Die besorgniserregenden Schattenseiten der überbordenden Teilzeitarbeit: Höherer Arbeitsdruck, weniger Weiterbildung, geringere Pensionen. „25 Prozent arbeiten weniger als 35 Stunden, bei den Frauen liegt dieser Anteil gar bei 45 Prozent“, kritisiert AKNÖ-Präsident Markus Wieser.
Von den 175.000 Teilzeitbeschäftigten in Niederösterreich sind 85 % oder 150.000 Frauen. Besonders in den Branchen Handel, Dienstleistungen, Gesundheit und Soziales ist die Teilzeitbeschäftigung auf dem Vormarsch. AKNÖ-Präsident Wieser: „Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Denn Teilzeitarbeit verursacht mehrere Probleme wie höheren Leistungsdruck, geringes Einkommen und damit eine niedrigere Beitragsleistung für die Pension.“ Nicht immer arbeiten die Betroffenen, in der Regel Frauen, freiwillig Teilzeit. „In manchen Branchen, vor allem im Dienstleistungsbereich, werden kaum noch Vollzeitarbeitsplätze angeboten“, sagt AKNÖ-Studienautorin Mag. Silvia Feuchtl. „Und vielfach zeigt sich, dass sich Frauen vor die Wahl gestellt sehen: Vollzeitarbeitsplatz und damit Karrieremöglichkeiten oder Familie.“
Nur 17 % der Frauen in Niederösterreich geben laut Statistik Austria an, nicht Vollzeit arbeiten zu wollen. Für 42 % lassen Kinder- oder Angehörigenbetreuung keine andere Wahl und 12,5 % haben trotz Suche keine Vollzeitstelle gefunden.
Viele Überstunden und immer mehr Teilzeit
Arbeit ist in Österreich sehr ungleich verteilt. „Österreich ist Überstundenweltmeister, aber 25 Prozent arbeiten weniger als 35 Stunden, bei den Frauen liegt dieser Anteil gar bei 45 Prozent“, fasst AKNÖ-Präsident Markus Wieser zusammen. „Überstunden und lange Arbeitszeiten führen zu dieser Ungleichverteilung, und sie machen krank. Überstunden zu reduzieren würde also nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch ArbeitnehmerInnen gesundheitlich entlasten. Ein Grund mehr, das anzugehen.“ Der AKNÖ-Präsident fordert bessere Rahmenbedingungen. „Wir brauchen nicht nur eine bessere Kinderbetreuung für echte Wahlfreiheit für die Hauptbetroffenen – das sind die Frauen. Wir müssen dringend die Anzahl der Überstunden reduzieren und über bessere Arbeitszeitmodelle nachdenken, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben auch ohne Teilzeit ermöglichen.“ Außerdem müssen Teilzeitbeschäftigte die gleichen Weiterbildungschancen bekommen wie Vollzeitbeschäftigte.
Man bleibt in beruflicher Entwicklung stecken, kann strampeln so viel man will
SORA-Studienautor Mag. Paul Ringler betont die „Verwundbarkeit“ bei langjähriger Teilzeitbeschäftigung: „Der soziale Status kann schnell weg sein, wenn das Einkommen eines gut verdienenden Partners wegfällt.“ Die mangelnden Weiterbildungschancen verfestigen schnell den Teilzeitstatus: „Man kann strampeln so viel man will – man kommt oft nicht mehr heraus“, präzisiert Ringler.