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Falcos erstes Studioalbum landete mit viel Bonusmaterial auf der Scheibenwelt

Am Freitag landete Einzelhaft – Falcos erstes Studioalbum auf Vinyl, CD und MC mit einem Livekonzert als Bonusmaterial auf der Scheibenwelt … und es weckte jede Menge Erinnerungen. Das Original-Album wurde  von niemand geringerem als dem ursprünglichen Produzenten Robert Ponger re-mastered. Die Deluxe Edition beinhaltet darüber hinaus eine ganze Reihe von raren und ziemlich coolen Versionen und Remixes von Songs aus dem Album Einzelhaft. Auf der Doppel-CD ist zudem Falcos allererster Auftritt mit Live-Band als Solokünstler mit sehr launigen Kommentaren des Falken zu hören – das war damals das Pop-Krone Konzert am 1. November 1982 in der Wiener Stadthalle … lang ist’s her. Übrigens Falcos Todestag jährt sich am 6. Februar zum 25. Mal.

Einzelhaft, Falcos Debutalbum wurde von Falco zeitlebens als sein bestes Album bezeichnet und wenngleich spätere Alben kommerziell erfolgreicher waren, fällt es leicht, dem Künstler hier uneingeschränkt zuzustimmen. 1982 auf dem kleinen Wiener Plattenlabel GiG Records veröffentlicht, strahlt es eine sehr authentische, autarke Aura mit einem starken Lokalkolorit aus. Falco und sein Produzent Robert Ponger produzierten eine LP, die wohl als Österreichs erste echte Pop-Platte bezeichnet werden kann, zumindest ist Falcos Debutalbum ein Meilenstein der österreichischen Popmusik. So modern, so ambitioniert, so cool und gleichzeitig so spontan, locker hingeworfen und lässig klang wohl weder davor noch danach ein Werk eines österreichischen Popkünstlers. Das Album klingt auch heute noch frisch, modern und zeitlos.

Auf dem Cover sieht man Falco lässig mit überkreuzten Beinen und mit schwarzer Lederjacke und Jeans auf einem einsamen Stuhl in einer Gefängniszelle sitzen, aus dem mit Gittern abgesicherten Fenster scheint der Mond ins Zimmer. Falco wirkt auf dem jedoch nicht wie ein inhaftierter Verbrecher oder ein Opfer, sondern vielmehr als ein Mann, der alles unter Kontrolle zu haben scheint, mehr ein Star aus einem Film Noir als ein eingesperrter Junkie. Falco blickt provokant, frech und nicht willens sich anzupassen, direkt in die Kamera, ein Blick, der durchaus auch die Qualitäten des Albums beschreibt.

Thematisch geht es in den Texten der Songs hauptsächlich um Drogen, um die Kälte der Großstadt, um die Lust und den Frust des modernen Lebens, um Probleme Jugendlicher, um Liebe, Sex und Falco als der Wiener Stadtneurotiker der 1980er. Nie mehr hat sich Falco auch so eindeutig über politische Themen wie Unterschlagung, Korruption und Wirtschaftskriminalität geäußert wie auf diesem Album, es ist sicher auch sein persönlichstes Album – eines auf dem er sich als Sprachrohr einer neuen (österreichischen) Jugend stilisiert, als Ansprechperson der Außenseiter. Gleichzeitig präsentiert sich Falco als Chronist einer vom Wohlstand dekadenten Gesellschaft, an der er zwar den tödlich langweiligen Stillstand kritisiert, aber (wenngleich durchaus süffisant) auch auf die Vorzüge eines derart zustande gekommenen Hedonismus eingeht. Auf Falcos Debutalbum geht es um die Beschreibung einer sehr zerbrechlichen Gemeinschaft mit Drogenproblemen, irgendwie ist jeder auf der Flucht vor irgendjemand oder irgendetwas. Die Lust auf Leben birgt eben auch die Gefahr des Todes.

Falcos erstes Album wird nicht nur von ihm selbst, sondern auch von vielen Fans und Kritikern als sein bestes betrachtet, es ist eine faszinierende Mischung aus Coolness, Narzissmus, Kreativität, Affirmation und Subversion. Falco erfindet sich darauf selbst als charmanten, selbstironisch-humorvollen Pop-Dandy mit einem scharfen Auge für soziale und kulturelle Phänomene. Auch Falcos Vortrag seiner Texte mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, Ironie, Wiener Schmäh und Chuzpe führten dazu, dass Falcos erstes Album als Parodie aufs Establishment und er selbst als „Anarchist im hedonistischen Tarnanzug“ aufgenommen wurde. Natürlich ist das Album kein Konzeptalbum im klassischen Sinn, aber selten durchzogen sich quer über fast alle Songs eines Falco-Albums so konstant und einheitlich Themen wie hier. Sollte man jemandem die Faszination Falcos erklären wollen, tut man gut daran, ihm genau dieses Album vorzuspielen, hier ist bereits alles angelegt, was Falco ein paar Jahre später zum internationalen Weltstar machen würde, und es ist genau hier, dass all diese Elemente so beeindruckend wie selten danach umgesetzt wurden.

Auf Tour ging Falco mit seinem Debutalbum nicht, er performte jedoch mehrere Songs live in der Wiener Stadthalle im Rahmen der am 1. November 1982 dort stattfindenden Pop-Krone. Diese sechs Live-Nummern, sowie auch sämtliche zu dieser Zeit angefertigten Remixes und Edits der Singles und B-Seiten finden sich klanglich optimiert auf der nun erscheinenden Deluxe-Ausgabe des Albums. 

Falco & Robert Ponger im Clubraum des U4 Anfang der 1980iger-Jahre.

Bonus Material Doppel CD – Live Konzert Wiener Stadthalle 1982

Das Konzert am 1. November 1982 in der Wiener Stadthalle im Rahmen der Pop-Krone war Falcos allererster Auftritt mit einer Live-Band als Solokünstler. Bei der Pop-Krone handelte es sich um eine Musiker-Wahl der österreichischen Kronen-Zeitung, bei der die Fans telefonisch und mit schriftlichen Einsendungen ihren Lieblings-Popstar wählen konnten. Bei diesem Konzert, bei dem der Eintrittspreis 90 Schilling betrug, trat Falco als Headliner auf. Bei seinem Auftritt sang Falco sechs Songs aus seinem Debutalbum „Einzelhaft“. Zwei dieser Songs („Zuviel Hitze“ und „Maschine Brennt“) hat Falco danach nie wieder live aufgeführt.

Das Konzert genießt Kultstatus, auch weil Falco dabei zum ersten und letzten Mal mit seinem kongenialen Produzenten und Songwriting-Partner Robert Ponger (der das Keyboard bediente) auf der Bühne stand. Dabei wurde ihm von Markus Spiegel nicht nur eine goldene Schallplatte für die Verkäufe der LP „Einzelhaft“ verliehen, Falco gewann auch die „Internationale Pop-Krone“ als erfolgreichster österreichischer Künstler in den internationalen Charts. Der Pop-Krone-Auftritt gilt auch als eines der authentischsten Konzerte Falcos, schließlich trat er hier großteils mit denjenigen Musikern live auf, mit denen er auch sein erstes Album „Einzelhaft“ im Studio einspielte beziehungsweise die mit ihm bereits mit den Bands Hallucination Company und Drahdiwaberl (Robert Ponger, Peter Vieweger, Bernhard Rabitsch, Helmut Bibl, Peter Kolbert) aufgetreten sind, erinnert sich Michael Rager.

Fotos: Kurt Themessel, U4, GiG Records, Promotion

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