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Gruff Rhys erklimmt auf der Suche nach neuen Göttern Nordkoreas heiligen Vulkan

Gruff Rhys liebt Konzeptalben. Vor drei Jahren veröffentlichte er ein solches unter dem Namen ‚Babelsberg‘ inspiriert von dem Ortsschild des gleichnamigen Potsdamer Stadtteils. Mit ‚Seeking New Gods‘ veröffentlicht er kürzlich auf Rough Trade Records ein weiteres ziemlich monothematisch geprägtes Album, das sich mit einem Berg, dem Mount Paektu, beschäftigt. ‚Seeking New Gods‘ ist die frei erzählte audio-biographische Geschichte dieses Vulkankegels, der auf Grund seiner geographischen Lage eine halbwegs bewegte Vergangenheit hat.

Nach einer alten koreanischen Überlieferung ist der Paektusan, 백두산 (auf deutsch Weißkopf-Berg), die Geburtsstätte des koreanischen Volkes. Für Nordkorea ist der aktive Vulkan im Grenzgebiet von China und Nordkorea – mit 2.744 Meter der höchste Gipfel der Grenzregion und ganz Nordkoreas – ein heiliger Berg und spielt zudem in der staatlichen Propaganda eine wichtige Rolle, da Staatsgründer Kim Il-sung von hier den Unabhängigkeitskrieg gegen Japan organisierte.

Produziert wurde ‚Seeking New Gods‘ von Gruff Rhys selbst und anschließend vom legendären Beastie Boys Produzenten Mario Caldato Jr. abgemischt.

Gruff Rhys faszinierten die Mythen um den Berg sowie seine ereignisreiche Geschichte: „Das Album handelt von Menschen und Zivilisationen und den Räumen, die Menschen im Laufe der Zeit bewohnen. Wie Menschen kommen und gehen, aber die Geologie bleibt bestehen und ändert sich langsamer. Ich denke, es geht um Gedächtnis und Zeit. Es ist immer noch eine Biografie eines Berges, aber jetzt ist es der Berg Paektu des Geistes. Du wirst nicht viel über den echten Berg erfahren, wenn du dir diese Platte anhörst, aber du werden hoffentlich etwas spüren.”

‚Seeking New Gods‘ ist das mittlerweile siebzehnte Solo-Album des ehemaligen Super Furry Animals-Sängers. Bereits zuvor veröffentlichte Gruff Rhys Alben mit biografischen Zügen beispielweise über John DeLorean, Giangiacomo Feltrinelli oder John Evans – nun eben ein Berg, warum auch nicht. Entstanden sind viele der neuen Songs nicht etwa am Fuße des Paektusan, sondern eher unromantisch während einer USA-Tour. Eingespielt hat er sie mit jener Band, die ihn auch schon auf ‚Babelsberg‘ und der Tour begleitete.

Mit ‚Seeking New Gods‘ erklimmt der Waliser musikalisch neue Pop-Gipfel, deren atemberaubende Aussicht ihn in diesem Moment sicher schon wieder neuen Songs inspirieren.

Cat Le Bon empfahl Gruff Rhys ein Studio in der Mojave-Wüste, wo er und die Band nach ihrer letzten Show in Los Angeles hinfuhren, um fast das komplette Album, bis auf drei Songs, die in Bristol entstanden, aufzunehmen. „Es war ziemlich zufällig, dass wir den Großteil des Albums im amerikanischen Westen aufgenommen haben – wir hätten überall dort aufgenommen, wo die Tour endete”, skizziert Gruff Rhys.

Die musikalische Biographie des Berges fügt dem Lebenslauf des mittlerweile 50-jährigen Gruff einen – nicht nur geologischen – Höhepunkt hinzu. Er ist ein Trüffelschwein des eigenwilligen Pops mit einem unvergleichlichen Gespür für Melodien und Hooks.

Fotos: Mark James, Beggars Group, Promotion

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