Am gestrigen Dienstagnachmittag wurde die Bergrettung Reichenau zu einem weiteren Einsatz von Notruf 140 alarmiert. Zwei Touristen waren um 10 Uhr morgens von Hinternasswald aufgebrochen, um über den Kaisersteig zum Habsburghaus auf der Rax aufzusteigen. Unglücklicherweise verstiegen sich die Mutter und ihre 18-jährige Tochter kurz nach dem verlassen der Forststraße am Steig. Die Bergrettung weist darauf hin, dass Google Maps kein brauchbares Tool zum Navigieren im Gelände ist.
In einer Kurve, wo der Wanderweg durch die Gewitter der letzten Tage ausgespült war, folgten die Beiden fast 300 Höhenmeter einer Schotter- und Schlammrinne. Auf rund 1.350m Seehöhe war aufgrund der Steilheit und des felsdurchsetzten Geländes ein Weiterkommen, aber auch ein Abstieg ohne Hilfe nicht mehr möglich, sodass die Mutter und ihre 18-jährige Tochter kurz nach 14 Uhr Notruf 140 anriefen.
Ein Einsatzleiter der Ortsstelle Reichenau übernahm den Einsatz und setzte sich mit der ebenfalls verständigten Alpin- und Flugpolizei in Verbindung. Zur Zeit der Alarmierung ging im Einsatzgebiet abermals, ein dieses Mal nur leichtes Gewitter nieder. Gemeinsam wurde beschlossen, den Polizei-Hubschrauber Libelle für einen Sichtungsflug in Richtung Kaisersteig zu schicken. Parallel dazu wurde ein achtköpfiges Bergeteam der Ortsstelle zusammengestellt, welches sich auf die lange Anfahrt machte.
Um kurz nach 15 Uhr konnte von der Libelle erstmals Sichtkontakt mit der Mutter und der Tochter hergestellt werden. Eine Taubergung war nicht möglich, da sich die beiden Frauen an einem Felsvorsprung in unmittelbarer Nähe des Tragseils der Materialseilbahn für das Habsburghaus befanden. Das Risiko für die Gesuchten als auch die Crew war zu groß, weshalb beschlossen wurde, vier Bergretter auf die Rax zu fliegen, um von oben zu den Personen abzusteigen. Um 15.30 Uhr begann das Bergeteam mit dem mühevollen Abstieg in weglosem Steilgelände und kurz nach 16 Uhr traf das Bergeteam schließlich bei den beiden Frauen ein. Nach einem kurzen Gesundheitscheck und Abklärung der Gesamtsituation, wurde beschlossen, mit den Personen mit Helm und am kurzen Seil gesichert in Richtung Kaisersteig weiterzugehen. Dabei musste steinschlaggefährdetes, abschüssiges Gelände gequert werden. Nach etwa 20 Minuten konnte der Steig erreicht und weiter ins Tal abgestiegen werden.
Um 17.25 Uhr traf das Bergeteam mit den Gesuchten beim Bergrettungsfahrzeug und der Alpinpolizei ein. Im Anschluss konnte in die Zentrale in Reichenau eingerückt und um 18.03 Uhr Einsatzende vermeldet werden.
Die Bergrettung weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Google Maps kein adäquates Tool für Navigieren im Gelände ist und die Markierung von Wanderwegen nicht abrupt enden. Bei Unsicherheit über den Weg einfach bei der Bergrettung oder der nächstgelegenen Hütte nachfragen. Und aktuelle (digitale oder analoge) Wanderkarte (offlinefähig) verwenden.
Fotos © ÖBRD Niederösterreich/Wien