In Österreich kamen durch Unfälle an Eisenbahnkreuzungen im Vorjahr 15 Menschen ums Leben, 32 wurden schwer und 50 leicht verletzt. Der 7. Mai ist der internationale Eisenbahnkreuzungs-Awareness-Day und steht europaweit im Zeichen der Sicherheit.Ein Video zeigt die Folgen eines Zugcrashs mit einem Van.
ÖBB und das Kuratorium für Verkehrssicherheit haben filmisch dokumentiert, was bei einem Zusammenprall von einem Zug und einem Pkw passiert. Das Video veranschaulicht auf dramatische Weise, wie gefährlich eine solche Kollision ist und dass der Lenker dabei oft keine Chance hat.
Das neue ÖBB-Video: http://www.youtube.com/watch?v=WJKz9EfqHx0
Die Bilder sollen aufrütteln und das Problembewusstsein schärfen. Denn die Ursache liegt bei nahezu allen Unfälle bei den Straßenverkehrsteilnehmern.
Seit 2007 werden von der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes Unfälle auf Eisenbahnkreuzungen systematisch erfasst. Im ersten Berichtsjahr gab es 191 Kollisionen zwischen Zug und Straßenverkehrsteilnehmer. 2012 wurde mit 140 Unfällen der bisher niedrigste Wert erreicht.
Die Bahn ist das nahezu sicherste Verkehrsmittel. Alle Eisenbahnkreuzungen sind entweder durch technische oder andere Maßnahmen gesichert, dennoch kommt es durch Unachtsamkeit der Straßenverkehrsteilnehmer immer wieder zu Unfällen. Züge fahren nicht auf Sicht, der Bremsweg ist unter anderem wegen des großen Gewichts fünf- bis zehnmal so lange wie bei einem Pkw und kann mehr als einen Kilometer betragen. Franz Seiser, Vorstand der ÖBB Holding AG dazu: „Das Thema Sicherheit hat bei uns absolute Priorität. Wir investieren seit mehreren Jahren jährlich rund 25 Millionen Euro für diesen Bereich. Die Maßnahmen reichen von der Verbesserung der Situation an Eisenbahnkreuzungen bis hin zu bewusstseinsbildende Maßnahmen für Kinder und Autofahrer.“ Die Zahl der Unfälle an ÖBB Eisenbahnkreuzungen sinkt seit mehreren Jahren. Seiser weiter: „Unsere Maßnahmen wirken, aber jeder einzelne Unfall ist einer zu viel! Wir wollen noch mehr aufklären, denn eine Kollision eines Autos mit einem Zug ist ein sehr ungleiches Duell: Wegen des großen Gewichts der Züge ist der Verlierer immer das Auto.“ Morgen, am „Tag der sicheren Eisenbahnkreuzung“, werden wir in ganz Österreich Folder an Autofahrer verteilen, um das Bewusstsein für das sichere Überqueren von Eisenbahnkreuzungen zu erhöhen.
Eine Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) unter 500 LenkerInnen zeigt, dass sich 51 Prozent der Befragten an Eisenbahnkreuzungen schon einmal riskant bzw. sorglos verhalten haben: Überquerung der Eisenbahnkreuzung bei rotem Ampellicht oder sich senkenden Schranken, kein Kontrollblick, ob ein Zug kommt oder an der Stopp-Tafel nicht stehen geblieben. 17 Prozent der Befragten haben schon einmal erst im Nachhinein bemerkt, dass sie eine technisch nicht gesicherte Eisenbahnkreuzung unachtsam überquert haben und 28 Prozent der befragten LenkerInnen gaben an, dass sie sich bei ihnen gut bekannten Bahnübergängen aus Routine weniger achtsam verhalten. „Eisenbahnkreuzungen werden von vielen Lenkern nicht wahrgenommen – sei es durch Ablenkung oder Unachtsamkeit – oder nicht ernstgenommen“, erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KfV. Die meisten Unfälle auf Bahnübergängen sind auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen und sind daher leicht vermeidbar. „Viele Lenker wollen sich aus Ungeduld oder Eile durch eine rote Ampel an einer Eisenbahnkreuzung nicht bremsen lassen und queren trotzdem, auch weil sie die Geschwindigkeit eines herannahenden Zuges nicht einschätzen können, ein oft tödlicher Fehler“, schließt Thann.
Im vergangenen Jahr ereigneten sich 34 Unfälle auf Eisenbahnkreuzungen im Schienennetz der ÖBB in Niederösterreich, davon 20 auf technisch gesicherten Bahnübergängen (Lichtzeichen oder Schrankenanlage) und 14 auf nicht technisch gesicherten Bahnübergängen (Andreaskreuz, Stopptafel). Fünf Personen erlitten leichte Verletzungen, zehn Personen wurde schwer verletzt und zehn getötet. In Niederösterreich gibt es derzeit 1.432 Eisenbahnkreuzungen, davon 657 mit technischer Sicherung und 775 mit nicht technischer Sicherung.
Richtiges Verhalten vor und auf Eisenbahnkreuzungen (zur Erinnerung und Auffrischung)
- • Grundsätzlich gilt bei Eisenbahnkreuzungen: Es gibt keine freie Fahrt, man muss sich bei jeder Fahrt davon überzeugen, dass eine gefahrlose Überquerung der Schienen möglich ist.
- • Oft sind gerade Personen, die täglich Eisenbahnkreuzungen queren und den Fahrplan kennen, besonders sorglos und dadurch gefährdet.
- • Trotz roter oder gelber Lichter oder Läutwerk bei beschrankten Bahnübergängen hat man sich in jedem Fall durch Schauen und Hören von einer gefahrlosen Überquerung der Eisenbahnkreuzung zu überzeugen.
- • Vormerkdelikt: Das Nichtbeachten des Rotlichts bei Bahnübergängen und Umfahren der bereits geschlossenen Schranken ist ein Vormerkdelikt. Das Delikt wurde erweitert auf: „Nichtanhalten vor beschrankten Eisenbahnübergängen, wenn das Schließen angekündigt wird“.
Eine Eisenbahnkreuzung darf nur übersetzt werden, wenn
- • kein Licht aufleuchtet,
- • die Schranken – so vorhanden – vollständig geöffnet sind und
- • sich kein Schienenfahrzeug nähert.
Ist eine Kreuzung nur mit Andreaskreuz gesichert, muss man sich selbst davon überzeugen, dass sich kein Zug nähert. Schau genau und achten Sie auf akustische Signale. Vor einer Stopptafel auf jeden Fall stehen bleiben.
Absolutes Überholverbot
Mehrspurige Kfz dürfen innerhalb von 80 Metern vor bis unmittelbar nach der Eisenbahnkreuzung nicht überholt werden. Auf dem Übergang selbst gilt ein absolutes Überholverbot für alle Fahrzeuge. Auch das Parken, Halten und Umkehren auf der Eisenbahnkreuzung ist verboten. Selbstverständlich ist auch das Umfahren der (Halb)Schranken nicht erlaubt.