eigenen Lebens als Theater, verwandelt sie zu einem Stück des eigenen Seins – und lässt sie weiterziehen. Nichts ist begrenzt, selbst in den Meeresbildern verschieben sich die Grenzen, sind die Farben des Himmels die Farben des Meeres. Das Fließen des Wassers spiegelt die Bewegtheit der Seele.
Wer meint, in den Aubildern die Au vor sich zu haben – womöglich jene, welche Srodik mit Wegbegleitern Brauer und Helnwein zum Widerstand besetzt hat – kennt nicht den Künstler in seiner Ambivalenz, spiegelt sich doch auch dort die andere Wirklichkeit in verschleiertem Glanz. Wie sich die Natur im Spiegel des Wassers verzerrt, so verschieben sich die Gesichter der Figuren in einer Art Zeitraffer zueinander. Der Genius des Erik Srodik kennt keine Grenzen, an die er gehen würde, ohne diese zu verändern, sei es in der Technik, der Ausführung des Kunstwerks von Schicht zu Schicht, sei es in seiner Wiedergabe des Weges, der durch das Wahrgenommene, Empfundene nie derselbe ist. In einem imaginären Raum findet der Betrachter zu den Spiegelbildern seiner Gedanken und Träume, seiner selbst. „Im Leben passiert nicht so viel. Aber das, was passiert, braucht Zeit“, sinniert einer, der einzog, dem Theater des Lebens Spiegelbilder vorzuhalten.
Text: Heidelinde Prüger | Foto: Renate Buchner